Apostelgeschichte 1,25

Andachten

Und Judas ist abgewichen von seinem Dienst und Apostelamt, dass er hinginge an seinen Ort.
An seinen Ort: das soll heißen an die Stätte, die er sich mit seiner Sünde verdient hat, in die Verdammnis, in die Nacht des ewigen Todes. Dem sonst so scharfen Petrus wird es schwer, die Stätte mit ihrem vollen Namen zu nennen. Aber verschweigen kann sie auch die Liebe nicht. Nur will er ihn nicht verdammen, sondern vielmehr aussprechen, dass Judas sich selbst verdammt hat. An seinen Ort. Niemand kann im Sterben anders wohin gehen, als an seinen Ort. Im Leben ist dein Ort da, wo das, was deines Herzens Lust ist, den Ton angibt. Ein Spötter wird sich nun und nimmer wohl fühlen in dem Kreise gläubiger Christen. Ein Christ, dessen Herz zu dem Herrn steht, wird nimmer sitzen auf den Bänken der Spötter. Sein Ort ist da nicht. So ist es im Tode auch. Gott kann ebenso wenig einen Menschen mit Gewalt selig machen, wie er ihn mit Gewalt fromm machen kann. Wie du lebst, so stirbst du; wie du stirbst, so fährst du. Wo dich dein Gott findet, wenn er dich abruft, dahin nimmt er dich auch mit. Findet er dich in deinem Herzen im Himmel, so nimmt er dich mit zum Himmel. Findet er dich in deinem Herzen in der Hölle, so führet er dich auch zur Hölle. Wer Christum verraten und verkauft und ihn bis in sein letztes Stündlein mit den Perlen der Bußtränen nicht wieder gekauft hat, der kann nur dahin gehen, wo Christus nicht ist. Das ist sein Ort.

Herr Jesu Christe, wir wissen es, wir sind arme, wankelmütige Menschen. Heute haben wir dich lieb, und morgen haben wir die Welt lieb. Heute glauben wir, wir seien mit deiner Liebe wie mit einer unauflöslichen Kette an dich gebunden, und morgen reißen wir dies teure Band durch, wie wenn es Nichts wäre. Du treuer Wächter Israels, wache du über unsere Seelen. Wenn die Welt mit ihren falschen Gütern lockt, halte du uns fest. Lass uns in solchen Stunden recht deutlich werden, was wir an dir haben, und was wir verlieren, wenn wir von dir abfallen. Lass uns auch heute recht fühlen, wie gut es ist, an deiner Hand zu gehen, wie gut es ist, in deiner Hut zu stehen, wie in dir allein Wahrheit, Leben und die volle Genüge ist. Amen. (Friedrich Ahlfeld)

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