“Jesus, da Er auferstanden war, erschien Er am Ersten der Maria Magdalena.“
Dass die Gerechten werden dem Namen des HErrn danken, zuletzt mit vollkommenster Befriedigung ihrer Herzen, das hat uns JEsus, der Auferstandene, verbürgt, der, wie Er kaum erwacht ist, als tröstender Heiland für die Weinenden da ist. Maria weint, und alsbald ruft ihr der HErr beim Namen, und sie ist getröstet. Wie wohl mag’s ihr geworden sein, plötzlich den, um den sie, weil sie Ihn gekreuzigt hatten, eben weinte, auferstanden, in vollster himmlischer Lebenskraft vor sich zu sehen, und zwar als den, der, was Er ist, ihr, wie allen Menschenkindern, die nach Ihm verlangen, sein will! Einen Tröster haben denn auch wir am auferstandenen Heiland, der ja fortan bei uns sein will alle Tage bis an der Welt Ende. Sichtbar erscheint Er uns wohl nicht, wie der Maria; aber Sein Nahesein können wir empfinden. Oft kann’s uns, wenn wir lange in tiefer Kummernacht geseufzt haben, begegnen, dass wir uns mit Einem Male, wenn wir eindringlich von Ihm reden hören, oder im Gebet vor Ihm liegen, wie von einer himmlischen Luft umflossen fühlen, als stünde Er vor uns, Er, der tot war und nun lebet in Ewigkeit. Wie groß aber wird der Augenblick sein, da Er in voller Herrlichkeit, und dann vor allem Fleisch, nicht aus dem Grab heraus, sondern vom Himmel her sichtbar erscheinen wird! Wohl dem, der da nicht unter denen ist, die Ihn gestochen haben Off. 1, 7, sondern unter denen, die mit Geduld und Glauben als Gerechte auf Ihn geharrt haben! (Christoph Blumhardt)
“Er erschien am ersten der Maria Magdalena.“
Der Herr Jesus „erschien am ersten der Maria Magdalena,“ wahrscheinlich nicht bloß um ihrer großen Liebe und ihres ernstlichen Suchens willen, sondern weil sie, nach der Andeutung der Heiligen Schrift, ein ganz besonderes Denkmal der erlösenden Macht Christi war. Daraus lerne, dass die Größe unserer Sündenschuld vor unserer Bekehrung uns nicht zu der Vorstellung drängen darf, als ob wir nicht mit der höchster Innigkeit Seines Umgangs könnten ganz besonders begnadigt werden. Sie gehörte zu denen, die Alles verlassen hatten, um beständig bei dem Herrn sein zu können. Er war ihr Erstes und Höchstes. Viele, die sich zu Christo hielten, nahmen Sein Kreuz nicht auf sich; sie aber tat's. Sie gab all' ihr Vermögen hin, um Ihm zu dienen. Wenn wir Christum recht genießen wollen, so müssen wir Ihm dienen. Sagt mir, wer die sind, die am meisten unter dem Panier Seiner Liebe ruhen, und in vollsten Zügen aus dem Becher Seiner Gemeinschaft trinken? Ich weiß gewiss, dass es die sind, welche dem blutenden Herzen ihres teuren Herrn am meisten schenken, am besten dienen und am nächsten bleiben. Aber seht nun, wie sich Christus dieser Trauernden naht, mit dem einen Wort: „Maria.“ Es brauchte nur ein einziges Wort aus Seinem Munde, so erkannte sie Ihn augenblicklich, und ihr Herz antwortet gleichfalls mit einem einzigen Wort, denn ihr Herz war zu voll, um mehr hervorzubringen. Dies Wort war natürlich für diesen Augenblick das geeignetste; es drückt Gehorsam aus. Sie sprach: „Meister.“ Es gibt keinen Gemütszustand, in welchem dies Bekenntnis der Zugehörigkeit zu kalt wäre. Nein, wenn unser Geist am meisten vom himmlischen Feuer erglüht, müssen wir sagen: „Ich bin Dein Knecht, Du hast meine Bande zerrissen.“ Wenn du „Meister“ sagen kannst, wenn du fühlst, dass Sein Wille auch der deine ist, dann stehst du an heiliger, seliger Stätte. Erst muss Er „Maria“ zu dir gesprochen haben, sonst kannst du nicht „Rabbuni“ antworten. Aus dem Allen siehst du nun, wie Christus diejenigen ehrt, die Ihn ehren, wie die Liebe unsern Freund zu uns neigt, wie es nur eines Wortes von Ihm bedarf, um unser Weinen in Freude zu verwandeln, um unsere Herzen mit dem Sonnenschein Seiner Nähe zu beglücken. (Charles Haddon Spurgeon)
“Er erschien am ersten der Maria Magdalena, von welcher Er sieben Teufel ausgetrieben hatte.“
Maria von Magdala war die Beute einer furchtbaren Heimsuchung. Sie war besessen, nicht nur von einem einzigen Teufel, sondern von sieben. Diese entsetzlichen Inwohner verursachten dem armen Leibe, in welchem sie ihren Wohnsitz aufgeschlagen hatten, große Leiden und schreckliche Schmach. Ihr Zustand war hoffnungslos und unerträglich. Sie konnte sich nicht helfen, noch sich von irgendeiner menschlichen Macht helfen lassen. Aber Jesus sprach das Allmachtswort aus, durch welches Maria Magdalena ein Siegesdenkmal der heilenden Kraft Jesu ward. Alle sieben böse Geister verließen sie, flohen von ihr, um nie wieder zurückzukehren, denn sie wurden ausgetrieben von dem Herrn aller Dinge. Welche selige Erlösung! Welche glückliche Veränderung! Vom Wahnsinnesschrei zum Wonnelied, von der Verzweiflung zum Frieden, von der Hölle zum Himmel! Alsogleich ward sie eine beständige Jüngerin und Nachfolgerin Jesu, achtete auf jedes Seiner Worte, folgte Ihm auf allen mühsamen Pfaden, nahm Teil an Seinem arbeitsvollen Leben, und vor allem ward sie Seine großherzige Gehilfin, zunächst mit jener Menge der von Ihm geheilten und mit Dank gegen Ihn erfüllten Frauen, die Ihm Handreichung taten von dem Ihren. Als Jesus ans Kreuz erhöht ward, teilte Maria auch Seine Schmach: erst folgte sie von ferne und nachher stellte sie sich mit unter Sein Kreuz. Sie konnte nicht mit Jesu am Kreuze sterben, aber sie blieb Ihm möglichst nahe, und als Sein lieber Leichnam herabgenommen ward, schaute sie zu, wie und wohin Er gelegt ward. Sie war voll treuen und wachsamen Glaubens, zuletzt an der Stätte, wo Jesus entschlief, zuerst am Grabe, wo Er auferstand. Ihre heilige Treue machte sie zu einer begnadigten Auferstehungszeugin ihres geliebten Rabbuni, der sie liebevoll bei ihrem Namen nannte, und sie zu Seiner Verkündigerin froher Botschaft an Petrus und Seine furchtsamen Jünger erkor. So fand die Gnade sie als Besessene, und machte sie zur hochbegnadigten Jüngerin, trieb die Teufel von ihr aus, und ließ sie Engel schauen, befreite sie vom Satan und vereinigte sich auf immer mit dem Herrn Jesu. Ach, dass ich doch auch solch ein Wunder der Gnade würde! (Charles Haddon Spurgeon)