Johannes 4,49

Andachten

Der Königische sprach zu ihm: HErr, komm hinab, ehe denn mein Kind stirbt.
Seht, wie schwach der Glaube des Königischen war, als er zum Heiland kam. Er hielt ihn für einen Mann Gottes; er glaubte, dass er helfen könne, aber nur wenn er beim Kranken stehe, ihm die Hand auflege und etwa ein Segenswort über ihn spreche. Er hatte nicht den Glauben des Hauptmanns von Kapernaum, der den Heiland auch um die Heilung seines kranken Knechts bat: aber: „gehe dieser Sache zu lieb nicht in mein Haus, denn ich bin‘s nicht wert, und du kannst ihn doch heilen, ohne dass du ihn siehst, denn die Kräfte des Lebens sind dir untertan.“ So glaubte der Königische nicht, sondern er bat ihn, dass er hinabkäme und hälfe seinem Sohn, und sogleich darauf wieder: „HErr, komme hinab, ehe denn mein Sohn stirbt.“ In der Beklemmung seines Herzens kann er keinen anderen Gedanken erfassen; es liegt ihm nichts im Gemüt, kann auch sonst nichts hineindringen, als: der Prophet muss nach Kapernaum; er muss eilends hinab, ehe mein Sohn stirbt. Seht da seine ängstliche, zagende, schwachgläubige Gemütsfassung!

Und so ist es auch, wenn man zum HErrn Jesu kommt und sucht Gnade und Hilfe bei ihm. O wie viel Schwachheit im Glauben, wie viel Mangel in der Erkenntnis, wie viel falsche Vorurteile, wie viel gute, aber aus dem Fleisch kommende Meinungen, wie viel unkindliche, unehrliche, schiefe Richtungen des Gemüts hindern, und würden ewig hindern den freien Zugang zu der Gnade Gottes, wenn uns Jesus nicht zu Hilfe käme! Wir sind unaussprechlich blind in Absicht auf den Weg, den uns unser großer Hohepriester zu ihm selber gebahnt hat. Wir kennen die Rechte seines Hohepriestertums nicht; diese müssen wir erst lernen, und dabei geht es langsam her. (Ludwig Hofacker)

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