Er aber sprach zu ihnen: wenn ihr betet, so sprecht: unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt usw.
Daran wird uns der HErr auch einmal erinnern bei seiner Abrechnung. Der König wird zu dem Knecht sagen: ich habe dich das „Vater unser“ auswendig lernen lassen, du hast es unzählige Mal gebetet, aber immer geheuchelt und gelogen. Du hast gebetet: „unser Vater in dem Himmel,“ und hast damit bezeugt, dass du deine Brüder lieben solltest, weil sie deine Brüder sind, du hast aber allenthalben mur an dich gedacht und deiner Brüder vergessen oder sie gar untergetreten. Du hast gebetet: „dein Name werde geheiligt.“ Aber meinen Namen hast du verunheiligt, entweiht, entehrt; es war dir in allen Dingen nicht um die Heiligung meines Namens zu tun. Du hast gebetet: „dein Reich komme!“ Aber du hast mit Gedanken und Worten und Werken allezeit nur des Teufels Reich Vorschub getan. Du hast gebetet: „dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.“ Und siehe, mein Wille galt nichts bei dir. Du hast gebetet: „unser täglich Brot gib uns heute.“ Aber du wolltest mehr, und strebtest nach Weiterem als nach dem täglichen Brot. Du hast gebetet: „vergiss uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“ Damit hast du ja meine Gerechtigkeit völlig über dich herausgefordert, denn du kannst und konntest ja kein ungerades Wörtlein von deinem Nächsten überhören und vergessen. Du hast gebetet: „führe uns nicht in Versuchung.“ Aber du bist den Versuchungen zum Bösen selbst nachgelaufen und hast mir solches zugemutet. Du hast gebetet: „erlöse uns von dem Übel.“ Aber du hast an dem größten Übel, an der Quelle aller Übel, an der Sünde, deine größte Freude gehabt. Du hast gebetet: „dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit.“ So hast du mir wohl mit deinem Mund die Ehre gegeben, aber in deinem Herzen hieß es anders. Dem Teufel, dem Mammon, der Welt, der Sünde gebührt das Reich, die Kraft, die Herrlichkeit; siehe, dies war dein Sinn. So hast du nun mich angeheuchelt und angelogen viele Jahre her. Du Schalksknecht und Heuchler! (Ludwig Hofacker)
„Dein Reich komme.“
Ewiger, unendlicher Gott, dessen Güte jeden Morgen neu ist, gib mir an diesem Tage den Frieden, den die Welt nicht geben kann. So wie die Strahlen der aufgehenden Sonne meine irdische Wohnung wiederum erleuchten, so erleuchte auch meine Seele durch Dein Licht vom Himmel. Mein Heiland, Du glorreicher Brunnen alles Lichts und Lebens, zerstöre die Nacht der Sünde und des Unglaubens, Dein Nahesein heilige die Freuden, und stille die Schmerzen dieses Tages.
Ehe ich in die Unruhe und Arbeit des Lebens eintrete, wollest Du mein Herz mit Deinem teuren Blut besprengen, und meine innersten Gedanken, Neigungen und Wünsche ganz allein dem Herrn hingeben, dessen Eigentum ich bin. Gib mir eine immer größere Erfahrung davon, wie teuer und köstlich Deine Güte und Liebe ist.
Mit Dir, Herr, bin ich reich, was mir auch mangeln möge - ohne Dich bin ich arm, und wenn ich auch die ganze Welt gewönne. Nimm mir was Dir gefällt, nur nimm Dich selbst nicht von mir nichts auf der Welt kann das Verlangen meiner unsterblichen Seele stillen, als nur Du allein.
Herr, ich bitte Dich, lass Dein Reich kommen! lass es in mein eigenes Herz kommen, aber lass es auch über die ganze weite Welt kommen. Mache Dich bald auf, und zerstreue Deine Feinde, lass bald den gesegneten Tag anbrechen, wenn die befreite Erde nicht mehr die Behausung der Finsternis und Sünde ist, wenn auch die Juden und Heiden den Friedensfürsten anbeten werden, und aller Welt Ende das Heil unsers Gottes sehen. Komm Herr Jesu, komm bald! Lass in Deiner jetzt schwer bedrängten Kirche bald der Ruf ausbrechen: Lasset uns freuen und fröhlich sein und Ihm die Ehre geben, dann die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und sein Weib hat sich bereitet. Herr gib, dass auch ich alsdann bereit sein möge, Dir entgegen zu gehen, dass dann meine Lampe hell brennte, und dass ich auf des Bräutigams Aufforderung fröhlich erwidern kann: siehe, das ist mein Gott! auf Ihn habe ich geharrt.
Gib heute auch meinen Lieben ein besonderes Zeichen Deiner Liebe und Deines Segensschließe sie in die Arme Deiner Barmherzigkeit, lehre sie, Deinen heiligen Willen zu tun, sprich Du zu ihnen und sprich von ihnen: das ist meine Mutter, Schwester, Bruder. Leite uns Alle auf rechter Straße, um Deines Namens willen und lass es uns erfahren, dass es der beste und seligste Weg ist, den Deine Bundestreue und Liebe nur erfinden konnte. Und wenn die uns zugemessene Zeit auf Erden vollendet ist, und unser Tag sich neigt, dann nimm uns auf in Deine ewigen Wohnungen, durch das Verdienst unsres Herrn Jesu Christi.
Gott dem Vater, Gott dem Sohne und Gott dem heiligen Geiste, sei Preis und Ehre und Macht und Anbetung von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. (John Ross MacDuff)