Nun wartet meiner die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, geben wird an jenem Tage; nicht aber allein mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben. - So wird mich der Herr von allem Übel erlösen und nur aushelfen zu seinem himmlischen Reiche.
Schöne Aussicht! So trübe es oft unter den Wolken ist, so helle und schön ist es über den Wolken. Wer auf einem hohen Gebirge ist, der hat das Wetter, die Wolken unter seinem Fuße und schaut geradezu in den unbewölkten Himmel auf. Wer sich im Glauben erhebt über die Betrübnisse und Leiden dieser Zeit; wer sich an Gottes Wort und Verheißung hält, der sieht den klaren Himmel vor sich, sieht mit unbewölktem Auge die Krone und Herrlichkeit, die ihm sein Heiland in seinem Worte vorhält und dort in seinem Reiche aufbewahrt. Er denkt: Sie ist in einer sichern Hand, es wird sie ihm niemand aus seiner Hand reißen. Wer diese lebendige Hoffnung hat, der kann nicht anders, er muss sich darnach sehnen, muss sich damit trösten. Er kann sein Herz nicht halten, es entflieht ihm oft und weilt dort, wo seine ewige Heimat und zukünftige Herrlichkeit ist. Denn das stärkt den alten müden Pilger, das hebt die Füße und ist der beste Labetrunk, die kräftigste Fußsalbe für den Wanderer. Erfreulich ist, was Paulus so bestimmt sagt: Der Herr wird mir die Krone der Gerechtigkeit geben, aber nicht nur mir, sondern allen, die seine Erscheinung lieb haben. Wer Seiner harret von einer Morgenwache zur andern, wer es kaum erwarten kann, bis er kommt, wer ihn lieber heute als erst morgen sehen möchte, wer so in heißer Sehnsucht nach ihm lebt: der wird die Krone und Herrlichkeit aus seiner Hand so gewiss als Paulus erhalten. (Johannes Evangelista Gossner)
Der HErr wird die Krone der Gerechtigkeit geben Allen, die Seine Erscheinung lieb haben.
Am Abend des ersten Tages dieses Jahres denke ich billig an den letzten Tag der Welt, an welchem Christus in Seiner Herrlichkeit erscheinen, und die Lebendigen wegen dessen, was sie in den Tagen ihres irdischen Lebens getan haben, mit Gerechtigkeit richten wird. Auf Ihn warten, Seine Erscheinung lieb haben, Ihm gleichsam entgegen gehen, und durch den Geist mit Seiner Braut sagen: komm! – dieses ist der Sinn und die Eigenschaft gläubiger und gerechtfertigter Seelen. Ein Mensch, der Böses getan, und noch keine Vergebung seiner bösen Werke erlangt, und den Geist der Kindschaft noch nicht empfangen hat, denkt mit einer heimlichen Angst an diese Erscheinung Jesu Christi, und tröstet sich mit dem Gedanken: Mein HErr kommt noch lange nicht. Er sagt aber: siehe, Ich komme bald. Bald kommt Er nach der göttlichen Zeitrechnung, nach welcher tausend Jahre wie ein Tag und wie eine Nachtwache sind: bald aber auch nach der menschlichen Zeitrechnung, nach welcher der Todestag eines jeden Menschen perspektivisch an den jüngsten Tag stößt, weil die Zeit, die dazwischen liegt, in dem Gericht, in welchem ein jeder nur empfangen soll, nachdem er bei Leibesleben gehandelt hat, nicht zum Vorschein kommen wird. So vergnügt ein Christ schon in diesem Leben werden kann, wenn er Gnade und Friede empfangen hat und empfindet; und so selig, fröhlich und herrlich auch seine Seele nach ihrem Abschied aus dem Leibe werden kann: so hat er doch Ursache genug, über dieses Alles noch die Erscheinung Jesu Christi in der Hoffnung lieb zu haben, weil dieser viel Neues mit sich bringen, und die Herrlichkeit der Auserwählten vollkommen machen wird. Paulus hoffte, bei der Erscheinung seines HErrn auch die Krone der Gerechtigkeit zu empfangen. Damit man sie aber nicht für ein apostolisches Vorrecht halten möchte, bezeugte er ausdrücklich, der HErr werde sie nicht allein ihm geben, sondern auch Allen, die Seine Erscheinung lieb haben. Auch dir wird er sie also, mein Leser, geben, wenn du Seine Erscheinung lieb hast. Off. Joh. 2,10. ist von einer Krone des Lebens die Rede, und 1 Petr. 5,4. von einer unverwelklichen Krone der Herrlichkeit. Es wäre allzukühn, wenn wir darüber viele Auslegungen machen wollten. Nur wissen wir überhaupt aus 1 Kor. 9,25., dass vor der Empfangung der Krone ein guter Kampf und guter Lauf hergehen müsse; Paulus tut 2 Tim. 4,8. der Krone der Gerechtigkeit Meldung, nachdem er unmittelbar vorher als ein dem Tod naher Mann gesagt hatte: ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Off. Joh. 2,10. hatte der Heiland dem Bischof zu Smyrna zugesprochen: sei getreu bis an den Tod, und setzte hernach hinzu: so will Ich dir die Krone des Lebens geben. 1 Petr. 5. ist von Ältesten oder Lehrern der christlichen Gemeinden die Rede, und es wird ihnen für ihre Uneigennützigkeit und für ihre Demut, bei welcher sie nicht über das Volk herrschen, sondern Vorbilder der Herde werden, die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit versprochen. Sie wird aber alle Erwartung übertreffen. Sie wird ein herrlicher Schmuck der Auserwählten sein: es werden große Vorrechte damit verbunden sein. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, ihr lieben Mitchristen: die Krone des Lebens, der Gerechtigkeit und der Herrlichkeit wird alles ersetzen.
So will ich denn auch in diesem Jahr durch die Kraft des Heiligen Geistes den guten Kampf fortkämpfen, den Lauf nach dem vorgesteckten Ziel fortsetzen, und Glauben halten. Der Heilige Geist stärke mich dazu durch das Evangelium. (Magnus Friedrich Roos)
“Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit.“
Du Zweifelnder! Du hast oft gesagt: „Ich fürchte, ich komme nie in den Himmel.“ Fürchte dich nicht! Alle Gotteskinder müssen eingehen zur ewigen Wonne. Ich freue mich immer wieder über jene liebliche Erzählung von dem Sterbenden, der ausrief: „Ich gehe ohne Zagen heim, ich habe mich von allem losgemacht; der Herr steht auf der Schwelle meiner Tür, und ich bin bereit, Ihm zu folgen.“ „Aber hast du seine Furcht,“ erwiderte einer seiner Freunde, „du möchtest doch das gehoffte Erbteil nicht finden?“ „O nein,“ sprach er, „der Himmel besitzt eine Krone, die selbst der Engel Gabriel nicht tragen könnte; sie passt nur auf mein Haupt. Und ein Thron ist dort oben bereit, den kein Apostel Paulus einnehmen kann, denn er ist für mich gemacht, und ich werde darauf sitzen.“ O lieber Christ, welch ein Freudengedanke! Dein Erbteil ist dir gesichert: „Es ist noch eine Ruhe vorhanden.“ „Aber kann ich ihrer nicht verlustig gehen?“ Nein; fest ist sie zugesichert. Wenn ich ein Gotteskind bin, so kann sie mir nicht verloren gehen. Sie ist mein eigen, so gewiss, als ob ich sie schon besäße. Komm mit mir, lieber gläubiger Bruder, wir wollen miteinander auf den Berg Nebo gehen und das gelobte Land, unser Kanaan, schauen. Bemerkst du jenen schmalen Todesstrom, der im Sonnenschein glänzt, und erkennst du jenseits die Zinnen der ewigen Stadt? Siehst du die liebliche Gegend und all ihre glücklichen Bewohner? So wisse denn, wenn du hinüberfliegen könntest, so würdest du auf einer ihrer Wohnungen die Inschrift lesen: „Bestimmt für den und den; ihm bleibt diese Stätte vorbehalten. Hier wird er aufgenommen, um ewig bei Gott zu sein.“ Du armer Zweifler, schaue an das herrliche Erbe; es ist dein. Wenn du an den Herrn Jesum glaubst, wenn dir deine Sünden herzlich leid sind, wenn dein Herz erneuert ist, so bist du ein Kind Gottes, und dort ist dir eine Wohnung bereitet, und eine Krone wartet auf dich, und eine besondere Harfe wird dir in die Hand gegeben. Kein andrer wird dein Teil bekommen, dir bleibt‘s im Himmel aufbehalten, und bald wirst du es in Empfang nehmen; denn in der ewigen Herrlichkeit gibt‘s keine leeren Throne, wenn alle Auserwählten gesammelt werden.
„Herr! Welche Seligkeit, vor Deinem Gnadenthrone
Zu strahlen Dir zum Ruhm, in meiner Ehrenkrone!“ (Charles Haddon Spurgeon)