Ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und Niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.
Die Konfirmationszeit ist die Grenzscheide zwischen der harmlosen Jugend und dem mühsamen Leben. Wie wir im Leben oft zurückdenken an den Tag, wo wir vom Elternhause Abschied nahmen, so besuchen wir später, es gehe uns nun wie es wolle, gewiss auch diese letzte grüne Aue der Jugend in der Erinnerung fleißig wieder. Es knüpfen sich auch gerade an diese Zeit so manche Freundschaften, welche die Kinderjahre überdauern und welche uns später gar leicht in jene Zeit zurückführen. Wie die Blumen, die wir in der Kindheit gezogen haben, für alle Zeit des Lebens ihren Reiz behalten, so können auch jene Lilien nicht verwelken. Sie mahnen uns so lange mit dem Duft ihres Friedens, bis in uns die Sehnsucht erwacht: „Wenn sie doch wiederkäme, diese Morgenstunde, wo ich glauben und beten konnte, wo ich in der Sünde keine Ruhe hatte, bis ich sie dem Herrn gebeichtet und seine Vergebung gefunden hatte.“ So mag es denn grünen in den Herzen der Konfirmanden wie im Frühlinge auf den Saatfeldern. Mag der himmlische Same tiefe Wurzeln schlagen. Christen, denkt an eure Kinder, bittet, dass sie dem Herrn in Wahrheit und Lauterkeit das Hosianna vorsingen. Eltern, denkt an eure Kinder, bittet, dass das Kind Gottes bei ihnen einziehe und sie zu rechten Kindern Gottes mache.
Lieber treuer Herr, du hast dich an uns und unsere Kinder gebunden mit deiner Menschwerdung, du hast uns an dich gebunden durch die heilige Taufe und den Glauben. Nun ziehe und locke uns mit aller deiner Liebe, dass wir dir heute gehören, dein bleiben, und immer fester in dir gewurzelt werden. Lieber Herr, fasse heute unsre Kinder in tiefster Seele an, dass ihr Bekenntnis komme aus dem Glauben, und der Glaube wiederum wachse durch das Bekenntnis. Schreibe du auf jede dieser Seelen: „Du sollst nimmermehr umkommen, und Niemand soll dich aus meiner Hand reißen.“ Amen. (Friedrich Ahlfeld)
Niemand wird sie aus Meiner Hand reißen.
Der HErr Jesus sagte dieses von Seinen Schafen, und setzte hinzu: der Vater, der sie Mir gegeben hat, ist größer, denn Alles, und Niemand kann sie aus Meines Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind Eins. Wer sieht nicht hieraus, dass der HErr Jesus andeuten wollen, Er sei selbst auch größer denn Alles, weil er eben dieses auch von Seiner Hand sagte, was Er von Seines Vaters Hand sagte, dass nämlich Niemand sie daraus reißen könne? Es war aber dem Stand Seiner Erniedrigung nicht gemäß, Seine eigene Größe so ausdrücklich zu rühmen, wie Er die Größe Seines Vaters pries, wiewohl Er doch sagte: Ich und der Vater sind Eins, und dadurch aufmerksamen Zuhörern zu verstehen gab, dasjenige, was Er von Seines Vaters Größe gesagt hatte, gehe Ihn auch an. Niemand wird also die Schafe Jesu aus Seiner Hand reißen, weil Er, wie der Vater, größer als Alles ist, folglich Seine Hand sie fest genug halten kann. Wenn man wissen will, von wie vielen fürchterlichen Dingen die Schafe Jesu gefährdet werden können, so darf man nur das Register betrachten, welches Paulus Röm. 8,35.38.39. gemacht hat. Christus nannte auch Joh. 10,8. Diebe und Mörder, das ist verführerische, harte und eigennützige Hirten, und V. 12. den Wolf, das ist den Satan. Gegen alle diese Feinde ist die Hand Jesu mächtig genug. In derselben hält Er Seine Schafe, und aus derselben wird Niemand sie mit Gewalt reißen. Freilich können die Schafe durch ihren Ungehorsam Ihn zum Zorn reizen, dass Er sie von Seinem Angesicht verwirft und so hingibt, wie Röm. 1,24.26.28. dreimal gesagt wird: allein außer diesem kläglichen Fall sollen sie durch die starke Hand Jesu geschützt und zum ewigen Leben erhalten werden.
Diese starke Hand Jesu ist auch allein der Grund der Beharrlichkeit in der Gnade bis ans Ende und der wirklichen Erlangung des himmlischen Erbes. Wer etwas von der Gnade empfunden hat, und sich hernach auf die Festigkeit seiner Vorsätze und auf seine Klugheit zu verlassen anfängt, oder ein Leben in seiner eigenen Hand zu finden meint (Jes. 57,10.), wird bald von seinen geistlichen Feinden überwältigt und zu Schanden gemacht werden. Unsere Stärke und Sicherheit beruht allein auf der Stärke und Treue des HErrn Jesu. Wer dieses nicht glaubt, den kann es Gott durch starke und anhaltende Versuchungen, worin die Natur in ihrer Schwachheit offenbar wird, lehren. So wurde Paulus bei den satanischen Faustschlägen schwach, dabei aber zur Ehre des HErrn Jesu gewahr, dass Dessen Kraft in seiner Schwachheit mächtig sei, oder sich völlig offenbaren könne. Wer sollte nicht gern in eine solche Schwachheit versinken, bei welcher man gegen alle Feinde geschützt wird, und Alles vermag durch Christum, der die Seele mächtig macht? Auch im Himmel werden die Schafe Jesu nicht aus sich selbst zehren, oder auf sich selbst beruhen, sondern Sein Leben wird ihr Leben, Sein Licht ihr Licht, Seine Freude und Ruhe ihre Freude und Ruhe sein.
So will ich denn gern ein Schaf Jesu sein, und mich nicht fürchten, weil Seine starke Hand mich schützt und erhält. Ihm soll auch der Ruhm allein sein, wenn Er mich durch die gefährliche Welt durchbringen, und in das himmlische Gewahrsam, wohin kein Feind nachfolgen kann, einführen wird. (Magnus Friedrich Roos)
“Und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen.“
Die Christen sollten es nie leicht nehmen mit dem Unglauben, sei‘s in Reden oder in Gedanken. Denn wenn ein Kind Gottes kein Vertrauen hat zu Gottes Liebe, zu seiner Wahrheit, seiner Treue, so muss Ihm das sehr missfallen. Wie sollen wir Ihn denn nun betrüben mit unsern Zweifeln an seiner bewahrenden Gnade? Lieber Christ! Es läuft gegen alle Verheißung des teuren Gottesworts, dass du je könntest vergessen, oder dem Verderben überlassen werden. Wenn das möglich wäre, wie könnte Er noch treu sein, der doch gesagt hat: „Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie desselben vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.“ Was hätte denn die Verheißung noch für einen Wert: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer?“ Wie stände es mit der Wahrhaftigkeit der Worte Christi: „Ich gebe meinen Schafen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen. Der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer, denn alles; und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen?“ Wie stünde es mit der Lehre von der rechtfertigenden Gnade? Wenn ein einziges Kind Gottes könnte verloren gehen, so hätte sie allen Grund und Boden verloren. Wo bliebe die Wahrhaftigkeit Gottes, seine Ehre, seine Macht, seine Gnade, sein Bund, sein Eid, wenn irgendeines von denen, die ihre Hoffnung auf Christi Blut bauen und auf Ihn ihr ganzes Vertrauen setzen, trotzdem könnte verworfen werden? O, verbannt diese ungläubige Furcht, die Gott so sehr verunehrt. Stehe auf, erhebe dich aus dem Staube, und kleide dich in das herrliche Gewand seiner Gerechtigkeit! Bedenke, wie sündhaft es ist, an seinem Wort zu zweifeln, worin Er dir verheißen hat, du werdest nimmermehr umkommen. O, dass doch das ewige Leben, das in dir wohnt, sich kund machte in glaubensvoller Freudigkeit!
„Ew‘ges Leben willst Du geben
Mir zum sel‘gen Gnadenlohn,
Fürst der Ehren! Mein Begehren
Steht nach Dir, o Gottes Sohn!“ (Charles Haddon Spurgeon)
Und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.
Wir glauben an die ewige Sicherheit der Heiligen. Zuerst, weil sie Christi sind, und Er niemals die Schafe verlieren wird, die Er mit seinem Blut erkauft und von seinem Vater empfangen hat.
Ferner, weil Er ihnen das ewige Leben gibt, und wenn es ewig ist, nun, dann ist es ewig, und es kann kein Ende haben, wenn nicht auch Hölle, Himmel und Gott ein Ende haben können. Wenn das geistliche Leben aussterben kann, so ist es augenscheinlich nicht ewiges Leben, sondern zeitliches Leben. Aber der Herr spricht von ewigem Leben, und das schließt die Möglichkeit eines Endes aus.
Beachtet weiter, dass der Herr ausdrücklich sagt: „Sie werden nimmermehr umkommen.“ So lange Worte einen Sinn haben, sichert dies die Gläubigen vor dem Umkommen. Der hartnäckigste Unglaube kann nicht diesen Sinn aus diesen Worten herausdrängen.
Dann, um die Sache vollständig zu machen, erklärt Er, dass die Seinen in seiner Hand sind und fordert alle ihre Feinde heraus, sie aus derselben zu reißen. Gewiss, es ist etwas Unmögliches, selbst für den Fürsten der Hölle. Wir müssen sicher in dem Griff eines allmächtigen Heilandes sein.
Unsre Sache sei es, fleischliche Furcht sowohl wie fleischliches Vertrauen fahren zu lassen und friedlich in der Hand des Erlösers zu ruhen. (Charles Haddon Spurgeon)