Sie wunderten sich.
s. a. Vers 18
Es sind nun achtzehnhundert Jahre vergangen, dass der Heiland der Welt von Maria der Jungfrau geboren ist und in der Krippe lag. Als Er geboren war, verließen die heiligen Engel den Himmel und lobten Gott über diesem Wunder. Und Alle, die es hörten und ahnten, was geschehen, wunderten sich. Sollte ich mich nun o Jesu, Deiner nicht wundern? Ist heute Deine heilige Menschwerdung weniger wunderbar und weniger tröstlich und weniger groß und gewiss, als sie es einst war? Meiner Väter Geist wäre nicht bei mir und wäre von mir gewichen, könnte ich ohne Verwunderung über Dich leben?
Ein Kind bist Du geboren ein Kind mit schwachen Gliedern, wies Kindern eigen ist. Die Jungfrau muss Dich pflegen und tragen, in Windeln wickeln und in der Krippe Dir eine Ruhestätte schaffen. Nun wohnst Du, ewiger Gott, Schöpfer meines Lebens, in meinem Fleisch und Blut, bist mir gleich geworden in der Gestalt des sündlichen Fleisches. Röm. 8, 3. Der Himmel und aller Himmel Himmel mögen Dich nicht versorgen, auch der Tempel Salomos konnte Dich nicht fassen (1 Kön. 8, 27), nun aber bist Du leibhaftig geworden in dem Kinde Marias. Wahrlich ja, bei Gott ist kein Ding unmöglich. Wie sollte ich mich Deiner nicht wundern! Wundern fängt da an, wo das Verstehen aufhört und das Ahnen anfängt und der Glaube still und anbetend sein Werk hat. So lass mich, mein Gott, nach Deiner Barmherzigkeit bereit sein, dass ich ahne, glaube, anbete über Jesu, der wahrhaftiger Gott und ein geringes Kind ist. Nun spüre ich, Herr, Deine tiefe Liebe; nun denke ich an mein jammervolles Elend, das nicht mit Silber und Gold kann gebessert werden; nun liegt vor mir die volle, frische Hoffnung des Lebens, denn Du bist Mensch geworden und kommst, um mit Deiner Gottheit und Menschheit wegzunehmen, was mich quält und wiederzubringen, was mir fehlt. Wie tief ich seufze, wenn ich an mich denke, an meine Kindheit und vergangenen Jahre, an meinen Tod und mein Gericht, so merke ich, dass Du alle Tore des Jammers schließest und mir die Gemeinschaft Gottes und den Umgang der heiligen Engel wiederbringst.
Jesu ewiger Gott, Du bist Mensch geworden nun ist der Mann vorhanden, der stärker ist als Simson und der Schlange den Kopf zertritt, nun muss der Tod sich fürchten und die Sünde findet ihre Sühne. Es ist Alles Freude und Lobgesang über Deiner wunderbaren Menschwerdung.
Dass ich Dich möchte fassen!
Aber es will mir nicht gelingen, Dich zu fassen wie ich möchte, ob ich Tag und Nacht sinne. So bleibt mir das Wundern. Herr, lass Dir mein Wundern wohlgefallen! Ich wundere mich Deiner Herrlichkeit, der Du allein groß bist und wäre die Welt vielmal so weit von Edelstein und Gold bereit, so wär sie Dir doch viel zu klein, zu sein ein enges Wiegelein. Ich wundere mich Deiner Niedrigkeit; denn Du liegst in der armen Krippe und Du ruhst in mir, ohne dass ich Dich begreife. Ich wundere mich Deiner Armut; denn Du hast nichts und hast Alles, so dass ich, ob ich Alles hätte, arm wäre ohne Dich und reich bin, wenn ich nichts habe und nur Dich gewinne. Ich wundere mich, da ich Dich kennen lernte und wunderte mich, da ich Dich kenne und werde mich wundern, wenn ich Dich kennen werde. So werde ich in heiliger Verwunderung über Jesum leben und sterben und im ewigen Leben wird die übergroße Seligkeit über meine Sinnen gehen.
Schönster Herr Jesu!
Schönster unter den Menschenkindern!
Ich wundre mich Deiner, Du Wunderbarer! (Theodor Schmalenbach)