Johannes 16,8

Andachten

Und wenn derselbige kommt, der wird die Welt strafen um die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht. Um die Sünde, dass sie nicht glauben an mich.
Eine dreifache Tätigkeit des heiligen Geistes. Zuerst die Aufrüttlung des Gewissens. Er überführt die Welt und den Weltgeist des Unglaubens. Viele meinen, sie glauben, aber der Glaube kommt erst dann, wann vorerst das Gewissen aufgewacht ist. Das kann aber kein Mensch tun, weder an sich, noch an Andern. Das Schuldgefühl kann nur der heil. Geist wecken; nur er straft um die Sünde. Man kann einem Menschen seine Sünden vorhalten, er selbst kann sich dieselben vor's Auge stellen, sie eingestehen, aber die Hölle fängt dann erst an zu brennen, wenn der heilige Geist mit seiner Brandfackel gekommen ist. Da fängt dann das Verderben im Herzen an lebendig zu werden. Der ruhigste, rechtschaffenste Mensch kommt dann in Not und Jammer über sich selber. Die Schuppen fallen ihm von den Augen, seine Blindheit. wird ihm offenbar, und der ganze Geist, in dem er bisher gelebt hat, wird eine quälende innere Anklage. Da hilft dann kein Trösten und kein Zureden, das ganze Leben liegt am Tage, als ein von Gott abgefallenes und ihm entfremdetes. Die Sünden kommen aus allen Winkeln des Herzens und der Vergangenheit hervor; das Gewissen ist überführt und kann nicht mehr ausweichen. Es kann auch sein, dass der heil. Geist bloß eine Sünde hervorzieht aus dem Leben, dass diese anfängt zu nagen und zu quälen, und das Grundverderben schläft noch. Aber wer einmal an einer Sünde ist hängen geblieben, den packen nach und nach auch die andern an, und er mag schütteln und rütteln, er wird sie nicht mehr los. Wie Schlangen haben sie angebisssen, und es heißt im Gewissen nicht nur: Du bist ein Sünder, sondern es liegt ein Fluch auf dir. Dein Friede ist aus, deine Ruhe war die Ruhe Satans, du siehst jetzt, dass du nichts Festes hast; käme die ganze Welt dir zu Hilfe, sie kann dich nicht retten. Der heil. Geist ist stärker, als unser Geist, und alle Strafen der Justiz sind nichts gegen die Gerichte Gottes, wenn sie dem Herzen offenbar werden. (Friedrich Lobstein)

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