Auf dass er gerecht sei und gerecht mache den, der da ist des Glaubens an Jesu.
Die Rechtfertigung oder Begnadigung eines Sünders ist eine sehr erwünschte und große Wohltat. Wer von Natur unrein ist, wer Millionen Sünden mit Gedanken, Worten und Werken begangen, wer deswegen Gottes gerechtes Missfallen sich zugezogen hat, kann nicht anders als mit Bewunderung und Beugung daran denken, dass ihn Gott rechtfertigen wolle, oder schon gerechtfertigt habe. Wie geschieht aber solches? Soll Gott Seine Gerechtigkeit dabei hintansetzen oder verläugnen? Dieses kann kein vernünftiger Mensch fordern. Wie aber? Wenn Gott nur vergäbe und nicht strafte, wenn Er nur begnadigte, und Sein Recht, zu verfluchen, das Er doch in Seinem Wort geoffenbart hat, nicht ausübte; würde Er als ein gerechter Gott erkannt? Mitnichten. Niemand denkt hierbei, es sei genug, dass Gott einen Jeden, den Er begnadigt, Sein Missfallen an der Sünde in der Buße fühlen lasse, und ihn vor und nach der Begnadigung züchtige; denn jenes Missfallen, insoweit Er’s den Menschen fühlen lässt, und diese Züchtigung ist bei Weitem nicht der ganze Zorn, Fluch und Strafe, so der gerechte Gott in Seinem Wort den Sündern gedroht hat. Auch würde die Gerechtigkeit Gottes nicht erkannt, wenn Er einen Teil des menschlichen Geschlechts verfluchte, und den Anderen ohne weitere Verfügung selig machte, denn Seine Gerechtigkeit muss auch bei einem Jeden derer, die selig werden offenbar werden; auch bei einem Jeden, der gerechtfertigt wird, muss die Ehre Gottes unverletzt erhalten, und Seine Gerechtigkeit erkannt werden. Wie kann nun Solches geschehen? So dass der Sünder des Glaubens an Jesu ist, oder an Jesum Christum glaubt, der in Seinem Blut als ein Gnadenstuhl dargestellt, um unserer Missetat willen verwundet, um unserer Sünden willen zerschlagen, und am Kreuz ein Fluch für uns geworden ist. Durch den Glauben hält der Sünder diese schmerzliche Erlösung, bei welcher alle Drohungen des Gesetzes erfüllt wurden, für wahr und bezeugt vor Gott, er halte dafür, dass sie auch für ihn geschehen sei, und wolle nicht anders, als durch dieselbe selig werden. Der Glaube sagt zu Allem, was Christus für die Menschen getan hat, ja und Amen, und hält seine Genugtuung für den einigen Grund der Vergebung der Sünden und der Hoffnung des ewigen Lebens. Hat sich Christus der Welt Sünde zugeeignet, und ist wegen derselben gerichtet und gestraft worden; so eignet sich der Sünder seine Erlösung zu, und wird wegen derselben gerechtfertigt.
Auf diese Weise bleibt Gott gerecht, indem Er den Sünder, der an Christum Jesum glaubt, rechtfertigt, denn, da Seine Gerechtigkeit sowohl eine göttliche Strenge, als auch eine göttliche Güte in sich fasst, jene aber auf die vollkommenste Art, nach dem ganzen Inhalt der Drohungen des Gesetzes, an Christo in Seinem Leiden erzeigt worden ist, so darf nun Niemand Gott einer Ungerechtigkeit beschuldigen, wenn Er den Sünder, der in Christo Jesu ist, durch die Rechtfertigung Seine Güte genießen lässt, gleichwie Er sie auf eine unermessliche Weise an Christo dem Gerechten selber geoffenbart hat. Halleluja. Gott ist gerecht und kann doch gerecht machen den, der da ist des Glaubens an Jesu. (Magnus Friedrich Roos)
“Auf dass Er allein gerecht sei, und gerecht mache den, der da ist des Glaubens an Jesum.“
Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott. Das Gewissen verklagt uns nicht länger. Die Gerechtigkeit entscheidet nun zugunsten des Sünders, statt gegen ihn. Das Gedächtnis schaut zurück auf die vergangenen Sünden, mit tiefem Kummer über dieselben, aber ohne jegliche Furcht vor einer künftigen Strafe; denn Christus hat die Furcht seines Volkes bis auf den letzten Heller und Pfennig bezahlt, und den göttlichen Empfangsschein dafür erhalten; und es wäre denn, dass Gott könnte so ungerecht sein, und für die nämliche Schuld doppelte Bezahlung verlangen, so kann nie und nimmer eine Seele, für welche der Herr Jesus als Bürge gestorben ist, in den Höllenpfuhl geworfen werden. Es leuchtet unserem klaren Verstande als eine Grundwahrheit ein, dass wir glauben dürfen, Gott sei gerecht; wir fühlen, dass es so sein muss, und das verursacht uns zuerst großen Schrecken; aber ist‘s nicht wunderbar, dass eben dieser selbe Glaube an Gottes Gerechtigkeit hernach ein Grundpfeiler unsers Vertrauens und Friedens wird? Wenn Gott gerecht ist, so muss ich als Sünder, der ohne Beistand, ohne Bürgen dasteht, Strafe erdulden; aber Jesus vertritt mich und erleidet die Strafe der Sünde für mich; und nun kann ich als ein Sünder, der in Christo steht, nimmermehr gestraft werden, so anders Gott gerecht ist. Gott müsste seine Natur verändern, ehe eine einzige Seele, für welche der Herr Jesus als Bürge eingestanden ist, möglicherweise je die Geißel des Gesetzes an sich erfahren dürfte. Weil also Jesus an die Stelle des Gläubigen getreten ist, und ein volles Sühnegeld bezahlt hat zur Abwendung des göttlichen Strafgerichts für alles, was sein Volk verschuldet hat, so darf der Gläubige in den Siegesjubel ausbrechen: „Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen?“ Gott nicht, denn Er hat sie gerecht gemacht; Christus nicht, denn Er ist gestorben, „ja vielmehr, der auch auferwecket ist.“ Meine Hoffnung blüht nicht darum, weil ich etwa kein Sünder wäre, sondern weil ich ein Sünder bin, für welchen Christus gestorben ist; mein Vertrauen steht nicht darauf, dass ich heilig bin, sondern dass, ob ich schon unheilig bin, Er meine Gerechtigkeit ist. Mein Glaube ruht nicht auf dem, was ich bin oder fühle oder weiß, sondern auf dem, was Christus ist, was Er getan hat, und was Er jetzt noch für mich tut. (Charles Haddon Spurgeon)