Und Ich, wenn Ich erhöht werde von der Erde, so will Ich sie alle zu Mir ziehen.
Der HErr sagt in Seinem Evangelium: „Und ich, wenn Ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu Mir ziehen.“ Nun, spürst du nicht diesen Zug der Liebe JEsu in deinem Herzen? Gewiss, du spürst ihn, mein Bruder, meine Schwester. Ach, folge diesem Zug deines Herzens, komm zu JEsu und bleibe bei Ihm, so wirst du lernen, selig zu leben und selig zu sterben!
JEsus, Er mein Heiland lebt,
Ich werd' auch das Leben schauen,
Sein, wo mein Erlöser lebt;
Warum sollte mir denn grauen?
Lässet auch das Haupt ein Glied,
Welches es nicht nach sich zieht?
Ich bin durch der Hoffnung Band
Zu genau mit ihm verbunden,
Meine starke Glaubenshand
Wird in Ihn gelegt befunden,
Dass mich auch kein Todesbann
Ewig von Ihm trennen kann!
Amen. (Bertoldy, A.C.)
Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen. Das sagte er aber, zu deuten, welches Todes er sterben würde.
Also darum hast Du es so mildiglich geschehen lassen, mein König und mein Bräutigam, dass sie Dich ans Kreuz schlugen? darum warst Du wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das da verstummt vor seinem Scherer? Du wolltest uns Alle zu Dir ziehen. O, heilsamer Gnadenzug! nun dürfen wir also getrost bitten: zeuch uns zu Dir! Spürst Du den Zug? Seele! - es geht aufwärts, denn Jesus ist erhöht, Er sagt's, hindeutend aufs Kreuz; - also, von der Erde weg, nach oben hin; - bist Du los geworden? hast Du mit Deinen Füßen den Boden verlassen, den Staub abgeschüttelt? So Mancher steckt bis an die Knie in Lehm und Kot, es gehört eine starke Hand von oben dazu, ihn herauszuziehen, die Jesus-Hand, die ans Kreuz erhöhte und durchgrabene ist stark genug, wen die nicht herauszieht, Dem ist nicht zu helfen. Aufwärts zieht Er, zu Sich, in Seine Welt, dahin, wo Er lebt und liebt, waltet und regiert, dahin, wo wir ewig sein sollen; hat's bei Dir geholfen? bist Du auf solchem ewigen Wege? So Mancher redet von höheren Interessen, von Idealen, von Unsterblichkeit und himmlischen Dingen, aber es ist lauter Wind und Spreu und steckt nichts dahinter. Wer sich wirklich von Jesu ziehen lässt, der wird ihm gleichgesinnt durch eine gründliche Sinnesänderung, der liebt wie Er, dient wie Er, leidet wie Er und stirbt endlich wie Er. Ist es so weit, dass wir sterben müssen, dann möchten freilich wohl Alle, dass Er sie zu sich zöge, um verschont zu werden vor dem Gericht, aber dann ist's sehr oft zu spät. Drum, je eher desto besser! Lass Dich jetzt ziehen, heute, gleich, diesen Abend noch, Er ist bereit, Dich zu ziehen, heb' Du nur Deine Arme auf, so fasst Er Dich an, und was heute noch geschieht, das braucht morgen nicht zu geschehen. Heut' lebst Du ob morgen? das weißt Du nicht. (Nikolaus Fries)
Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen.
Jesus sah mit der Gewissheit auf sein Kreuz, dass er von dort aus alle Widerstände überwinden werde, die uns von ihm trennen. Auf uns liegt der dunkle Schatten, den das Sterben über uns breitet, in mir erweckt. Lohnt es sich, auf dem Weg zum Grab einen Heiland zu suchen? Gibt es denn Gemeinschaft mit Gott für uns, die Sterbenden? Auf diese Frage gibt uns Jesus dadurch die Antwort, dass er ans Kreuz erhöht wurde. Dort geht der Lebende in den Tod, der Auferstehung gewiss, und macht im Sterben die Herrlichkeit des Lebens offenbar. Uns beschwert das Leiden, verzehrt unsere Kraft und macht uns totwund. Können wir denn glauben, mit der Beschränktheit unseres Bewusstseins, die uns zum Irren zwingt, und der Fesselung unseres Vermögens, die uns kein tüchtiges Handeln zulässt? Sieh auf den ans Kreuz Erhöhten! Er macht aus dem Leiden die wirksame Tat und aus den Schmerzen die Verkündigung des göttlichen Ruhms. Aus der leeren Nichtigkeit unseres Lebens entsteht die Menge der unechten Dinge, die auswendig glänzen und innen nichts sind als lügender Schein. Sie rauben uns die Fähigkeit zum Glauben. Wer hat denn Jesus zum Kreuz gehängt? Ein Volk, das scheinbar fromm war, Priester, die scheinbar Priester waren, ein Regent, der scheinbar regierte und log, wenn er sich einen Richter nannte. Sieh aber nicht nur auf die, die neben dem Kreuz stehen, sieh auf Ihn.
Dort siehst du echtes, mit der Wahrheit geeintes Leben, Gemeinschaft mit Gott, im heißen Feuer erprobt, Gehorsam, in hartem Kampfe errungen und vollendet, Liebe, die das göttliche Gebot in Wahrheit erfüllt, Gott über alles ehrt und den Bruder ganz zu sich erhebt. Hier siehst du nicht Schein und kannst hier nicht zweifeln. Hier kannst und sollst du glauben. Die stärkste Hemmung, die uns von Jesus trennt, entsteht aber aus dem Fluch der Schuld. Wir tragen heimlich die Angst vor Gott in uns und unser Blick auf ihn gleicht dem lauernden Blick dessen, der sich nach seinem Verfolger umsieht. Aber der ans Kreuz Erhöhte zieht uns zu sich, uns alle, die wir uns vor Gott flüchten, weil er gerecht ist, und das Licht nicht ertragen, weil es unsere Verwerflichkeit enthüllt. Dort am Kreuz treibt die Liebe die Furcht aus. Weil ich nicht zu ihm komme, kommt er zu mir, tritt an meine Stelle und leidet, was mir gebührt. Weil er vergibt, zieht er mich zu sich. Nun kann ich glauben.
Es ist mir heilsam, dass ich, Herr Christus, an Deinem Kreuz verweile. Dort weichen die Einbildungen und ich werde still. Dort sprichst Du zu mir. Dort kann ich hören, was mir Deine wahrhaftige Gnade sagt. Amen. (Adolf Schlatter)
Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen.
Kommt, ihr Arbeiter, fasset Mut. Ihr fürchtet, dass ihr keine Hörer herbeiziehen könnt. Versucht es mit der Predigt von einem gekreuzigten, auferstandenen und gen Himmel gefahrenen Heiland; denn die „zieht“ mehr, als irgend etwas andres, was sich je unter den Menschen kund gegeben hat. Was zog euch zu Christus, als Christus? Was zieht euch jetzt zu Ihm, als seine eigne, teure Persönlichkeit? Wenn ihr durch irgend etwas andres zur Religion gezogen worden seid, so werdet ihr bald wieder davon weggezogen werden; aber Jesus hat euch gehalten und wird euch bis ans Ende halten. Warum wollt ihr denn an seiner Macht zweifeln, andre zu ziehen? Geht mit dem Namen Jesus zu den Halsstarrigen, und seht, ob der sie nicht ziehen wird.
Kein Art von Menschen ist über diese ziehende Macht hinaus. Alte und Junge, Reiche und Arme, Unwissende und Gelehrte, Tiefgesunkene oder Liebenswürdige - alle Menschen sollen die Anziehungskraft fühlen. Jesus ist der eine Magnet. Lasst uns nicht an einen andren denken. Musik wird nicht zu Jesus ziehen und ebenso wenig Beredsamkeit, Logik, Zeremoniell oder Lärm. Jesus selber muss die Menschen zu sich selber ziehen; und Jesus ist durchaus im Stande zu diesem Werke in allen Fällen. Lasst euch nicht verführen durch die Quacksalbereien der Gegenwart, sondern arbeitet als Arbeiter für den Herrn in seiner eignen Weise und zieht mit des Herrn eignen Seilen. Zieht zu Christus und zieht durch Christus, denn alsdann wird Christus durch euch ziehen. (Charles Haddon Spurgeon)