Johannes 1,11

Andachten

Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben. Welche nicht von dem Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.
Was nennt der Herr sein Eigentum? Ist hier von der Herrlichkeit des Himmels oder von den Wunderwerken der Natur die Rede? Nein, sein Eigentum ist ein armes, verlorenes Sünderherz. Nach dem streckte der Sohn des Vaters vom Himmel herab die Arme aus; in diesem Herzen will er wohnen, das will er erlösen, umschaffen und zu seinem Ruhm und Erbe machen. Er hasst die Sünde und findet in uns nur Sünde; aber nur die Sünde hasst er, uns selber hasst er nicht. Die Sünde ist nicht unser innerstes Wesen, sie ist nur in unser innerstes Wesen eingedrungen, und aus diesem Boden will sie Jesus herausziehen durch sein Kommen in unser Fleisch. Er kam, er kommt, er wird kommen; aber wir müssen ihn aufnehmen, wenn wir zu den Seinen gehören wollen.

Was heißt Jesum aufnehmen? Unser Herz sagt es uns. Ihm nicht widerstehen, den Flattergeist richten, die Weltliebe hassen, den Eigenwillen brechen, den irdischen Sinn als eine Feindschaft gegen Gott erkennen, fühlen, wie tief wir gefallen sind und wie elend uns die Sünde macht. Dann kann Jesus sein Werk treiben. Dann steigt er in diesen Schlamm hinunter und schafft ein Neues in uns. Er kommt dann wieder in unser Fleisch, um eine Geistesvereinigung mit ihm hervorzubringen, welche die Schrift eine neue Geburt nennt. Dass wir unsrer Eltern Kinder sind, ist Gott nicht genug; er will auch seine Kinder aus uns machen, hat er uns doch nach seinem Ebenbild geschaffen. Jesum aufnehmen, ihn über uns herrschen lassen, ist auch das Mittel, zu einer neuen Natur zu gelangen. Die Geburt in das Fleisch ist eine Geburt in die Sünde und in den Tod; die neue Natur, die Gott durch den Glauben an Christum schafft, ist eine Geburt in den Geist, eine Wesensgleichheit mit Gott und mit seinem Sohne. Wie Er ist, sagt Johannes, so sind auch wir in dieser Welt. Die Lebensfrage ist demnach die: Bin ich ein fleischlicher Mensch oder ein geistlicher? Ist etwas Neues in mich gekommen, das eine Grundveränderung in mir hervorgebracht hat? Wer an Christum glaubt, in dem ist auch Christus lebendig geworden. Fleischlich gesinnt sein ist der Tod; geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. Wiedergeboren oder ewig verloren - man wähle. (Friedrich Lobstein)

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