Lukas 11,1

Andachten

Und es begab sich, dass er war in einem Ort und betete. Und da er aufgehört hatte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte.
Das Gebet ist das rechte Lebenszeichen des menschlichen Herzens im Glauben. Will man erfahren, ob der Mensch körperlich gesund sei, so fühlt man ihm an den Puls. Wenn dieser langsam geht, wenn sich der Odem nur mühsam die Brust heraufarbeitet, so ist er krank. Welches ist der Puls des inneren Lebens? Das Gebet. Wo es ganz gestorben ist, da ist auch der Mensch tot am Glauben; wo es nur unter gesetzlichem Zwange seiner selbst als Pflicht geübt wird, da führt der Mensch noch ein gesetzliches Leben; wo es aber seines Herzens wahre Freude ist, mit seinem Herrn und Gotte zu reden, wo er selig ist im Gebete, da steht es richtig um das Heil seiner Seele. Du kannst das Gebet das Thermometer des inneren Lebens nennen. Frage dich, ob es hoch steht, ob du warm dazu bist, ob du eine beständige Lust dazu hast. Freue dich, wenn du dies bejahen kannst. Erforsche dich, ob du nur hin und wieder, getrieben von Not oder Laune, einmal dazu kommst? Es ist dann unbeständiges und wandelbares Wetter in dir. Es ist nicht richtig um dein Heil. Prüfe dich, ob der Zeiger auf den Gefrierpunkt hinuntergerückt ist, ob dich eine bestimmte Unlust zum Gebet gefangen hält? Du kannst daraus schließen, dass es um dein Kinderverhältnis, um deine Kindesliebe zu deinem Vater im Himmel schlecht steht.

Barmherziger Heiland, o lehre uns beten! Gib uns ein lebendiges, demütiges, gläubiges Kindesherz, dass wir gar nicht anders können, als fleißig mit dir und mit unserm Vater in dem Himmel reden. Überwinde die alte Trägheit in unseren Seelen, welche das Gebet behandelt wie ein tägliches Notwerk, welche sich immer zu diesem teuren Kindesrechte muss treiben lassen, wie zu einer Pflicht und zu einem Knechtesdienste. Lass die Gebetsstraße nicht. öde werden. Lass freudige Pilger auf derselben wandeln. Unterweise uns im heiligen. Geist, was wir bitten sollen und wie wir bitten sollen, denn wir selber wissen es nicht. Und dann erhöre uns auch um deiner Erbarmung willen. Amen. (Friedrich Ahlfeld)

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