Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus zu dem, was vor mir ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziele, nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo.
Ich achte alles für Unrat, auf dass ich Christum gewinne und in ihm erfunden werde rc. Philipper 3,8.9.
Du suchst dir vieles, du strebst nach allerlei. - Eins, Eins fehlt dir doch, ein Kleinod, das alles in sich fasst. Suchst du und findest du dieses nicht, so wirst du am Ende nichts haben, weil du das Eine nicht hast, außer dem Alles nichts ist. Weißt du nicht, wer die Hand an den Pflug legt und zurück sieht, der taugt nicht ins Reich Gottes? Vorwärts! - Vor dir liegt das Kleinod; siehe nicht zurück auf das, was hinten liegt; lass Alles liegen und folge mir, ruft dir Einer von oben, der dir dies Eine vorhält. Achte Alles für Schaden, was Gewinn genannt wird auf Erden. Es ist nur Ein Gewinn. Christum gewonnen, Alles gewonnen; Christum verloren, Alles verloren. Wie Vieles liegt dir noch in deinem Sinn, in deiner Begierde! Wer nach einem vorgesteckten Ziele läuft, hat nur dasselbe Ziel immer im Auge; denn, so wie er dieses aus dem Auge verliert, läuft er Gefahr, sich von dem Ziele eher zu entfernen, als sich ihm zu nähern, oder auf Seitenwege zu geraten, oder lauter vergebliche Schritte zu tun. Unser Beruf ist himmlisch, göttlich: darum sei auch unser Sinn, unser Streben und unser ganzes Wesen und Wirken zum Himmel, zu Gott, zu Christus gerichtet. Weg Welt! weg Sünde! weg Ehre und Lust! weg Alles aus meinem Sinn und Herzen! Christus! Christus! du allein sei mein Ziel, mein Kleinod, nach dem ich ringe, bis ich dich ganz besitze und ganz in dir erfunden werde! (Johannes Evangelista Gossner)
Ich vergesse, was dahinten ist.
Weitaus die meisten Menschen haben viel Trauriges hinter sich, viel Untreue, Verirrungen, Befleckungen und nicht selten Laster. O, wenn man das Leben im Licht des Wortes und des Angesichtes Gottes anschaut, wie viel Sünde sieht man! Und alle diese Sünde muss vergeben sein, wenn man sie soll vergessen können. Paulus hatte auch viel Sünde hinter sich; zwar ist er immer ein sittlich ernster Mann gewesen, der es mit dem Gesetz genau nahm, soweit er es verstand; aber er war ein unerleuchteter Mensch, und konnte darum zu dem grausamen, schnaubenden Christenverfolger werden, der er war, so dass er sich nach seiner Bekehrung als den vornehmsten unter den Sündern ansah. Er vergaß, er konnte vergessen, was hinter ihm lag, weil er der Vergebung aller seiner Sünden gewiss war; sein Gewissen war durch Gottes Gnade befreit von allem Bann und allem Schuldgefühl. Wohl den Menschen, die Paulus nachsprechen können: ich vergesse, was dahinten ist! Gar Viele bringen es kaum so weit und Andere verlieren sehr viel Zeit, bis sie Alles vergessen können. Wie kommt es? Manchen fehlt es an gründlicher Buße und Anderen am einfältigen Glauben an die freie Gnade Gottes. Da, wo kein zerbrochenes, zerschlagenes Herz ist, wird mit der Sünde nicht gründlich aufgeräumt und gebrochen, es wird auch nicht aller Bann aus dem Herzen geschafft, weil man zu hochmütig ist, seine Sünden zu bekennen. So geht man dahin ohne rechten Frieden, ohne die Vergangenheit vergessen zu können, sie ist nicht abgemacht im Blut Jesu. Wo aber gründliche Buße ist, da glaube man doch, dass Gottes Gnade eine freie Gnade ist, die um Jesu willen Alles vergibt und vergisst, und was dein Gott vergisst, darfst du auch vergessen.
Herr, mein Gott! Habe Dank für Deine unendliche Gnade! Ich vergesse, was hinter mir liegt. Amen. (Elias Schrenk)