Epheser 3,17

Andachten

Gott gebe euch, Christum zu wohnen durch den Glauben in den Herzen, und durch die Liebe eingewurzelt und gegründet zu werden, auf dass ihr begreifen mögt mit allen Heiligen, welches da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe.
Der Baum schlägt seine Wurzeln tief in die Erde, und zieht aus ihr Kraft und Nahrung, unerschöpflich - darum verdorrt er auch nicht in der glühenden Wüste. Der Bau ist auf Fels gebaut; darum steht er fest, und fällt nicht hin, wenn die Wasser kommen. So ist das Herz, das durch die Liebe Christi eingewurzelt und gegründet ist. Es steht fest und wankt nicht. Es ist getrost und verzagt nicht. O dass dein Herz also durch die Liebe Christi eingewurzelt und gegründet wäre! Begreife ihre Weite, wie sie alle Menschen umfasst, alle Gebrechen heilt, alle Dienste heiligt. Begreife die Länge dieser Liebe: dieselbe über Morgen und Abend, über Jugend und Alter; dieselbe vom ersten Atemzug bis zum letzten; nimmer sich wandelnd bei allen Wandlungen menschlicher Liebe; nimmer ermüdet durch unsern Undank; neu mit jedem Morgen bis zu dem Morgen, dem keine Nacht mehr folgt. Begreife und fasse die Tiefe der Liebe Christi, wie sie heraufsteigt aus dem meerestiefen Abgrund der göttlichen Erbarmung, und sich herniederneigt in den tiefsten Abgrund menschlichen Elends, wie sie auch für den Verlorensten noch Gnade und Hoffnung hat. Begreife und fasse die Höhe dieser Liebe Christi, wie sie uns aus der Tiefe des Abfalls zu Gottes Herrlichkeit erheben will, zu dem hohen herrlichen Ziel, zu stehen vor Gottes Thron. Lass auf diese Liebe dein Herz gegründet werden; dann steht es auf dem Felsen. Lass in diese Liebe dein Herz deines Lebens Wurzeln schlagen, dann schöpfst du aus unerschöpflicher Quelle; dann bist du wie der Baum, gepflanzt an Wasserbächen, und deine Blätter verwelken nicht. (Adolf Clemen)


„Und Christum zu wohnen durch den Glauben in euren Herzen.“
Es ist über Alles wünschenswert, dass wir als Gläubige die Person des Herrn Jesu stets vor Augen haben, um dadurch unsere Liebe gegen Ihn anzufachen, und unsere Erkenntnis Seines Wesens zu fördern. Wollte Gott, dass wir alle, die wir Sein Wort lesen, als fleißige Zuhörer die Hochschule Jesu besuchten, als Beflissene des Gesetzbuchs Christi, alle Mitglieder der Fakultät Seiner Gemeinschaft, entschlossen in der Wissenschaft des Kreuzes, den Doktorgrad zu erlangen. Wenn wir aber den Herrn Jesum stets in unserer Nähe haben wollen, so muss unser Herz von Ihm erfüllt sein, wallen von Seiner Liebe bis zum Überströmen; darum bittet der Apostel: „Christum zu wohnen in euren Herzen.“ Sehet, wie nahe er wünschte, dass Jesus euch sein sollte! Ihr könnt einen Gegenstand nicht näher haben, als wenn ihr's in euer Herz selber einschließen könnt. „Christum zu wohnen“; nicht dass Er euch von Zeit zu Zeit besuche, wie ein Freund gelegentlich in ein Haus eintritt und über Nacht bleibt; sondern dass Er möge wohnen bleiben; dass Jesus der Herr und Eigentümer eures innersten Wesens werde ewiglich.

Achtet auf die Worte: zu wohnen in eurem Herzen, diesen vorzüglichsten Aufenthaltsort im Hause des menschlichen Wesens; nicht bloß in euern Gedanken, sondern in eurer Liebe; nicht bloß im beschaulichen Leben euers Gemüts, sondern in dem Leben und Bewegen des Herzens. Wir sollten uns nach einer Liebe zu Christo vom allerbeständigsten Charakter sehnen, nicht nach einer Liebe, die aufflackert und bald wieder erstirbt in die Dunkelheit etlicher verlorener Funken, sondern nach einer stetigen Flamme, genährt von heiligem Brennstoff, wie das Feuer auf dem Altar, das nie erlöschen durfte. Das kann nur durch den Glauben zu Stande kommen. Der Glaube muss stark sein, sonst ist die Liebe nicht brünstig; die Wurzel der Blume muss gesund sein, sonst dürfen wir nicht erwarten, dass sie lieblich blühe. Der Glaube ist die Wurzel der Liebe, und die Liebe ist ihre Blüte. Nun, liebe Seele, der Herr Jesus kann nicht in der Liebe deines Herzens wohnen, wenn du Ihm nicht mächtig festhältst durch deines Herzens Glauben; und darum bitte, dass du allezeit auf Christum vertrauen mögest, auf dass deine Liebe zu Ihm beständig sei. (Charles Haddon Spurgeon)


Und Christum zu wohnen durch den Glauben in euren Herzen.
Die Inwohnung Christi in den Herzen der Gläubigen zeigt ohne Zweifel an, dass Christus nicht nur ein Lehrer der Menschen sei, der sie durch vernünftige Gründe zum Beifall und zum Gehorsam lenken wolle: denn wer hat jemals gesagt, dass ein solcher Lehrer in den Herzen seiner Schüler wohne? Auch wird durch diese Inwohnung nicht nur Seine Allgegenwart angezeigt; denn ob Er schon nach derselben allenthalben ist, so sagt doch die heilige Schrift nie, dass Er nach derselben allenthalben wohne. Wenn Christus in unsern Herzen wohnt, so lebt Er in uns, wie Paulus Gal. 2,20. redet. Wenn Er aber in uns lebt, so wirkt Er in uns. Er macht sich alle unsere Seelenkräfte untertänig, zerstört die Sünde, regiert den ganzen Menschen, gibt Sich zu erkennen und zu empfinden, und dieses Alles geschieht durch Seinen Geist. Wenn Christus in einem Herzen wohnt, so hat der Mensch das wesentliche Licht und das ewige Leben aus Gnaden in sich selber; folglich kann der Mensch, so lange diese Inwohnung währt, nicht mehr durchaus finster und tot werden, ob er’s schon in der Anfechtung zuweilen meint. So lange Christus in dem Herzen wohnt, so lange ist der Mensch in Ansehung seines Gnadenstandes unüberwindlich; denn Johannes sagt 1 Joh. 4,4.: der in euch ist, ist größer, denn der in der Welt ist. Wohnt Christus in dem Herzen, so ist der Mensch ein heiliger Tempel Gottes; sein Innerstes ist gereinigt; er hat einen Schatz in sich, der mit nichts zu vergleichen ist; er hat Gemeinschaft mit Gott dem Vater und mit Seinem Sohn Jesu Christo durch den Heiligen Geist; er wird von Gott selbst hochgeschätzt, und, wenn er in diesem Zustand erhalten wird, unfehlbar in den Himmel aufgenommen. Christus wohnt aber durch den Glauben in dem Herzen, und dieser Glaube, der an Einem fortwähren muss, bis das beständige Schauen im Himmel angeht, ist diejenige Fassung, in welcher das Herz gegen Christum stehen muss. Er kommt zu dem Menschen, und macht Wohnung bei ihm (Joh. 14,23.): der Mensch aber glaubt an Ihn als einen unsichtbaren, treuen, gnädigen, wahrhaftigen und vollkommenen Erlöser. Auch so lange Er in dem Herzen des Menschen wohnt und lebt, muss der Mensch im Glauben an Ihn leben, wie Paulus Gal. 2,20. lehret, und auch dasjenige glauben, was Er außer ihm getan hat, tut und tun wird, da Er Mensch wurde, am Kreuz für die Menschen starb, zur Rechten Gottes für uns bittet, und zum Gericht kommen wird usw. Ob also gleich gesagt wird, dass Christus durch den Glauben in dem Herzen wohne, so werden wir doch nicht angewiesen, immer in uns hinein zu sehen, sondern vielmehr zum Aufschauen auf Christum und zum Halten Seines Wortes aufgerufen. Paulus betete für die Epheser, dass Christus durch den Glauben in ihren Herzen wohnen möchte. Waren einige unter ihnen, welche unter der Bearbeitung des Heiligen Geistes standen, dieser Inwohnung aber noch nicht teilhaftig waren, so bat er den himmlischen Vater, dass Er sie derselben würdigen möchte; bei denjenigen aber, welche diese Inwohnung schon genossen, hatte seine Fürbitte ohne Zweifel die fortwährende Dauer dieses Genusses zum Endzweck. Auch mir und den Meinigen gebe der Vater unseres HErrn Jesu Christi Kraft nach dem Reichtum Seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch Seinen Geist an dem inwendigen Menschen, und Christum zu wohnen durch den Glauben in unsern Herzen, und durch die Liebe eingewurzelt und gegründet zu werden! (Magnus Friedrich Roos)

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