Römer 10,6

Andachten

Die Gerechtigkeit aus dem Glauben spricht also: sprich nicht in deinem Herzen: wer will hinauf gen Himmel fahren? (Das ist nichts anderes, denn Christum herabholen.) Oder wer will hinab in die Tiefe fahren? (Das ist nichts anderes, denn Christum von den Toten holen.) Aber was sagt sie? Das Wort ist dir nahe, nämlich in deinem Mund und in deinem Herzen. Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen.
Der Heiland ist uns nahe in unserem Geist und Herzen; wenn heute eine Seele sich an ihn wendete in dieser Kirche, in ihrem Hause, auf dem Felde, einfältig, kindlich, so könnte sie ihn haben; denn er ist uns nahe, und lässt sich gerne finden. Aber wir versuchen lieber alles Andere, ehe wir diesen leichten, diesen sichern, diesen heiligen Weg einschlagen. „Ich bin die Tür zum Schafstall,“ sagt der Heiland, „durch mich müsst ihr eingehen, ihr Seelen, wenn ihr wollt geborgen sein, zu mir müsst ihr kommen, geradezu zu mir, hört es, ihr Mühseligen und Beladenen, zu mir her!“ Aber man macht lieber alle Umwege; man macht lieber die wunderlichsten Reisen: man steigt lieber über die Mauer hinein; zur Türe will man eben nicht hineingehen. Warum das? Dies kommt her von unserer natürlichen Feindschaft gegen den Heiland; man mag ihn nicht; man hat eine Abneigung gegen ihn; man traut ihm auch nicht recht. Oft sind es auch von Jugend an eingesogene Vorurteile gegen ihn und seine Sache; oft ist es die schlechte Erkenntnis von ihm; oft ist es auch der Stand, in welchem man lebt, was einen ferneren Schlagbaum vorzieht, dass man nicht zum Heiland kommen mag; einem Armen wird solches manchmal leichter als einem Reichen, einem Geringen leichter als einem Vornehmen und Angesehenen. Aber der Hauptgrund liegt in der verborgenen Feindschaft des Herzens gegen ihn, im Unglauben; man kann und mag nicht glauben, dass Jesus so stark und liebreich sei, den Menschen helfen zu können und zu wollen, dass er so nahe sei, wie er doch ist. Manche bereden sich auch, dieser Weg sei zu leicht, er sei nicht gründlich genug, man müsse seinen Bekehrungsanker, seinen Hoffnungsanker tiefer legen als nur so auf den Heiland. (Ludwig Hofacker)

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