2. Timotheus 3,17

Andachten

Dass ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt.
Dem Menschen Gottes, den Gott macht und Gott mit sich in Verbindung hält und Gott als sein Werkzeug braucht, kann es nicht an einem Merkmal fehlen, das ihn kenntlich macht. Er ist, sagt Paulus, zu jedem gütigen, hilfreichen, heilsamen Werk geschickt. Er ist nicht träg; denn Gott ist der Wirkende. Er beschäftigt sich nicht nur mit Gedanken als Forscher und Redner; denn Gott ist nicht nur eine Idee oder ein Denker, sondern der Schaffende. Er betet nicht nur; denn er betet nicht umsonst, sondern empfängt, und weil er empfängt, handelt er. Er ist zu einem boshaften und schädlichen Werk nicht fähig. Wie sollte er andere verderben, wenn er Gottes ist? Er ist das Werkzeug der göttlichen Güte nicht bloß für einzelne Nöte und besondere Bedürfnisse, sondern zu jedem guten Werk bereit. Wirkliche Hilfe wird nicht durch teilweise, zersplitterte Gaben geleistet. Gott sorgt für den Leib und für den Geist; er tröstet und macht froh, heilt den Schaden und gibt Leben. Gibt es ein Mittel, durch das ein Mensch Gottes entsteht? Dankbar sah Paulus auf seine Bibel, weil sie aus uns die Menschen Gottes bereitet, die zu jedem Guten fähig sind. Darum ist sie reich und spricht nicht bloß in einem einzigen Ton zu uns. Sie straft, aber nicht allein, sondern sie lehrt auch. Jenes tut sie, damit wir wissen, was Sünde sei; dieses tut sie, weil sie uns Gottes guten Willen zeigt. Sie straft nicht nur, sondern sie richtet auch auf und erzieht und bildet uns. Sie übt unser Auge, dass wir sehen lernen, weckt unser Ohr, dass wir zum Hören gelangen, macht uns kampftüchtig, so dass wir für das Böse verschlossen sind, macht uns dankbar, so dass wir die Gaben der göttlichen Gnade erkennen und schätzen, macht uns gehorsam und macht uns reich, so dass wir zu geben und zu helfen imstande sind. Darum erwartet Paulus, dass wir alle, wenn wir unsere Bibel zu brauchen wissen, Menschen Gottes werden, die zu jedem guten Werk tüchtig sind. Dazu macht uns die Schrift dadurch, dass sie uns zu Christus führt und uns in ihm den zeigt, in dem wir den Glauben empfangen.
Was du tust, Vater, hat immer ein großes und herrliches Ziel. Darum gibst du allen, die du mit deiner Gnade beschenkst, einen vollen Beruf. Gibst du mir viel Arbeit, so habe ich auch viel zu bitten, und ich bringe dir, der du weißt, was ich bedarf, meine Bitten dar. Amen. (Adolf Schlatter)

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