Was Ich euch sage, das sage Ich Allen: wacht!
Das Wachen, welches der Heiland durch Sein allgemeines Gebot zu einer Pflicht aller Christen macht, verbindet Er selbst Luk. 21,36. mit dem Beten, Paulus aber 1 Thess. 5,6. und Petrus 1 Petr. 5,8. mit der Nüchternheit; und gleichwie Christus die Wachsamkeit oft in dem Bezug auf Seine herrliche Zukunft befohlen hat, also hat sie Paulus 1 Thess. 5,5-8. in der Absicht auf den Tag und das Licht, so schon vorhanden sei, geboten: weil man auch im natürlichen Leben zu dem Schlaf und der Trunkenheit gemeiniglich nur die Nacht anwende. Wenn wir einmal von dem Schlaf oder von der untätigen Sorglosigkeit, worin wir in Ansehung unsers ewigen Heils gestanden, durch das Wort Gottes aufgeweckt sind, so sollen wir wachend bleiben. Christus sagt Allen: wacht!
Selig ist, der sich’s von Ihm gesagt sein lässt. Wenn auch ein schwacher Anfänger im Christentum am Tag seines Todes oder bei der Zukunft des HErrn wachend erfunden wird, so ist er selig, und das Werk des Heiligen Geistes wird in ihm schnell vollends ausgeführt werden: da hingegen diejenigen, die nach einem völligeren Geistesmaß wieder schläfrig werden und entschlafen, Schrecken und Schaden leiden werden, wenn sie auch nicht ganz durchfallen. Die irdischen Geschäfte, die man besorgt, der Umgang mit Menschen, der Besitz und Genuss zeitlicher Güter können bei der Verderbnis des eigenen Herzens zerstreuen, ermüden und schläfrig machen. Überdies sind viele Verführer in die Welt ausgegangen. Der Geist des Widerchrists, der den Vater und Sohn leugnet, regt sich gewaltig. Und da die Christen voll Geistes werden sollen, so ist dagegen die Erde trunken worden von dem Wein der geistlichen und fleischlichen Hurerei, und diese Trunkenheit macht schlafend. Der Teufel hat einen großen Grimm, weil er weiß, dass er wenig Zeit hat. Hier ist also Geduld und Glaube der Heiligen (nötig), hier sind diejenigen (selig), die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesum. Wer kann aber solches? Niemand, als der da wacht, Alles nach dem Wort Gottes prüft, auf sein Herz, das Gott bearbeiten will, und auf die Zeichen der Zeit Achtung gibt, und um des himmlischen Erbes willen Alles zu verlassen erbötig ist. Zum Wachen kann nichts mehr ermuntern, als wenn man bedenkt, der HErr Jesus sage selber zu Allen: wacht. Er will mit diesem Seinem Wort als Hausherr Seine Knechte und Mägde, als Vater Seine Kinder, als Heiland Seine Erlösten, als Richter diejenigen, die vor Seinem Richterstuhl erscheinen sollen, wecken. Er will wecken, weil der Tag des Neuen Testaments vorhanden ist, und Seine unaussprechlich wichtige Zukunft herannahet. Schlafende wird der Tag Seiner Zukunft überfallen wie ein Fallstrick und wie ein Dieb in der Nacht: aber ebenso geht’s solchen Leuten in gewisser Weise bei einer jeden großen Versuchung und Not, und besonders in der Todesstunde. Sie sind unbereitet und ungeschickt. Wo sie siegen sollten, da unterliegen sie, wo sie Freudigkeit haben sollten, da versinken sie in die Furcht, und was ihnen Gewinn sein sollte, wird ihnen zum Schaden. Man bedenke das Ende der törichten Jungfrauen. Man erwäge in der Absicht auf das Geistliche und Ewige die Worte Salomos Sprüche. 6,9.10.11.: Wie lange liegest du Fauler? Wann willst du aufstehen von deinem Schlaf? Ja schlafe noch ein wenig, schlummere noch ein wenig, schlage die Hände ineinander ein wenig, dass du schlafest: so wird dich die Armut übereilen wie ein Fußgänger, und der Mangel wie ein gewappneter Mann. Darum wacht! (Magnus Friedrich Roos)