Apostelgeschichte 2,8

Andachten

Wie hören wir denn ein jeglicher seine Sprache, darinnen wir geboren sind?
So fragte die Fremdenmenge, die am Pfingstfest in Jerusalem zusammen gekommen war, erstaunt über das Sprachenwunder, an dem der heilige Geist sich den Aposteln kund gegeben hatte. Jeder unter den vielen Fremden hörte seine eigene Sprache, und konnte so die Apostel und ihre Predigt verstehen. Der heilige Geist ist in der Tat auch der Sprachengeist, und was man längst gesucht hat, nämlich eine Universalsprache, das gibt der heilige Geist in dem Evangelium. Alle, die an Jesum gläubig geworden stud, verstehen einander; der Hottentotte und der Lappländer, Nord und Süd, Ost und West hören dieselbe Sprache und können geistig mit einander telegraphieren; kein Verständnis ist zu verschlossen, dass der heilige Geist nicht Jesum darin verklären und Allen zu denselben Erfahrungen verhelfen könnte. Es waren viele Sprachen, die jene Fremden am Pfingstfest hörten, und im Grund war es doch nur eine Sprache, das Wort vom Kreuz. Unter dem Kreuz werden auch die verschiedenartigsten Völkerstämme oder Individualitäten ein Herz, ein Geist, eine Sprache. Jene Sprachenvereinigung am Pfingstfest war das Gegenstück zur babylonischen Verwirrung, die auch heut noch in der Welt fortdauert. Die ganze Welt ist ein Babel, und Alles, was die Menschen in ihrem hohen eigenen Geist unternehmen, wird heut oder morgen ein in Stocken geratender, unvollendeter Thurmbau. Solche Assoziationen haben eben keine andere Triebfeder, als Geld, Welt-, Augenlust oder Hoffart. Kein Wunder, wenn da der Blitz bald hineinschlägt, und der Herr braucht nicht einmal herunter zu kommen, die schönsten Freundschaften fallen von selbst auseinander, Keiner versteht den Andern mehr, wenn es ans Nachgeben, ans Aufopfern und ans Selbstverleugnen geht. Nur die Pfingstkinder hören Jeder dieselbe Sprache und folgen ihr. (Friedrich Lobstein)

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