Danksagt dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zum Erbteil der Heiligen im Licht, welcher uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden.
Ja es gibt eine Errettung aus den Ketten der Finsternis. Christus ist herabgekommen in diese Welt und hat den Prozess für uns geführt, und man darf nun von Freiheit predigen, man darf in eine gebundene Sünderwelt hineinschreien: der Fürst dieser Welt ist gerichtet, ihr seid quitt, los seiner Herrschaft, wenn ihr nur wollt. Seit Jesus Christus auf Golgatha gestorben und allen Grimm Satans an sich hat austoben lassen, seitdem darf man von Freiheit sagen. Der Strick ist entzwei. Durch den Tod des Heilands sind dem Satan alle Rechte, die er an die Menschenseelen hatte, vernichtet worden, Jesus ist nun wieder der rechte Oberherr der Seelen, und keine Seele geht verloren, weil sie verloren gehen müsste, sondern Jeder muss gleichsam wieder aufs Neue den alten Bund und Akkord mit dem Satan aufrichten, der durch den Tod des Heilands getrennt war, um verloren zu gehen, es ist nun nicht mehr bloß eigener Wille, sondern Mutwille, wenn eine Seele zu Schanden geht, denn wie es im nämlichen Brief an die Kolosser 2, 14. 15. heißt: Er hat ausgetilgt die Handschrift, so wider uns war, und hat sie aus dem Mittel getan und an das Kreuz geheftet, und hat ausgezogen die Fürstentümer und die Gewaltigen, und sie Schau getragen öffentlich, und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst. Darum konnte Luther singen: der Fürst dieser Walt, wie sauer er sich stellt, tut er uns doch nichts, das macht, er ist gericht't, ein Wörtlein kann ihn fällen.
O, was hat das Blut Christi seit 1800 Jahren schon für Wunder getan. Was für Menschen, wenn sie nur ihr Herz hergaben, sind schon durch dasselbe herausgezogen und errettet worden! aus welchen Pfühlen der Sünde hat der Heiland schon Leute herausgezogen, die ihn darum ansprachen, welche satanische Stricke hat er schon zerrissen! Was war Paulus vor seiner Bekehrung? Wer war die Sünderin? Wer war der Kerkermeister? wer war der Schächer? (Ludwig Hofacker)
Und danksagt dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht; welcher uns errettet hat von der Obrig keit der Finsternis, und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes; an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden.
Christus wurde der Mittler zwischen Gott und den Menschen. Er erlöste uns - wodurch? durch sein Blut. Und nun erwäge doch, welch' ein teures und wirksames Lösegeld dies ist. Ein teures, denn es ist ja das Blut des Sohnes der Liebe Gottes. Der für uns Gekreuzigte ist der liebende Gott selbst, denn Gott wäre nicht die Liebe, wenn er uns nicht den ganzen Reichtum seiner Gnade und Barmherzigkeit in Christo offenbart hätte. Er hat es getan, und zwar auf eine Weise, dass wir mit Johannes voll Verwunderung ausrufen müssen: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget“! denn er ist ja Mensch geworden in Christo! Noch mehr: er ist unser Knecht und Diener geworden in Christo! Noch mehr: er hat sich in Christo verfolgen, verspotten und verspeien, und Leiden ohne Zahl über sich ergehen lassen! Noch mehr: er ist ein Fluch für uns geworden am Kreuze, und hat den Kelch des Leidens bis zum Sterben für uns getrunken! Diese bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuze sich für uns erniedrigende Liebe Gottes war das Mittel unserer Erlösung Welches ist nun die Wirkung solcher Liebestat? Dieses, dass wir in Christo die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden. Es wird hier der Vergebung der Sünden allein gedacht, nicht als wenn die Erlösung in mehr nicht bestände als in der Sündenvergebung, sondern weil die Erlösung mit der Vergebung der Sünden anhebt, und diese der Grund ist, worauf alles andere ruht. Denn was ist die Vergebung? Sie ist die Befreiung von der Schuld und Strafe der Sünde, die Befreiung vom bösen Gewissen, vom Zorne Gottes, vom Fluche des Gesetzes, vom Tode, von der Verdammnis, kurz, von allem Elend, das die Sünde mit sich bringt, hier zeitlich und dort ewig. Wie könnt' ich nun ein Erlöseter heißen, wenn mich Gott nicht zunächst und vor allen Dingen von diesem Verderben befreien wollte? Bin ich aber davon befreit, was fehlet mir noch? Dann ist ja die Mauer niedergerissen, die mich von meinem Gott trennte; dann bin ich ja wieder ein Kind Gottes, habe Frieden und Freude, habe Lust zum Guten, habe die herrlichsten Aussichten in die Ewigkeit. Wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit.
Nun, diese Erlösung haben wir, und haben sie in Christo, gleichwie wir im Brunnen das Wasser haben, so dass, wenn uns dürstet, wir hingehen und schöpfen können, wie oft und viel wir wollen. Es ist doch ein herrlich Ding, dass wir einen Ort haben, wo für uns, wenn wir mühselig und beladen sind, immer der Trost der Vergebung zu finden ist, an jedem Tage und zu jeder Stunde des Tages. Gott vergibt uns nicht ein- für allemal, sondern er vergibt uns täglich, wenn wir mit Reue und Leid vor ihm erscheinen. Aber lasst uns die Vergebung auch nirgend anderswo suchen, als in Christo. Warum in ihm allein? Weil er der Sohn der Liebe ist. Das ist ja offenbar, dass wir uns nur an die Liebe Gottes wenden können, wenn wir Vergebung suchen. Vergibt die Liebe uns die Sünde nicht, wie soll sie dann vergeben werden? Nun aber ist Gott die Liebe eben in Christo, sonderlich in Christo dem Gekreuzigten. Hier gehen viele von uns ab, welche meinen, man könne von dem sogenannten lieben Gott auch ohne Christum Vergebung erlangen. Aber beachtet wohl, was Paulus sagen will, wenn er Christum den Sohn der Liebe des Vaters nennt. Damit will er sagen, dass Christus die höchste, ja die einzige Offenbarung der Liebe Gottes ist. Wo nur Gott die Liebe ist, sei es vor, oder in, oder nach der Schöpfung der Welt, da ist er es in Christo als in dem Abglanz seiner Herrlichkeit. Wie die Sonne für uns in nichts anderem die Sonne ist als ein Licht, so ist Gott für uns in nichts anderem die Liebe als in Christo, in dessen Leiden und Sterben sie ihren höchsten Glanz und ihre Vollendung hat. Was folgt daraus? Dies, dass wir die Vergebung der Sünden nur in Christo haben können, weil wir sie nur haben können in der Liebe Gottes.
Lasst uns denn Gott danken, dass er uns erlöst hat durch das Blut Christi, uns errettet hat von der Macht der Finsternis, uns versetzet in das Reich des Sohnes seiner Liebe, und uns so wiederum tüchtig gemacht hat zum Anteil an der Heiligen Erbe im Licht. Aber hüte dich nun auch sorgfältig, dass du nicht wie Esau dein Erbe verlierest, und dich mutwillig wieder unter die Obrigkeit und Macht der Finsternis begebest. Wahrlich, es wäre dir, wenn du das tätest, besser, dass du den Weg der Wahrheit nie erkannt hättest, als dass du ihn erkannt hättest, und dich kehrtest von dem heiligen Gebot, das dir gegeben ist. (Carl Kähler.)