Johannes 3,3

Andachten

Es sei denn, dass Jemand von Neuem geboren werde, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.
Ihr müsst von Neuem geboren werden. Ein ernstes Wort. Das schneidet tief hinein in den Dienst des Fleisches und der Sünden. Hörst du's? Wer in fleischlicher Lust und Leidenschaft lebt, wer die Welt lieb hat, als wär's sein Höchstes und sein Alles, der kann nicht in das Reich Gottes kommen. Wer aufs Fleisch sät, der wird vom Fleisch das Verderben ernten. Wer aber auf den Geist sät, der wird vom Geist das ewige Leben ernten. Darum wandle im Geist. Zum Himmel die Herzen. Der Welt ab und Christo an. Du musst von Neuem geboren werden, sonst kannst du nicht in das Reich Gottes kommen. - Tröste dich nicht mit deinem Glauben, als kämst du schon in das Himmelreich, weil du den rechten Glauben hast. Tröste dich auch nicht mit deiner Besserung, als sei es damit schon genug, dass du nicht im Fleisch lebst wie Andere. Was sagt Jesus? Du musst von Neuem geboren werden. Es gilt nicht bloß Besserung in diesem oder Jenem, sondern Wiedergeburt des ganzen Menschen.

Aber ist's denn möglich? Ich möchte wohl Alles, was ich geworden bin bis heute, was ich getan und gefehlt, ausstreichen und als ein Kind noch einmal von vorn anfangen - aber kann ich's denn? Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch. Aber auch, Gott sei Dank, was vom Geist geboren ist, das ist Geist. Der Geist Jesu schafft in uns die Wiedergeburt; er senkt in unser Herz alle die seligen Kräfte des Lebens und Todes Jesu; er tilgt das alte sündige Leben, und pflanzt in uns sein Leben, zu unsrer Seligkeit. Herr, unser Gott, der du uns wiedergeboren hast durch Wasser und Geist, stärke und erhalte dies neue Leben in uns. Reinige unser Herz von allem Unkraut. Bekehre du uns, so werden wir bekehrt. Mache uns fest in der neuen Geburt. Errette uns von uns selber. Lass den Geist uns treiben, dass wir deine Kinder seien. Amen. (Adolf Clemen)


Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: es sei denn, dass Jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen. V. 4: Nikodemus spricht zu ihm: wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist, kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? V. 5: Jesus antwortete: wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass Jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen!
Dies ist das Eine allergrößte Wunder, davon hier Jesus zu Nikodemus redet. Von Neuem geboren werden! Nikodemus schrickt so davor zurück, dass er unwillig das Geistliche ins Natürliche verkehrt, um die pure Unmöglichkeit der Forderung Jesu zu beweisen. Ach, Du Oberster in Israel! Du bist noch sehr klein im Himmelreich, denn Du weißt noch nicht, dass bei Gott alle Dinge möglich sind. Aus Wasser und Geist! das ist die große Lösung des Rätsels; das will sagen: wie der Geist Gottes über den Wassern der Tiefe geschwebt und ist also Himmel und Erde geschaffen, so schwebt auch der Geist über dem Wasser des Sakraments und schafft das neue Leben und den neuen Menschen. Begreifen kann und soll das weder Nikodemus, noch Du; aber darum geschieht es doch, denn Gottes Werke sind Keinem, als nur Ihm selbst begreiflich. Wir Alle, nach unserer sündlichen und halsstarrigen Natur, verhalten uns gerade so wie Nikodemus, dieser Einen Forderung Jesu gegenüber. Warum bist Du noch nicht, oder doch so spät von Neuem geboren? weil Du mit Deinem alten, sündigen Herzen und Wesen Dich an die Frage anklammertest: wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Du hattest keine Lust und Neigung zu solcher Neugeburt; Deinen Willen, Dein Herz mochtest Du nicht daran geben! daran lag's! nicht an dem Unbegreiflichen und Übernatürlichen. Aber siehe! der Herr Jesus ist ein langmütiger und sehr geduldiger Arzt! wie treulich hat Er's dennoch zu Stande gebracht an jenem Obersten! desgleichen auch an Dir und mir. Aus Wasser und Geist! damit hebet er Seine Hand und weiset uns immer aufs Neue in die allmächtige Gotteskraft! Damit wir ablassen von dem Eignen, und fahren lassen das Alte. Das Neumachen ist Seine Sache. Und wahrlich, Er führt es Alles herrlich hinaus! (Nikolaus Fries)


Jesus antwortete und sprach zu Nikodemus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.
Gottes Reich sehen, sehen, wie Gott in seiner königlichen Gnade an uns handelt, wer kann das? Keiner, der nicht geboren ist, keiner, in dem das Leben nicht den Anfang bekam. Tut dies nicht schon die Natur? Hat nicht sie mir den Anfang des Lebens bereitet? Natur und Gottes Reich hat Jesus unterschieden wie Fleisch und Geist, wie die vergängliche und die ewige Welt. In sein Volk war Nikodemus durch das hineingeboren, was sein Vater und seine Mutter taten. Damit ist er aber noch nicht in diejenige Gemeinde hineinversetzt, die aus den ewig Lebenden besteht. Das ist das neue Werk Gottes, ein neuer Anfang eines anderen Lebens, das uns die Natur noch nicht verschafft. Zwischen den natürlichen Anfang des Lebens und seine Vollendung zum Anteil an Gottes Reich setzte Nikodemus seine fromme Anstrengung, seine gottesdienstliche Arbeit. das alles löst uns aber noch nicht vom Boden der Natur. Das ewige Leben ist eine neue Gabe Gottes und wird, wie alles, was er gibt, aus seiner freigebigen Hand empfangen. So gut ist Gott und so groß seine Gnade. Er gibt die erste Geburt und damit den Beginn des natürlichen Lebens. Auf dieses erste erfolgt noch ein anderes, höheres, neues Leben und darum auch eine neue Geburt, der Anfang einer neuen Lebendigkeit. Nikodemus erschrak. Soll auch ich mich vor diesem Wort Jesu fürchten? Warum erschrickt Nikodemus? Er kommt von dem nicht los, was er selber macht, und bindet sein ewiges Schicksal an sein eigenes Vermögen. Dann ist es freilich ein schreckliches Wort, dass wir etwas ganz anderes bedürfen, als was wir sind und können. Jesus spricht aber nicht von dem, was der Mensch leisten soll, als sollte er sich selbst irgendwie neu gebären, sondern er spricht von dem, was Gott schafft und an mir tut. Wird mir Gottes Gabe gezeigt, soll ich mich vor ihr fürchten? Jesus zeigt mir die Größe der göttlichen Gnade dazu, damit ich glaube.
Ich prüfe mich vor Deinem Angesicht. Finde ich in mir jenes Leben, das du, Vater, Deinen Kindern bist? Du wirkst es durch Deinen Geist. Wie Dein Geist das Herz erfasst und seine Gabe in mich legt, das bleibt vom Geheimnis bedeckt, das Dein Schaffen für uns unsichtbar macht. Wenn ich aber auch nicht weiß, wie der Geist in mir wirkt, so höre ich doch seine Stimme, die wohl erkennbare, die mit keinem anderen Klang verwechselt werden kann. Dein Geist ruft zu Deinem Sohn und gibt den Glauben, der ihn erfasst. Das ist Leben, neues, ewiges Leben, Leben der Wiedergeburt. Amen. (Adolf Schlatter)

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