Lukas 24,37

Andachten

Sie erschraken aber, und fürchteten sich, meinten, sie sähen einen Geist. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken? Und warum kommen solche Gedanken in eure Herzen? Seht meine Hände und meine Füße; ich bins selber; fühlt mich, und seht: denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr seht, dass ich habe. Und da er das sagte, zeigte er ihnen Hände und Füße.
Was Jesus aus dem Grabe hervorbringt, ist verklärte Leiblichkeit; zuerst für ihn, sodann für die Seinen. Der Leib ist nicht mehr tot, der Geist nicht mehr an einem andern Ort als der Leib, und die Seele kann auch nach der Auferstehung noch das Prinzip der Individualität sein. Ein Geist hätte die Jünger erschreckt, allein der Auferstandene bezeugt seiner Kirche, er sei als ein Mensch aus der Grabesnacht hervorgekommen; er hat auch jetzt noch Hände und Füße, was ein Geist nicht hat. Verklärte Leiblichkeit ist die schönste Harmonie Gottes. Was machen uns die Philosophen, oder die alten Dichter, oder auch Mahomed für ein jenseitiges Dasein? Die homerischen Seelen huschen herum wie Schatten und zirpen wie Fledermäuse; der türkische Himmel ist ein Sinnenparadies, und auch Plato, der göttliche, weiß nicht, wie er seine nackten Seelen in jener Welt beschäftigen soll. Wie klar und vollständig gibt Christi Auferstehung uns Aufschluss über das, was wir einst sein werden! In Christo ist Leib, Seele und Geist wieder beisammen und unauflöslich vereinigt zu voller Heiligkeit und Glückseligkeit. Vor diesem Bild haben wir weder zu erschrecken, noch uns zurückzuwünschen, wie die heidnischen Heldenseelen, in dieses arme Erdendasein.

Auch der Pantheismus wird zu Schanden vor der offenen Grabeshöhle Jesu. Wir sind keine Tropfen, die im Meer der Gottheit verschwimmen und drüben in dem großen All zunichte werden; die Erinnerung an das frühere Leben und das, was unser wahres Ich ausmacht, besteht; nicht umsonst zeigt Christus den Jüngern seine Wundmale. Unser jenseitiger Zusammenhang mit Christo hängt aber von unserm diesseitigen mit ihm ab. Es gibt eine Auferstehung zum Leben, aber auch eine Auferstehung zu ewiger Schmach und zum Gericht (Dan. 12,2. Matth. 25,46). Zum Himmel gehört auch ein himmlischer Sinn, und nur was aus Gott geboren ist, hat hier und dort den Tod überwunden. (Friedrich Lobstein)

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