1. Thessalonicher 5,9

Andachten

Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen durch unsern HErrn Jesum Christum.
Paulus hatte vorher die Gläubigen ermahnt, sie sollen als Leute des Tages nüchtern sein, angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe, und mit dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit. Nun gibt er aber den Grund von dieser Hoffnung der Seligkeit an, und beruft sich dabei nicht auf das menschliche Wollen, nicht auf die eigene Würdigkeit und Gerechtigkeit, sondern auf Gottes Erbarmen. Gott, sagt er, hat uns nicht zum Zorn gesetzt; Er hat uns nicht dazu verordnet, dass Er Seinen Zorn an uns auslasse, und Sich gegen uns als ein verzehrendes Feuer offenbare. Wenn Er dieses tun wollte, wer würde es hindern, wer würde Seinem Willen widerstehen können? Ja wer ist unter der Menge der Sünder, die auf dem Erdboden wohnen, der alsdann über Unrecht klagen könnte? Gott lässt uns von Seinem Zorn predigen, und beschreibt uns in Seinem Wort die Hölle, in welcher man von dem Wein Seines Zorns, der eingeschenkt und lauter ist in Seines Zorns Kelch, trinkt, und mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm gequält wird (Offenb. 14,10.), Er zeigt uns aber diesen fürchterlichen Ort, diese schreckliche Qual, um uns zu warnen, und zur Nüchternheit und Wachsamkeit anzutreiben. Übrigens hat Er kein Gefallen am Tode des Sünders, und will nicht, dass Jemand verloren werde, sondern dass sich Jedermann zur Buße kehre und lebe. Insonderheit hat Er Leute, welche, wie die Thessalonicher ( Thess. 2,13.), Sein Wort als Gottes Wort annehmen, und seine heilsame Wirkung in sich erfahren, nicht dazu gesetzt oder bestimmt, dass Er Seinen Zorn an ihnen ausbrechen lasse, ob Er sie schon auch väterlich züchtigt, sondern hat sie zum Besitz der Seligkeit durch unsern HErrn Jesum Christum verordnet. Seligkeit ist dem Zorn entgegengesetzt. Das Wort Seligkeit, welches hier vorkommt, wird nie gebraucht, wenn von Gott, oder von Seinen Engeln die Rede ist, weil es sich nur für Leute schickt, welche unglücklich oder verloren waren, wie wir Alle nach der Natur sind. Seligkeit ist eine Errettung von dem Übel. Diese Seligkeit sollen aber die Gläubigen nach Gottes Willen durch ihren HErrn Jesum Christum, der für sie gestorben ist, erlangen, und hernach ewiglich besitzen. Der HErr Jesus hat Sich durch Sein Sterben am Kreuz für sie geopfert, ihre Sünden gebüßt, den Fluch des Gesetzes getragen, und alle Worte Gottes erfüllt, worin den Menschen Zorn und Strafe gedroht war. Nun können sie es, denn auf einem andern Weg kommen sie nicht zu diesem Zweck. Ihre Werke und Leiden verhelfen ihnen nicht dazu, ob sie schon auch ihren Nutzen haben. Wenn uns also Jemand fragte, wie der Täufer Johannes die Pharisäer und Sadduzäer gefragt hat: ihr Otterngezüchte (ihr böse Menschen) (ihr böse Menschen) wer hat denn euch gewiesen, dass ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet? Matth. 3,7., so wollten wir antworten: wir haben diese Hoffnung durch unsern HErrn Jesum Christum, der für uns gestorben ist. Alsdann könnte man uns aber wieder antworten und sagen: seht zu, tut rechtschaffene Früchte der Buße (weil ohne Buße kein Glaube statt hat), denket auch nicht, dass ihr bei euch wollt sagen: wir haben eigene Verdienste usw., Gott ist nicht an euch gebunden. Auch ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. (Der Zorn Gottes wird bald anbrennen) Darum welcher Baum nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins höllische Feuer geworfen. (Magnus Friedrich Roos)


Denn Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen, durch unsern Herrn Jesum Christum, der für uns gestorben ist, auf dass, wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben sollen.
Das ist ein großes, ein goldenes Wort, dafür wir dem barmherzigen Gott nicht genug danken können. Gott hat uns gesetzt, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesum Christum. Dazu ist der Sohn Gottes für uns gestorben, auf dass wir nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben sollen. Das ist der heilige Liebeswille des barmherzigen Gottes. Dazu lässt er sein Evangelium uns predigen, damit wir diesen Willen erkennen und von Herzen glauben lernen. Dazu lässt er sein heiliges Sakrament unter uns verwalten. Darum arbeitet der Geist Gottes an unsern Herzen, damit dieser sein Liebeswille an uns erreicht werde. Dazu sucht der Herr, unser Gott, in Leiden und Freuden uns heim, um uns zu sich zu ziehen aus lauter Güte. Mögen wir nun, wenn der Herr Jesus kommt, wachen, das heißt, noch leben, oder mögen wir an jenem Tage schon im Grabe schlafen, wir sollen zugleich mit ihm leben in Ewigkeit.

Dies große, goldene Wort ist unsere Zuversicht und unsere Hoffnung auf allen Wegen unseres Lebens. Wenn der böse Feind uns verklagt, wenn unser eigenes Herz uns verdammt und unser Gewissen uns ängstigt, so können und sollen wir uns dessen getrösten, dass uns Gott nicht zum Zorn gesetzt hat, sondern die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesum Christum. Auch in aller Versuchung und Anfechtung, die wir von der Welt erleiden, auch in allem Kreuz und in aller Trübsal, die wir erfahren, soll dieser Glaube uns immer wieder stärken und trösten. Er ist wie ein starker Helm, der unser Haupt bedeckt und beschützt. An dieser Hoffnung sollen wir aber auch festhalten, wenn wir des jüngsten Tages gedenken. Dann werden wir vor diesem Tage uns nicht ängsten und fürchten. Unsere frommen Väter nannten ihn nicht anders als den lieben“ jüngsten Tag. Wir werden auch fröhlich unser Haupt emporheben, wenn wir diesen Helm der Hoffnung auf demselben tragen. Es wird dann auch an uns in Erfüllung gehen, davon es in jenem schönen Liede heißt.

Zion hört die Wächter singen, Das Herz tut ihr vor Freude springen, Sie wacht und steht eilend auf. Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig, Von Gnade stark, an Wahrheit mächtig, Ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf. Nun komm, du werte Kron', Herr Jesu, Gottes Sohn. Hosianna! Wir folgen all' zum Freudensaal Und halten mit das Abendmahl.

Aber diese Hoffnung muss uns auch stärken und ermuntern, dass wir auf den Tag des Herrn treulich und ernstlich uns bereiten. Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesum Christum, der für uns gestorben ist, auf dass, wir machen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben sollen.“ Das ist der gnädige Wille unseres Gottes. Das ist unser fester Trost und selige Zuversicht. Wir müssen uns nun auch hüten, dass wir diesen Willen unsers Gottes nicht verachten, seine Gnade nicht auf Mutwillen ziehen und unser Heil und unsere Seligkeit nicht verscherzen. Je fester und größer unsere Hoffnung, desto ernster müssen wir uns auch auf den Tag der Zukunft unsers Herrn Jesu Christi bereiten, damit diese Hoffnung auch in ewige und selige Erfüllung gehe. (Ziethe)

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