1. Korinther 12,3

Andachten

Darum tue ich euch kund, dass Niemand Jesum verflucht, der durch den Geist Gottes redet.

Was wollt ihr nun Trennung und Ungleichheit machen in der Lehre und Glauben der Kirchen, welche steht gar auf dem einigen Christo, da ihr ja Alle müsst Eines sein (Seid ihr anders rechte Christen), und alle zugleich, ein Jeglicher mit seiner Gabe, müsst denselben preisen; und ja nicht kann den heiligen Geist haben, wer Ihn nicht für einen Herrn hält, viel weniger, so er Ihn verdammt; denn wo ihr den Grund aufhebt, so ist es Alles aufgehoben und ist da kein Gott noch Geist mehr, und Alles Nichts, was ihr vorgebt, lehrt oder tut. Das müsst ihr wissen, und möget euch danach richten; der Zweier muss Eins sein: entweder Christum angenommen und geglaubt, gelobet und gepriesen als den einigen Herrn, oder denselben verflucht; es ist hier kein Mittleres. Darum ist nun leicht zu richten von einem Jeden, so ein Amt hat in der Christenheit, zu reden, dass man sich nicht darf darob rotten, oder im Zweifel hierher oder dorthin gaffen, auf diese oder jene Gaben, von welchem mehr zu halten sei; sondern auf diese Predigt, als das Hauptstück, muss man sehen und hören, was, und wie er von Christo sage und lehre; denn, redet er aus dem heiligen Geiste, so muss er gewiss Christum nicht verfluchen, sondern preisen und rühmen; und so er das tut, so wird er damit freilich keine Rotterei, noch Trennung machen, noch Ursache dazu geben; wo aber nicht, so kannst du gewiss schließen, dass er nicht rechtschaffen ist, noch aus dem Geiste Gottes redet. (Martin Luther)


Niemand kann Jesum einen Herrn heißen, ohne durch den heiligen Geist.

Nicht Alle, die „Herr, Herr!“ sagen, sind berufen zum Erbteil des Sohnes, nicht Alle, die sich äußerlich zu Christo bekennen und Seine Jünger sich nennen, wird der Herr eingehen heißen zu Seiner Herrlichkeit. Die Lippen sprechen wohl, aber das Herz bleibt kalt. Das ist nicht schwer, „Herr, Herr!“ zu sagen, aber wenn es darauf ankommt, sich wirklich als Diener Christi, als Knechte des Allerhöchsten zu beweisen, dann sieht man, bei wie Vielen das eben nur eine Redensart war, eine Gewohnheit, aus der Kinderzeit mit herübergenommen, eine Gewohnheit, die man des Wohlanstandes wegen noch so beibehält.

Niemand kann nun Jesum wahrhaft einen Herrn heißen, Niemand kann in Wahrheit Sein Diener sein, wenn er nicht gezogen wird durch den heiligen Geist. „Gott ist es, der in Euch wirket Beides, das Wollen und das Vollbringen, nach Seinem Wohlgefallen.“ - Wie tief ergreifend, wie demütigend ist es, wenn beim Abendmahl den Herrn die Jünger auf Seine Rede, dass Einer unter ihnen Ihn verraten würde, alle ohne Ausnahme ängstlich fragen: „Herr, bin ich's?“ Also des Heilandes Jünger selbst, die hochbegnadigten, die Er erwählt hat zu Säulen Seiner Kirche, sie fühlen es tief, dass sie nichts sind, sobald sie nicht mit Christo. Und Petrus, der Felsenmann, der sich verschwor, mit Seinem Herrn zu sterben, der da bekannte, dass Christus sei der Heiland, der eingeborene Sohn Gottes, er verleugnete Seinen Meister, nachdem er erst wenig Zeit von Ihm getrennt war! Wie klar, wie deutlich zeigt uns gerade dies Beispiel, dass wir nichts sind und können aus eigener Macht und Kraft. Der Stärkste ist der Schwächste! Aber wenn wir das erkennen, wenn wir unserer Missetat eingedenk sind und ein geängstetes und zerschlagenes Herz vor Gottes Thron bringen, dann wird der Herr den Tröster senden, der uns schafft ein reines Herz und einen neuen Geist gibt, dann werden wir wahre Jünger Christi sein und Sein Ruf wird uns locken in das Heiligtum des Vaters. Amen. (Burghard von Cramm)

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