So ihr nicht glaubt, dass Ich es sei, so werdet ihr sterben in euren Sünden.
Als der HErr Jesus im Stand der Erniedrigung lebte, gab es viele Leute, die Ihn nicht sahen, und nichts von Ihm hörten: und noch jetzt gibt es entfernte Heiden, die gar nichts, oder nichts Rechtes von Ihm gehört haben. Wie nun Gott diese richten werden, wissen wir nicht. Wer aber Jesum in den Tagen Seines Fleisches sah, oder wer damals und in den folgenden Zeiten das Evangelium von Ihm hörte, durfte in Ansehung Seiner bei Verlust der Seligkeit nicht unwissend und ungläubig bleiben. Zweifeln, ob Er der Messias, der Sohn Gottes und der wahrhaftige Gott sei, ist alsdann schon Sünde, zu geschweigen, wenn man gerade das Gegenteil behauptet; deswegen sagte der Heiland zu den Juden, die Ihn und Seine Werke sahen, und Seine Worte hörten: so ihr nicht glaubt, dass Ich es sei (der ich bin), so werdet ihr sterben in euren Sünden. Es ist wunderbar, dass der Heiland hier nicht geradezu sagte, wer Er sei, und dass Er auch hernach, da Ihn die Juden fragten: wer bist Du denn? antwortete: erstlich, weil Ich zu euch eben rede, habe Ich Vieles von euch zu reden und zu richten: aber der Mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und Ich, was Ich von Ihm gehört habe, dieses sage Ich in die Welt hin. Wir lernen hieraus, dass die seligmachende Erkenntnis Jesu Christi nicht zu jeder Stunde durch Worte, die man den Menschen vorsagt, gepflanzt werden könne. Die Juden, welche vor Jesu standen, sollten Jesum bei Verlust ihrer Seligkeit für Denjenigen erkennen, der Er war. Sie fragten Ihn auch: wer bist Du? Diese Fragenden mögen aber wohl unter dem vermischten Haufen die ärgsten gewesen sein, die Er hernach Teufelskinder und Lügner nennt, und von denen Er sagt: ihr sucht Mich zu töten. Bei diesen Leuten nun galt die Regel, die Matth. 7,6. steht, wie sie denn zuletzt, als sie Jesum durch ihr fortwährendes ungestümes Fragen nötigten, ihnen V. 54. ff. deutlich genug zu sagen, dass Gott Sein Vater, und Er selbst der Sohn Gottes, und nach Seiner göttlichen Natur ehe denn Abraham gewesen sei, darüber ergrimmten und Ihn steinigen wollten. Er sagte also zu ihnen: ich habe Vieles von euch zu reden und zu richten. Das Erste, das Nötigste, das Ich euch nach dem Willen Meines Vaters sagen sollte, ist dieses: wer ihr seid. Ehe ihr Mich erkennen könnt, müsst ihr euch selbst kennen lernen. Und dazu gab ihnen der HErr Jesus in Seiner Rede genug Anleitung, indem Er zu ihnen sagte: ihr seid von dieser Welt, ihr seid nicht Abrahams Kinder, Gott ist nicht euer Vater; ihr seid vom Vater dem Teufel, ihr kennt Gott nicht, ihr seid Lügner usw. Übrigens konnte Er bei jenen trotzigen und grimmigen Leuten damals nicht zuwege bringen, dass sie gläubig worden wären, sagte aber V. 28.: wenn ihr des Menschen Sohn (ans Kreuz) erhöhen werdet, dann werdet ihr’s erkennen, dass Ich’s sei (der ich bin, nämlich der Sohn Gottes), es geschah solches auch, wie die Geschichten der Apostel lehren, als in welchen erzählt wird, dass Leute gläubig worden seien, denen die Apostel vorhalten konnten, dass sie Jesum, den Fürsten des Lebens, gekreuzigt und getötet haben.
Zur wahren und lebendigen Erkenntnis Jesu Christi muss also ein Jeder gelangen, dem das Evangelium gepredigt wird, wenn er selig werden soll. Ein solcher Mensch muss glauben, dass Jesus sei, der Er ist: sonst stirbt er in seinen Sünden.Eph. 1,3.4. (Magnus Friedrich Roos)
So ihr nicht glaubt, dass Ich’s sei, so werdet ihr sterben in euren Sünden.
Es gibt Leute, welche meinen, wer einen Gott und etwa auch die Unsterblichkeit der Seele glaube, bedürfe weiter nichts, als dass man ihm die Gebote Gottes oder die Sittenlehre Jesu predige: von der Person Jesu und andern geheimnisreichen Sachen haben die Gelehrten unterschiedliche Meinungen, und es liege nichts daran, was man sich für eine Vorstellung davon mache. Allein der HErr Jesus sagte zu den Juden: so ihr nicht glaubt, dass Ich sei, der Ich bin, so werdet ihr sterben in euern Sünden, und Joh. 17,3.: das ist das ewige Leben, dass sie Dich, Vater, der Du der allein wahre Gott bist, und den Du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen, Paulus aber Phil. 3,8.10.: er achte Alles für Schaden gegen der überschwänglichen Erkenntnis Jesu Christi seines HErrn, und trachte, Ihn noch weiter zu erkennen, Johannes aber schreibt 1 Joh. 2,22.23.: das ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht. Es ist auch sonnenklar, dass die Heilige Schrift, insonderheit das Neue Testament, uns nicht nur auf die Sittenlehre Jesu verweise, welche man freilich auch ohne die Erkenntnis Seiner Person für gerecht und billig halten kann, sondern auch und vornehmlich auf die Erkenntnis Seiner Person und den Glauben an Ihn dringe. Ihn selbst stellt sie uns vor die Augen als den Lehrer, der von Gott ausgegangen ist, als einen ewigen König und Priester, als den Erlöser der Welt, als das Licht und Leben der Menschen, als den eingeborenen Sohn Gottes, als den wahrhaftigen Gott und das ewige Leben. Die Erkenntnis Seiner Person macht nicht nur klar, wie wichtig Seine Gebote seien, sondern zeigt auch, wie viel man Vertrauen zu Ihm haben, was man von Ihm bitten und erwarten, und wie man Ihn verehren solle. Wer nicht glaubt, dass Er sei, der Er ist, stirbt in seinen Sünden, weil er ohne diesen Glauben weder gerecht noch heilig werden kann. Nur Jesus kann von den Sünden frei machen: Er macht aber nur denjenigen davon frei, der Ihn erkennt, und bei dieser Erkenntnis Ihn darum bittet. Wer nun von den Sünden nicht frei wird, stirbt in seinen Sünden, in den Sünden aber sterben ist etwas Schreckliches. Selig sind die Toten, die in dem HErrn sterben, unselig sind diejenigen, die in ihren Sünden sterben. Sünden, die nicht vergeben sind, Sünden, von denen die Seele nicht gereinigt ist, verwehren ihr den Eingang in das Reich Gottes, und drücken sie in die finstere Hölle hinab, da dann Gott dieser Seele nicht mehr gedenkt und sie von Seiner Hand abgesondert ist, bis sie am Tag des Gerichts in ihrem auferweckten Leib vor Ihm erscheinen, das Urteil ihrer Verdammnis anhören, und alsdann in die ewige Pein gehen muss. HErr Jesu, ich glaube, dass Du seiest Christus des lebendigen Gottes Sohn, mein Erlöser und Fürsprecher, mein Licht und mein Leben. Erhalte und befestige mich in diesem Glauben, damit ich auch sein Ende, nämlich der Seelen Seligkeit, erlangen, und Dich alsdann in der Herrlichkeit zu meiner Verherrlichung sehen möge. Lasse auch Deine Erkenntnis in unsern Tagen durch das Evangelium in allen Gegenden der Erde ausgebreitet und vermehrt werden, und segne dazu den Dienst aller Deiner Knechte. Amen. (Magnus Friedrich Roos)
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