Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen.
Solange ein Erweckter nicht zur Seligkeit in Gott gelangt ist, kann Er nicht befriedigt sein. Wir müssen darum diese Sache jedem vorlegen und ihn dringend bitten, diesen einfachen und köstlichen Weg unverzüglich zu betreten. Die Gefahr des Abfalls liegt für alle nahe, die in Gott nicht vollständig zur Ruhe gekommen sind. In den heiligen Lebensgrund Eingepflanzte können nur durch ein beständiges Wachsen und Zunehmen glücklich bleiben. Es mag wohl sein, dass sich zuerst Schwierigkeiten erheben, weil es bei dieser Übung zur Gottseligkeit fortwährend eine gewisse Geistesträgheit zu überwinden gibt. Wir müssen uns aber daran gewöhnen, unserem inneren Menschen nicht weniger Aufmerksamkeit zu schenken als unserem äußeren. Wer in Gottes Gegenwart wandelt, wem sich der Lebensinhalt der Heiligen Schrift ergießt, wer es verstehen gelernt, Gott mit sich reden zu lassen, der schaut die Bibel mit ganz anderen Augen an und gebraucht sie auch ganz anders. Sie ist nun der Ort, wo Gott ihm begegnet, der Ort, wo Gott mit ihm redet, der Ort, wo es ihm leicht wird, mit dem höchsten Gott Gemeinschaft zu pflegen. Bei dieser Übung in der Gottseligkeit wird uns die Bibel erst recht unentbehrlich. Ach, möchtest du doch diesen Rat befolgen; ich bin gewiss, du wirst bald so von Gottes Wort und Gottes Geist erfüllt, dass du fröhlich und freudig deine Straße ziehen kannst. Die wahre Gemeinschaft mit Gott, die fortwährende Mitteilung Seines Lebens und Wesens ist die höchste Seligkeit im Erdenleben. Und auch in der Ewigkeit werden wir nichts Größeres kennenlernen. (Markus Hauser)
Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen.
Ihr Eltern, haltet eure Kinder dazu an, von früh auf Christi Wort zu hören in der Kirche; aber sollen sie rechten Segen davon haben, dann muss es eure Hand sein, die sie herführt. Ihr Herrschaften, möge Gott euch das schlafende Gewissen treffen, dass es euch zur Sünde werde, wenn ihr das Heil, das ihr euch selbst in Gottes Haus holt, euren Dienstboten vorenthaltet; gönnt Denen, die die Woche für euch gearbeitet, die Ruhe, am Sonntag zu Christi Füßen zu sitzen in der Kirche; gewiss nicht leicht wird einst die Anklage wiegen, wenn so eine im Wust des Lebens verkommene Seele den Finger wider euch aufhebt: ich konnte nicht, ich durfte nicht. Sage Keiner, es fehle an der Zeit; es fehlt nur an der Liebe zu Gottes Wort. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen, ja lasst es in euren Häusern wohnen, reichlich wohnen, nicht bloß als einen seltenen Gast, als den Schmuck weniger Festtage bloß, nicht bloß als das Heilmittel, dazu erst in der größten Not gegriffen wird. Nicht also, dass Bibel und Gesangbuch, vom Konfirmations- und Hochzeitstage her, im Staube liegt, vergessen und verachtet vor den andern Büchern, die den Tisch des Hauses bedecken, sodass erst in der Stunde, wo diese nicht mehr zu bieten haben, danach gegriffen wird. Sondern lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen, also dass das ganze Leben des Hauses davon durchdrungen wird, dass Alle im Hause sich unter das Regiment dieses Wortes stellen, dass Alle davon leben als ihrem täglichen Brote. Dann wird die selige Freude geschmeckt, das Höchste, was das eigne Herz von Gottes Liebe und Gnade erfahren, Denen mitzuteilen und zu bekennen, die uns die Teuersten auf Erden sind, und dadurch auch ihr Herz zugleich mit dem eignen fester zu gründen in dem Einen, was nottut. (Adolf Clemen)
Lehrt und vermahnt euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen, lieblichen Liedern, und singt dem Herrn in eurem Herzen.
O seliges Haus, wo mit solchen Stimmen die Herzen einander lehren und vermahnen, wo durch alle Stimmen des Tages und alle irdischen Töne in den Herzen voll und tief hindurchklingt der Psalm der Ewigkeit von Gottes Größe und Gnade. Seliges Haus, wo alle unreine, lieblose Rede, alle Bitterkeit und Gehässigkeit, alles Seufzen und Klagen, sobald es auftauchen will, immer wieder zum Schweigen gebracht wird von den Psalmen und Lobgesängen, die in den Herzen klingen. Dem Liede ist eine Macht gegeben über das Menschenherz; wehe wenn sie missbraucht wird! Wehe über jene sündlichen Lieder, die der Geist der Finsternis geboren und die Hölle die Menschen gelehrt hat, um durch ihr Gift die Herzen zu berauschen und zu verderben! Aber Heil Denen, in deren Herzen, von deren Lippen die heiligen Lieder klingen, die Psalmen und Lobgesänge. Sie besitzen in ihnen eine Gottesmacht, einen himmlischen Schab, aus dem sie immer wieder schöpfen Kräfte der Heiligung und des Friedens. Wer will's aussagen, welch einen Schwung es der Seele verleiht mitten im eintönigen Tageslauf mit seiner Arbeit und Sorge, welche Freudigkeit und Erhebung mitten im Schwersten Dulden, wenn so ein einziger Psalm, ein kleiner Liedervers, einst gelernt, jetzt erst verstanden, im Herzen wieder und wieder klingt. O wie viel reicher würden wir sein an Trost und Licht, an Kraft und Freude, wie viel heller würde unser Leben sein, wollten wir uns unter einander Lehren und vermahnen mit Psalmen und Lobgesängen; wie viel stärker wider alle Versuchungen, wie viel behüteter in der Welt würden wir unsre Kinder wissen, wenn wir ihnen fürs Leben einen solchen Schatz heiliger Lieder mitgeben wollten als inneres Eigentum, das sie nimmer vergessen. (Adolf Clemen)