Ich bin nicht von der Welt.
In einer Hinsicht schien es nicht also. Jesus suchte nicht dadurch Seine Heiligkeit aufrecht und unbefleckt zu erhalten, indem Er jede Berührung mit der Welt vermied. Er mischte sich ungezwungen in ihr geschäftiges Gedränge. Er tadelte nie ihre unschuldigen Vergnügungen; Er gab dem gekränkten Stolze und der getäuschten Hoffnung weder Berechtigung noch Aufmunterung, sich von der Erfüllung ihrer Pflichten zurückzuziehen; und doch, trotz Alledem, welch' ein himmlischer Glanz umstrahlte Seinen Pfad durch dieselbe hindurch! Ich bin von Oben her, das bewies jeder Blick, jedes Wort, jede Handlung von der Zeit an, wo Er im unschuldigen Kinderschlafe in Seiner Wiege in Bethlehem lag, bis dahin, wo Er sagen konnte: Ich verlasse die Welt und gehe zum Vater! Er hatte Sich unbefleckt in den verschiedensten Verhältnissen bewegt, dem Sonnenstrahle gleich, welcher, was er auch berühren mag, eben so rein bleibt, wie er war, als er die große Quelle des Lichts verlassen.
Doch, obgleich Er Selbst in Seiner schuldlosen Natur, von der Versuchung unüberwindbar, und gegen den bösen Einfluss der Welt auf ewig gesichert war, so ist es doch, uns zum Vorbild, bemerkenswert, dass Er Sich demselben nie unnötig aussetzte. Er kannte den verführenden Zauber, den dieselbe Welt auf Seine Schar ausüben würde, von welcher Er in rührender Teilnahme sagt: Sie aber sind in der Welt! Er kannte die Vielen, die von dem Dienste derselben gefangen genommen werden, die, irdisch gesinnt, ihren Durst an verunreinigten Brunnen zu löschen suchen!
Leser! die große Aufgabe, die du zu Lösen hast, hat Jesus bereits für dich gelöst, - in der Welt und doch nicht von ihr sein. Sie zu verlassen wäre, die Pflicht aufgeben; als ob Knechte ihre Arbeit verließen, Soldaten vom Kampfplatz flüchteten. Lebe in ihr, so dass die Welt durch dein Leben verbessert wird; stirb, so dass die Welt, die Kirche, deinen Tod empfinden, dein Beispiel wert halten möge! Auf ihre Sorgen und Pflichten, ihre Ämter und Verantwortlichkeiten, ihre Beschäftigungen und ihre Freuden schreibe: die Welt vergeht! Hüte dich vor Allem in derselben, was das geistige Leben deines Herzens ersticken, den Geist zu ernsten Gedanken untüchtig machen, das Richtmaß christlicher Pflichten erniedrigen und zu gefährlicher Gleichförmigkeit mit ihren falschen Sitten, Gewohnheiten und Grundsätzen verleiten könnte. Lasse, als bestes Gegengift gegen die Liebe zur Welt, die Liebe zu Gott die innere Leere des Herzens ausfüllen. Trachte, den Adel deiner wiedergeborenen Natur zu begreifen, dass du um ein edleres Erbteil Sorge zu tragen hast, als um die flüchtige Herrlichkeit, welche dieses vergängliche Atom Welt umgibt. Wie kann ich mit den Scherben dieser Welt mich vermischen? Einst mag ich es wohl. getan haben, doch jetzt bin ich der Taube gleich, deren Flügel glänzen, und wie Gold und Silber schimmern. (Ps. 68, 14.)
Fremdling, Pilger, Gast; mein Bürgertum ist im Himmel! Warum sollte ich nach flitterhafter Ehre und Herrlichkeit trachten? Weshalb sollte ich die Gunst dieser Welt begehren, die ihren Herrn nicht kannte, die Ihn vielmehr verachtete? Der Apostel Paulus, sagt ein alter Theologe, nennt sie ein Schema, (eine mathematische Figur), welches ein bloßer Begriff ist, keine wirkliche Substanz.
Lebe erhaben über ihren nagenden Sorgen und Bekümmernissen, der Beschreibung eingedenk, welche Jesus von denen gibt, die in Wahrheit Sein sind: Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch Ich nicht von der Welt bin!