Ungnade und Zorn, Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses tun; Preis aber und Ehre und Friede allen denen, die da Gutes tun.
Paulus ist im zweiten Kapitel des Briefs an die Römer noch damit beschäftigt, dass er Juden und Griechen überweise, sie seien Sünder und der Verdammnis würdig, damit er hernach den Schluss machen könne: sie müssen, wenn sie selig werden wollen, ohne Verdienst gerecht werden aus der Gnade Gottes und durch die Erlösung, die durch Jesum Christum geschehen. Weil er sich aber die Juden als Juden und die Griechen als Heiden vorstellte, und sich nach ihrer Erkenntnis richten wollte, so konnte er ihnen den Unglauben, als die verdammliche Sünde, die man wider Jesum und Sein Evangelium begeht, nicht vorhalten, gleichwie man es auch bei vielen unwissenden Christen nicht tun kann, sondern berief sich auf ihre Werke, wegen deren sie durch das geschriebene Gesetz und durch ihr Gewissen verurteilt wurden. Er sagte also V. 6.: Gott werde einem Jeden nach seinen Werken vergelten; wie aber? So, dass Ungnade und Zorn, Trübsal und Angst über alle Seelen komme, die Böses tun. Die Ungnade oder Grimm bezieht sich auf das Gericht, so lange es währt. Hier lässt Gott Seinen Unwillen ausbrechen. Hier lässt Er hören, sehen und fühlen, was Er schon lange, da Er in der Langmut schwieg, von ihnen gedacht und ihnen bereitet habe. Von dieser Ungnade werden die Übeltäter als von einem anbrechenden Wetter überfallen. Darauf folgt hernach der beständige Zorn, den sie durch eine fortwährend Verstoßung und Strafe leiden müssen. Trübsal ist eine gegenwärtige Not, Angst aber entsteht aus der Vorstellung von der Dauer derselben Not, oder auch von einem zukünftigen Übel. Dieses Alles kommt nun über die Menschen, die unter der Langmut Gottes, aber auch bei vielen Warnungen, Böses tun, vornämlich über die Juden, aber auch über die Griechen. Heutiges Tages aber kann man sagen: vornämlich über die Christen, aber auch über Juden, Mahomedaner und Heiden. Böses tun ist durch das Gewissen überall verboten. Paulus beruft sich nicht auf die Erbsünde, ob sie schon auch, wenn kein Erlöser wäre, vom ewigen Leben ausschlösse, sondern auf das Böse, das die Menschen wider ihre Überzeugung tun, und das sie auch nicht tun könnten, wenn sie der Stimme Gottes in ihrem Gewissen Gehör geben wollten. Was wird aber allen denen widerfahren, die Gutes tun? Herrlichkeit und Ehre und Friede, wie Paulus sagt. Herrlichkeit geht die Natur eines Menschen selber an. Wenn seine Seele ein weißes Kleid bekommt, wenn sein Leib dem verklärten Leib Christi ähnlich wird, wenn überhaupt der Mensch wie die Sonne im Reich Gottes leuchtet, so ist er herrlich Ehre schließt Lob und Gewalt in sich, und beides ist in dem Ausspruch des gnädigen Richters enthalten: ei du frommer und getreuer Knecht, ich will dich über viel setzen. Friede ist ein gesicherter Wohlstand, eine beständige Ruhe, eine Sättigung aller Begierden, eine Verwahrung vor allen Plagen. Obschon die Griechen dieses Alles nicht so deutlich und vollständig wussten, so konnten sie doch erkennen, dass derjenige, der bei Leibesleben Gutes tue, in jener Welt herrlicher als in dieser werden, und Ehre und Frieden nach dem Willen des höchsten Gottes genießen werde. (Magnus Friedrich Roos)