Lukas 16,3

Andachten

Der Haushalter sprach bei sich selbst: Was soll ich tun?
Ich weiß wohl, was ich tun will. Ergreifen will ich das Eine, was not tut; bekehren will ich mich zu meinem Gott von Herzensgrund; dazu auskaufen alle Zeit und Kraft, die mir noch geblieben ist. Dazu auch graben, im Schweiß des Angesichts, arbeiten an mir selbst, in Reue und Buße, wie hart der Boden des Herzens auch schon geworden; schaffen, dass ich selig werde, mit Furcht und Zittern. Dazu auch betteln, bitten und flehen ohne Unterlass, dass Gott meiner Schwachheit aufhelfe zum Siege. Viel ist schon versäumt, aber noch ist nicht alles verloren. Die Vergangenheit ist dahin, unwiederbringlich dahin; die kehrt niemals wieder. Was versäumt ist, das ist versäumt. Aber Eins ist noch dein: der Augenblick, das Heute. Wohlan, das kaufe aus. Viele Heimsuchungen deines Gottes, viele Gnadenrufe hast du umsonst gehört, aber noch ruft und sucht er dich ja, heute, wieder; so sprich mit Ernst: Ich weiß wohl, was ich tun will, und tu's, tu's heute noch. - Viele Gelegenheiten, deinen Eltern, deinem Gatten, deinem Bruder deine Liebe zu erzeigen im Vergeben, in der Geduld, hast du unbenutzt vorübergehen lassen - sie kommen nie wieder - aber noch bist du ja mit ihnen auf dem Wege, o so sprich mit Ernst: Ich weiß wohl, was ich tun will, und tu's heute noch. Versöhne dich mit deinem Bruder, dieweil du noch bei ihm auf dem Wege bist. Lieb, solang du lieben kannst. Sei nicht der Tor, der Jahre lang kalt und hart neben seinem Bruder hergeht, und erst wenn seine Gestalt anfängt zu verfallen, dann überschüttet er ihn mit den Worten der Liebe, nach deren kleinstem Teil er umsonst gedürstet, Gott weiß, wie lang. Sei klug, deine Gnadenfrist auszukaufen, so lange sie währt, deine Kräfte zu brauchen, solange du sie hast. O Herr, lehre uns zählen unsre Tage, auf dass wir klug werden. Amen. (Adolf Clemen)

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