Da Petrus noch diese Worte redete, fiel der heilige Geist auf alle, die dem Worte zuhörten.
Bei der ersten Ausgießung des heiligen Geistes empfingen diesen auch die, welche nicht zuhörten, denn es waren noch keine Prediger da, denen sie zuhören konnten. Nachdem der heilige Geist aber Prediger bestellt hat, die das Wort verkündigen, will er zu keinem kommen, der dem Worte nicht zuhört. Die Zahl derer nimmt täglich zu, welche meinen, sie brauchen das Wort Gottes nicht. Sie sagen, sie können ohne dasselbe auch gute und fromme Menschen sein, verachten das Wort samt denen, die es verkündigen. An ihrer Frucht aber sollt ihr sie erkennen; eingebildet genug sind sie freilich, um zu glauben, dass sie die besten sind; ob andere sie auch loben, ob Gott Gefallen an ihnen hat, darum kümmern sie sich nicht. Eins aber ist gewiss: den Geist der Welt mögen sie wohl haben, aber der Geist Gottes fliehet sie, wie die Taube die unreinen Orte.
Doch ist ein Unterschied zwischen Hören und Hören. Nicht auf alle, die hören, fällt der heilige Geist, sonst müssten schon vielmehr des heiligen Geistes voll sein, als ihn wirklich haben. Man muss hören, wie die, welche Petri Predigt zuhörten. Sie hörten im Glauben. Wer mit dem Leibe in der Kirche zwar sitzt, aber vernimmt von alle dem, was gepredigt wird, nichts, weil er schläft oder plaudert, und lässt seine Gedanken durch Haus und Hof, Feld und Flur streifen, und macht Pläne, nicht, wie er will selig, sondern, wie er will reich werden und alle Tage herrlich und in Freuden leben, der denke nur nicht, dass er den heiligen Geist empfangen werde. Ebenso wenig mache sich der Rechnung darauf, welcher das Wort, nachdem er es gehört hat, gleich wieder vergisst und sich aus dem Sinne schlägt, oder der, welcher es zwar mit anhört, auch behält, aber im Herzen demselben widerstrebet, es bezweifelt, oder gar seinen Spott damit treibt. Das Wort, das den heiligen Geist bringen soll, muss im Glauben gehört werden. Soll es aber im Glauben gehört werden, so muss vorhergehen nicht bloß wahre Andacht, sondern auch ein zerschlagenes Herz und ein geängstigter Geist, welchen da dürstet nach dem Heil Gottes; es muss dazu kommen eine gewisse Zuversicht, dass des Herrn Wort ist wahrhaftig, und dass er gewiss hält, was er zusagt; es muss nachfolgen rechte Treue, welche das Wort behält in einem feinen und guten Herzen, und rechte Wachsamkeit, die es sich nicht vom Teufel nehmen lässt. Auf alle, die dem Worte so zuhören, wird der heilige Geist fallen, wie auf Petri Zuhörer.
Ach, dass der heilige Geist nur lauter Prediger sendete, welche da nicht Menschenwort sondern Gottes Wort predigten! Ach, dass wir um nichts so sehr bäten, als um rechtschaffene Diener Jesu Christi, sorgfältige Haushalter über Gottes Geheimnisse, treue Hirten, die zur rechten Zeit strafen, warnen, vermahnen und an Christi Statt bitten: „Lasst euch versöhnen mit Gott,“ und darin anhalten und nicht müde werden! Ach, dass derer doch immer wenigere würden, welche das Wort verachten! Dass die Zahl derer immer größer würde, welche dem Worte so zuhören wie Kornelius und sein Haus! Dass doch wir alle in wahrer Andacht, in heiliger Begierde, im rechten Glauben, in rechter Treue das Wort aufnehmen, damit auf uns alle der heilige Geist fiele gleicherweise wie auf jene Heiden! Da würden Gnadenströme auf uns kommen, wie auf sie. (Franz Westermeier.)