2. Korinther 5,1

Andachten

Wir wissen aber, so unser irdisches Haus dieser Hütte zerbrochen wird, dass wir einen Bau haben von Gott erbaut, ein Haus nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.

Wann kommen wir denn in den vollen Besitz dieses Erbes, meine geliebten Freunde? Erlangen wir schon durch den Tod das Haus, das Gott uns erbaut hat, das neue herrliche Kleid, den verklärten Leib? Nein, der Apostel sagt: Wir wollten lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden. Seele und Leib müssen sich trennen, der Leib fällt der Verwesung anheim und wird zu Staub, die Seele entbehrt für diese Zeit des Organs, welches sie nach göttlicher Bestimmung bedarf zur Entfaltung ihres Lebens. Wir werden also durch den Tod noch nicht zu der Herrlichkeit gelangen, die uns von Gott als Kindern Gottes beschieden ist. Darin zeigt es sich, dass der Tod der Sold der Sünde, die Folge des Sündenfalls ist. Darum sagt der Apostel Paulus hier: wir möchten lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden, er wird erschreckt durch den Gedanken an den Tod; denn er wollte lieber, dass das Sterbliche verschlungen würde von dem Leben. Aber, geliebte Freunde, er möchte nicht lieber noch länger in diesem irdischen Leben voll Angst und Gefahr, Leiden und Trübsal bleiben. Er hat Lust, auszuwandern aus diesem Leib und daheim zu sein bei dem HErrn, bei Christo zu sein, welches auch viel besser wäre. Wenn auch Gläubige vielleicht um anderer willen, wie Paulus den Philippern schreibt, gern noch länger hienieden bleiben, um ihretwillen können sie es unmöglich wünschen; denn durch den Tod gelangt der Mensch ans Ende seiner Reise, durch den Tod gelangt der Gläubige in die himmlische Heimat, in welcher JEsus ihm eine Stätte bereitet hat. Freilich wird er entkleidet und vielleicht unter großen Schmerzen; aber doch nur von dem beschmutzten und zerrissenen Reisekleid, in welchem er hienieden pilgerte. Ist das nicht herrlich? Wohl erlangt er noch nicht das Haus von Gott erbaut, das herrliche Kleid des neuen Leibes, aber er ruht, eingehüllt in die Gerechtigkeit Christi, und das ist eine selige Ruhe! Amen. (Heinrich Levin Reichel.)


Wir wissen, wenn unser irdisches Haus dieser Hütte zerbrochen wird, dass wir einen Bau haben von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist, im Himmel.

Der Tod ist verschlungen in den Sieg, sagte Paulus. Wer an ihn glaubt, stirbt nicht, sagte Johannes. Für die Glaubenden der ersten Zeit besaßen solche Worte einen streng buchstäblichen Sinn. Gottes Tag, sagten sie, ist nahe und führt uns in das ewige Leben hinüber. Aber bei der wilden Heftigkeit, mit der der Jude und der Grieche Paulus bekämpfte, bekam die Erwägung für ihn ernsteste Notwendigkeit, wie es mit ihm stehe, falls er sterbe. Er sah, wenn der Tod in seine Nähe kam, auf Jesus. Mit ihm ist er verbunden und diese Verbindung erfährt keine Unterbrechung und kommt nie ins Schwanken. Er wird immer bei Christus sein. Jetzt ist er in ihm, umfasst, getragen und regiert von ihm, und dann, wenn sein Zelt abgebrochen wird, wird er da sein, wo Christus ist. Wo ist denn er? Das weiß Paulus. Er weiß, wo der ist, der in der Sendung Gottes herrscht. Er ist in den Himmeln, da, wo es ewige Wohnungen gibt, wo die himmlische Gottesstadt steht und sich der himmlische Zion befindet, der königliche Sitz dessen, der im Namen Gottes regiert. Gelangt er dorthin, so ist das für ihn ein Gewinn von wunderbarer Größe. Jetzt wohnt er in einem Zelt; es ist abbrechbar; denn es ist ihm von der Natur bereitet. Dann erhält er ein Haus, ein ewiges, das Gott bereitet hat. Gibt es wirklich für Paulus einen Raum in der Gottesstadt? Ich bin des Christus, antwortet er. Das genügt. Darum verweilt seine Hoffnung nicht im Himmel, sondern fährt noch höher hinauf. Die Gottesstadt kommt zur Erde hernieder und wird der Menschheit sichtbar und für sie offen. Christus kommt zur Menschheit und bringt ihr Gottes Reich in sichtbarer Macht. Die dann um Jesus gesammelte Gemeinde ist die der Auferstandenen. In ihr werden aber die, die jetzt sterben und in den Himmeln ihr Haus erhalten, nicht fehlen. Darum sind sie Auferstehende. Soll ich Paulus fragen: Warum bist du mit dem Himmel noch nicht zufrieden? Fürchtest du, das sei noch ein unvollendeter Zustand, eine Art von Zwischenzustand, der noch die Sehnsucht nach dem vollendeten Leben in sich habe? Das würde die Meinung des Paulus entstellen. Er sah in dem, was ihm Christus gab, immer die vollkommene Gnade, die ihn völlig dankbar macht. Aber seine Hoffnung sah nie nur auf sein eigenes Ziel, als begehrte er nur für sich das verklärte Leben, sondern sie sah auf Gottes Ziel und darum auf das, was Christus schaffen wird. Das gab seiner Hoffnung die Füllung, dass er mit Christus in seinem ganzen Gang und Werk verbunden sein wird. Jetzt hängt er am Gekreuzigten als der, der in seinen Tod mit eingeschlossen ist. Dann wird er beim himmlischen Christus sein, solange er von oben seine Gemeinde regiert, und dann wird er auch in seiner neuen Offenbarung bei ihm sein.
Was ich jetzt sehe und denke, Herr Christus, das reicht nicht aus, um Deine letzten und großen Werke zu beschreiben. Ich kenne jetzt nur mein Zelt, in dem ich hause, das bewegliche und leicht zerstörte. Aber Dein Name gibt mir die Hoffnung, die kein Ende kennt. Denn Dein Name verkündet mir Gottes ganze Hilfe und unbegrenzte Gnade. Erhalte mich in Dir; dann bleibe ich im Leben. Amen. (Adolf Schlatter)


Wenn unser irdisches Haus abgebrochen sein wird, werden wir ein Gebäude von Gott haben.
Wir verhelfen der göttlichen Natur zum Durchbruch und zum Siege, wenn wir Sünde, Fleisch, Welt und Teufel täglich überwinden und ein stilles Gebetsleben führen. Der Himmel steht über Golgatha offen. Dort wird dir Gnade um Gnade geschenkt. Beziehe täglich viel von dorther. Stehe in regem Verkehr mit der ewigen Heimat, indem du zu einem göttlichen Leben und Wandel, zu einem standesgemäßen Dasein himmlische Kräfte erflehst, bräutlichen Schmuck anziehst und dich immer wieder salben lassest mit heiligem öle, mit dem Geiste, der durch und durch Geist und Seele und Leib heiligt. Wer viel erfleht von oben, dem wird viel geschenkt. Im Himmel aber wird ihm das Größte zuteil. Wenn das irdische Haus, diese Hütte abgebrochen wird, haben wir einen ewigen Bau im Himmel. Wenn nun der Herr die Seinen überkleiden und entrücken wird, werden sie Ihm ähnlich gemacht. Die himmlische Behausung, die himmlische Stofflichkeit machen die neue Leiblichkeit aus. Lass den neuen Geist in alle Lebensgebiete eindringen, unterwirf dich der neuen Lebensordnung, dem Gesetze des Geistes mit Wissen und Willen, mit Liebe und Beharrlichkeit. Es gilt, den Leib mit seinen Anlagen und Bedürfnissen und Trieben streng zu überwachen. Jage mit Eifer nach dem vorgesteckten Ziele; trachte nach dem, was droben ist. Dein himmlisches Vaterland halte stets im Auge; dies bewahrt vor dem irdischen Sinn und vor Verstrickungen in diese im argen liegende Welt. (Markus Hauser)

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