Da ging auch der andere Jünger hinein, der am ersten zum Grabe kam; und sah und glaubte es. Denn sie wussten die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsste. Da gingen die Jünger wieder zusammen.
Der er andere Jünger ist Johannes, den der Herr lieb hatte. Der geht nun auch hinein in das offene Grab, und sah es, dass die leinenen Grabtücher daliegen und das Schweißtuch, womit das Antlitz des Toten bedeckt war, beiseite an einen besonderen Ort gelegt ist, und glaubt es, nämlich er glaubt, was Maria von Magdala ihnen gesagt hat, dass Jemand den Herrn weggenommen hätte aus dem Grabe. Denn, heißt es, sie wussten die Schrift noch nicht, dass Er von den Toten auferstehen müsste. So schwer hält es, dass sie zum Glauben an die Auferstehung ihres Herrn kommen, da doch die Schrift es bezeugt und Er selbst es bezeugt hat, ehe Er hinging, zu leiden und zu sterben. Nur der Auferstandene selber bringt den Glauben zum Durchbruch. Das ist noch immer so. Das Ja, Jasagen zu dem Bekenntnis: am dritten Tage auferstanden von den Toten, tut's nicht, das ist ein Mund-Glaube und kein Herzens-Glaube, hat keinen Wert und keine Kraft. Jesus muss sich selber bezeugen als der Lebendige, der für Dich lebt, eher kommst Du nicht zum Glauben. Wie wären doch die Jünger zu beklagen gewesen, wenn nun hier das letzte gewesen, wo es heißt: „Da gingen die Jünger wieder zusammen“. All' die gesehene Herrlichkeit des Menschensohnes wäre ihnen kein nütze gewesen, all' Sein Lebenswort, Wunderwerk und Leidens-Tiefen wären umsonst gewesen und hätten keine Frucht gebracht; es wäre zu keiner Predigt des Evangeliums, zu keiner Mission unter den Heiden gekommen. Und so ist es noch immer. Ohne einen leibhaftig auferstandenen Christus, der sich den Seelen als der Lebendige bezeugt, ist das sogenannte Christentum nur Schein, tönend Erz und klingende Schelle, ohne Kraft und Frucht, und nützt weder im Leben, noch im Sterben. Drum, Du auferstandener Herr! wirk' doch in mir zu Deinem Ruhm, o Gott, das wahre Christentum. (Nikolaus Fries)