Wir wissen, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, auf dass der sündliche Leib aufhöre, dass wir hinfort der Sünde nicht dienen.
Bei weitaus den meisten Menschen weist der heilige Geist auf einzelne Sünden hin, um sie zur Buße zu bringen. Kommen sie dann zu Jesu, um Gnade zu suchen, so stehen einzelne Sünden im Vordergrund, bei aller Erkenntnis der Sünde im Allgemeinen, die sie haben mögen. Der Herr erbarmt sich ihrer, schenkt ihnen Vergebung aller Sünden und als Gerechtfertigte durch den Glauben haben sie Frieden mit Gott. Das Alles, was sie jetzt haben, ist Werk des heiligen Geistes; er hat ihnen die Vergebung der Sünden durch das Wort angeeignet. Nun arbeitet der heilige Geist als Geist des Lichtes und der Wahrheit weiter in ihnen. Stand vor ihrem Kommen zu Jesu mehr die Größe einzelner Sünden vor ihrer Seele, so sehen sie jetzt mehr und mehr ihr Durchdrungensein von der Sünde und blicken hinein in ihre gänzliche Verdorbenheit. Das macht ihnen sehr schwer; denn derselbe heilige Geist zeigt ihnen auch, dass sie geheiligt werden sollen durch und durch, ganz nach Leib, Seele und Geist, 1. Thess. 5,23. Da kommt dann leicht Kleinmut und Versuchung zu gesetzlicher Art gegenüber dem alten Menschen. Allein so wenig einzelne Sünden durch das Gesetz überwunden werden, so wenig wird der alte Mensch, unser sündliches Wesen, durch das Gesetz überwunden. Du bist zu deinem gekreuzigten Heiland gegangen, um Vergebung und Freiheit von grobem Sündendienst zu erlangen; nun musst du selber mit deinem alten Menschen nach Golgatha gehen, und dort an deinem Stellvertreter glauben lernen: du bist mit ihm gekreuzigt, mit ihm gestorben. Darauf musst du täglich halten; nur in bleibender Gemeinschaft mit deinem gekreuzigten Heiland hast du Sieg über die in dir wohnende Sünde.
Liebe, zieh uns in dein Sterben, lass mit dir gekreuzigt sein, was dein Reich nicht kann ererben; führ uns in dein Leben ein! Amen. (Elias Schrenk)
“Dass wir hinfort der Sünde nicht dienen.“
Christ, was hast du mit der Sünde zu schaffen? Hat sie dich nicht schon genug gekostet? Gebranntes Kind, warum willst du noch mit dem Feuer spielen? Wie, du bist schon einmal unter den Klauen des Löwen gewesen, und willst dich noch einmal in seine Höhle wagen? Hast du noch nicht genug bekommen von der alten Schlange? Hat sie nicht einst dein Blut schon ganz und gar vergiftet, und du willst abermals mit der Otter spielen, und dem Basilisken die Hand in den Rachen stecken? O, sei doch nicht so wahnsinnig, so töricht! Hat dir je die Sünde wahres Vergnügen gewährt? Hast du eine ganze Befriedigung in ihr gefunden? Wenn dem also ist, so gehe wieder hin in deine alte Sklaverei, und schleppe die Ketten wieder, wenn es dir gefällt. Aber die Sünde hat dir das nie gegeben, was sie dir versprach, sondern hat dich mit Vorspiegelungen betrogen; darum lass dich nicht ein zweites Mal von dem alten Lügner hintergehen - reiß dich los, und die Erinnerung an deine alten Ketten möge dich davor warnen, noch einmal ins Netz zu gehen! Es ist auch den Absichten der ewigen Liebe zu wider, die deine Reinigung und Heiligung im Auge hat; darum arbeite nicht dem Wilen deines Herrn entgegen. Ein anderer Gedanke sollte dich gleichfalls von der Sünde abhalten: Christen kommt die Sünde immer teuer zu stehen; sie zahlen einen schweren Preis für ihre Übertretung. Die Missetat zerstört den Frieden ihres Gemüts, verdunkelt die Gemeinschaft mit Jesu, verhindert das Gebet und umnachtet die Seele; darum sei nicht der Knecht und Leibeigene der Sünde. Es gibt auch noch einen gewichtigeren Grund: so oft du „der Sünde dienst“, hast du dir selbst „wiederum den Sohn Gottes gekreuzigt und haltest Ihn für Spott.“ Kannst du diesen Gedanken ertragen? O, wenn du heute in irgend eine besondere Sünde gefallen bist, so hat dir vielleicht eben deshalb mein Meister Heute Abend diese Ermahnung zukommen lassen, um dich von weiterem Abirren zurückzuhalten. Wende dich von neuem zu Jesu: Er hat Seine Liebe zu dir nicht vergessen; Seine Gnade ist noch die gleiche wie sonst. Komm mit Tränen der Reue zu Seinem Fußschemel, so wirst du abermals in Sein Herz aufgenommen, und Er macht seinen Gang gewiss. (Charles Haddon Spurgeon)