Gehet ein durch die enge Pforte.“
Nur mit Gewalt kannst du in das Reich Gottes eintreten, im Sturm musst du den Sieg davontragen, wie über eine Festung. Die Pforte ist enge; man muss den Leib der Sünde darben lassen, man muss sich erniedrigen, sich beugen, sich hindurchzwängen, sich klein machen. Das weite Tor, durch welches die Menge zieht, und das ganz offen steht, führt zum Verderben. Alle breiten und glatten Wege müssen dich beängstigen. Wehe dir, wenn die Welt dir zulacht, und dein Weg dir lieblich erscheint! Niemals taugst du besser für das jenseitige Leben, als wenn du übel taugst für das diesseitige. Hüte dich also wohl, der Menge zu folgen, die den breiten und bequemen Weg wandelt! Du musst die Spuren der Minderzahl, die Schritte der Frommen, den steilen Pfad der Buße suchen, musst die Felsen erklettern, im Schweiß deines Angesichts die sicheren Orte gewinnen und gewärtig sein, dass der letzte Schritt des Lebens noch eine gewaltige Anstrengung kostet, um in die enge Pforte der Ewigkeit einzutreten.
Gott hat dich erwählet nur, damit du ähnlich würdest dem Bilde seines Sohnes. Du musst dich an ein Kreuz heften lassen, wie Er, verzichten auf sinnliche Freuden, wie Er, und still ergeben sein im Schmerz, wie Er. Aber wie bist du verblendet! Losreißen möchtest du dich von jenem Kreuze, das dich vereint mit deinem Meister. Du kannst das Kreuz nicht verlassen, ohne Jesum den Gekreuzigten zu verlassen. Das Kreuz und Er sind unzertrennlich.
Lasst uns doch leben und sterben mit dem, der gekommen ist, uns den wahren Weg zum Himmel zu zeigen, und nur die Sorge soll uns beseelen, unser Opfer möchte nicht sein Ziel und Ende auf demselben Altar finden, auf welchem Er das seinige vollendet hat! Leider! alle unsere Versuche und Anstrengungen in diesem Leben bringen uns nur immer mehr auf den breiten Weg und entfernen uns von dem einen, der zum Himmel führt. Wir wissen nicht, was wir tun. Wir begreifen nicht, dass das Geheimnis der Gnade die Seligkeit mit den Tränen verbindet. Jeder Weg, der zu einem Throne führt, ist köstlich, wäre er mit Dornen besät. Jeder Weg, der zu einem Abgrund führt, ist schrecklich, wäre er auch mit Rosen bedeckt. Man hat zu leiden auf dem schmalen Wege, aber man ist fröhlich in Hoffnung. Man leidet, aber man sieht den Himmel offen; man leidet, aber man will auch leiden; man liebt Gott und man wird wiedergeliebt. (François Fénelon)
Der Weg ist breit, der zum Verderben hinführt. - Und wie schmal der Weg, der zum Leben hinführt.
Der breite Weg ist der Weg des Unglaubens, des Ungehorsams, des Widerstrebens gegen den Geist der Gnade. Es ist der Weg des Losgelöstseins von dem Herrn der Herrlichkeit und des Gebundenseins an den Satan. Los von Gott ist ein jeder, der Ihn nicht fürchtet, Ihn nicht liebt, Ihm nicht gehorcht. Der breite Weg ist der Weg der Sünde, der Lüste und der Begierden des Fleisches, des Wandels nach dem Laufe, nach der Art dieser „Welt“. Dieser Weg wird immer breiter; eine Sünde ruft der anderen; das höllische Unkraut überwuchert die Seele und erstickt alle besseren Regungen. Fern von Gott, unter der Herrschaft der Sünde verderben Geist, Seele und Leib. - Der schmale Weg hingegen ist der Weg des Glaubens an den Herrn, der Erkenntnis der seligmachenden Wahrheit, der Buße, der völligen Sinnesänderung, der freiwilligen Übergabe an den hochgelobten Seligmacher und Erlöser. Du findest diesen Weg schmal, wenn du ihn antreten sollst; aber du findest ihn lieblich und schön, wenn du mit Jesus eines Sinnes geworden bist. Der schmale Weg ist der Weg des Ausziehens des Leibes der Sünde, des dieser Welt Sterbens, des Kampfes mit Satan, Sünde und Welt, der Weg des Leidens und der Geduld. Er ist aber unentbehrlich, wir müssen ihn gehen, wie sollten wir sonst zum Himmel tüchtig werden? Nur wer kämpft und überwindet, wird in Jesu Reich ein Priester, ein König. Heute handelt es sich um den Gehorsam. Jesus ruft dir freundlich, aber sehr entschieden zu: Gehe ein! Jetzt gleich kannst und sollst du es tun. (Markus Hauser)
Geht ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis abführt; und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist enge und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenig sind ihrer, die ihn finden.
Zwei sind der Wege, die durchs Leben führen - zwei Straßen, gar verschieden, die wir wandeln können bis zum Tode.
Hier ein Tor, weit und breit, groß und prächtig, umkränzt von duftenden Blumen, von goldenen Sternen umleuchtet, dort ein Türchen, eng und schmal ach und so niedrig, dass Du Dich bücken musst, um hindurchzuschreiten. Durch das weite Tor siehst Du auf eine breite Straße, da scheint's gar lustig und fröhlich herzugehen! Sieh die muntern Gesellen, wie schön geschmückt sie dahingehn, mit Jubel und Gesang! Immer mehr, immer mehr kommen von allen Seiten heran und vergrößern den jauchzenden Zug.
Durch die enge Pforte siehst Du auf einen steilen schmalen Pfad, der nicht viel Raum neben Dir bietet. Spitze Steine drohen dem Fuße, herabrollende Kiesel drohen Dich zu zerschmettern. Da geht ein schwanker Steg über einen reißenden Waldbach, und wie einsam ist der ganze Weg - kaum dass hier und da ein Wanderer sich zeigt, der mühsam den Pfad hinan klimmt.
So sind die Wege, wie sie sich dem blöden, irdischen Auge darstellen, das in seiner Kurzsichtigkeit nicht das Ende zu schauen vermag. Der breite Weg führt zu ewiger Verdammnis, der schmale aber zu ewiger Seligkeit.
Unter den Blumen des breiten Sündenweges liegen Schlangen verborgen, die der Wanderer arglos übersieht, der Weg ist so weit, dass er Raum biete für Weltlust und Sünde, die dem Wanderer zur Seite gehen und sich ihm auf Schultern und Nacken setzen, und je weiter er fortschreitet, desto größer wächst mit ihm das Verderben, fester und fester, da kommt der Tod - wieder öffnen sich zwei Pforten ach jetzt möchte der Arme durch die schmale, denn durch sie strahlt himmlisches Licht entgegen; - aber er kann nicht, sie hat nicht Raum für ihn, wie er auch darum sich quält, da gähnt das weite Tor und unrettbar zieht's den Elenden hinab in den Schlund der Verdammnis.
Das ist ein rauer Pfad - der Tugendpfad, und wie klein muss sich der Mensch machen, wenn er durch das Tor will, um ihn zu beschreiten. Da muss draußen bleiben Weltlust und Hoffart, Eigennutz, Dünkel, - da muss er sich oft losreißen von dem, was ihm auf Erden am liebsten ist. Wer Vater oder Mutter, Sohn oder Tochter mehr liebt, als den Herrn, der soll kein Teil an Ihm haben, der kann nicht ein durch die enge Pforte. Aber auch der Weg wird dem Wanderer nicht leicht gemacht - Spott, Hohn, Verachtung der Welt muss er willig und mutig sein, täglich zu tragen. Mit Fingern wird auf ihn gewiesen: seht den Heuchler, den Frömmler, den Scheinheiligen! Aber kein Zorn, kein Hass, kein Widerwort - das hat Alles draußen bleiben müssen vor dem Tore, und was noch davon dem Christen anklebte, muss er mehr und mehr von sich legen und abtun. Da kommt der Tod, ein ersehnter Freund der tut die enge Pforte wieder auf, aus der der Seele eine ewige, selige Freude entgegenleuchtet. Was war der Erde kurze Qual gegen solche Wonne, was aller Spott und Hohn der Welt gegen der Engel Lobgesang und gegen die süßen Worte, die aus dem Munde des Heilandes tönen: Kommet her zu mir, die Ihr mühselig und beladen seid, ich will Euch erquicken! Kommet her zu mir, Ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das Euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!
Können wir noch wählen, welchen Weg wir gehen möchten? Aber ach, der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach. O so lasst uns denn mit brünstigem Flehen vor den Herrn treten, dass Er uns stärke mit Seinem Geiste und uns leite auf dem schmalen, steilen Pfade. Und wenn wir noch auf dem breiten Wege sind, noch ist es Zeit, umzukehren! Seele, schmiege dich ans Kreuz, halt Dich daran fest, wenn Dich der Teufel zu seinem Wege verlocken will schaue auf Deinen Heiland, reiß ab von Dir, was sündig und fleischlich, und so wahr der Herr allliebend, allgnädig und allbarmherzig ist, Er wird Dich in Seinen Schutz nehmen und Dich führen durch die enge Pforte über steile Pfade zu Seiner ewigen Seligkeit. Amen. (Burghard von Cramm)
Gehe ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis abführt, und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind ihrer, die ihn finden.
Für Jesus war es eine schwere Arbeit, die Jünger aus der Gemeinschaft herauszulösen, die sie in das jüdische Volkstum band. Eine kleine Minorität zu sein, von den Vielen sich zu trennen, nicht durch das Tor zu schreiten, durch das sich die Menge drängt, nicht die Straße zu begehen, die jedermann wählt, das ist ein ernsthaftes Unternehmen, von dem wir alle erschrecken. War die breite Straße nicht dadurch geheiligt und als gefahrlos erwiesen, dass sie die Straße aller war, die Straße aller Parteien, der Frommen und der Unfrommen, der Priester und der Laien, der Lehrer und der Unwissenden? Jesus ruft den Jüngern zu: Es geht ums Leben! Die Menge rennt in den Tod. Sie sieht ihn freilich nicht und fürchtet ihn daher auch nicht; aber am Ende ihres Weges steht der göttliche Urteilsspruch, der ihr Leben zerbricht. Um des Lebens willen ist jeder Verzicht richtig und jedes Opfer vernünftig. Ihr könnt keinen anderen Weg gehen als den schmalen und einsamen, den nur wenige finden; denn ihr sollt zum Leben gelangen. Wir sind von derselben Schwierigkeit bedrängt wie die Jünger, obschon unser Volkstum nicht den geheiligten Charakter hat, den Israels Volkstum damals besaß. Weil wir Christen sind, gehört unsere Liebe und Arbeit auch der natürlichen Gemeinschaft, die uns als Volk vereint. Wir bauen sie auf und verketten sie möglichst fest. Je fester aber das Volkstum wird, umso schwerer wird der Christenstand, umso schmäler wird der Weg. Was hat auch so die Macht, uns aus der Menge herauszureißen, die auf breiter Straße geht, und uns durch das enge Tor zu drängen? Die Gottesfrage; denn sie ist die Lebensfrage. Es geht um mein Leben; das ist meine ganz persönliche Sache. Hier haben die Interessen meiner Familie und meines Standes nichts zu sagen; hier gilt nicht nationale Gewohnheit und Meinung der Majorität. Sterben oder leben, das ist mein eigenstes Anliegen, bei dem kein anderer für mich eintreten kann. Ich muss meine Seele retten und ich rette sie nur dadurch, dass ich Jesus gehorche. Ist der Weg auch schmal, ganz einsam ist niemand, der den Weg des Lebens geht. Wird er auch nur von wenigen gefunden, sie wandern vereint. In der kleinen Gemeinschaft derer, die nach dem Leben streben, entsteht feste Verbundenheit, Liebe und Treue, die nicht bricht.
Wenn ich nicht weiß, wie ich das enge Pförtchen und den schmalen Weg finde, dann, Vater, sei mir nah und mache mir Dein Wort hell. Es hat mich dazu besucht, damit ich aus der Schar der Sterbenden hinübertrete ins Leben. Amen. (Adolf Schlatter)
Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt; und ihrer sind Viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist enge, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und Wenige sind ihrer, die ihn finden.
Eng ist die Pforte: da geht nicht hinein irgendein Gemeines, und das da Gräuel tut und Lügen. (Offenb. 21,27.) Da kann keine Lieblingssünde mitgebracht werden: darum lege sie ab, greife sie an, bekämpfe sie; sonst wird sie dich bekämpfen und überwinden und des ewigen Lebens verlustig machen. Wie schwer es auch sei, gegen sich zu kämpfen: es hilft nichts, der Kampf muss bis aufs Blut durchgekämpft werden; denn nicht das halbe, das ganze Herz will der Heiland haben, und er duldet keine Gemeinschaft der Gerechtigkeit mit der Ungerechtigkeit, noch des Lichts mit der Finsternis. Wohlan, verzage nicht, kreuzige dein Fleisch samt den Lüsten und Begierden, bis der Sieg in deiner Hand ist! Eng ist die Pforte: da darf keine Spur von Weltliebe Eingang und Durchgang gewinnen; denn wer die Welt lieb hat, in dem ist auch nicht die Liebe des Vaters, und wer der Welt Freund sein will, der muss Gottes Feind sein. Wohl gehört Mut dazu, in und doch nicht mit der Welt zu leben, zu haben, als besäße man nicht, sich zu freuen, als freute man sich nicht, zu weinen, als weinte man nicht, der Welt Güter brauchen, ohne sie zu missbrauchen; Mut dazu, großer Mut, sein Herz zu verschließen gegen jede Freude, die durch ihre Beschaffenheit und ihr Übermaß vom Herrn abbringen könnte: aber es hilft nichts, das Opfer muss gebracht werden, oder der Himmel schließt seine Türe zu. Wohlan, verzage nicht, kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, und lass die eitle, trügerische Welt fahren, die mit allen ihren Gütern, Ehren und Freuden wohl unglücklich machen kann, aber noch nie einen Menschen glücklich gemacht hat. Eng ist die Pforte: da geht auch keine Selbstgerechtigkeit, keine Zuversicht auf eigene Tugend und Vortrefflichkeit hindurch, überhaupt kein großes Gepäck guter Werke und Verdienste. Da gilt nur ein Pass, mit dem man sich den Eingang erkauft, und der lautet: „Hier kommt ein armer Sünder her, der gern durchs Lösegeld selig wär'„. Wohl ist das schwer, nicht bloß für den unbußfertigen und natürlichen Menschen, sondern auch für den Gläubigen und Wiedergeborenen, aller eigenen Kraft, Tugend und Gerechtigkeit zu entsagen, in tiefer Demut von nichts als seinen Sünden zu wissen, die Seligkeit allein von Gottes freier Gnade um des unendlichen Verdienstes Jesu Christi willen zu erwarten, und immer kleiner zu werden in seinen Augen, immer demütiger, immer mehr nichts; und es gehört Mut dazu, den angeborenen Stolz zu beherrschen, der gern noch eine Rolle spielen will in der Welt. Aber es hilft nichts. Jede Spur des alten Menschen muss sterben, sonst kann der neue nicht geboren werden. Darum verzage nicht, wage den großen Kampf auf Leben und Tod, stirb dir selbst gänzlich ab, damit Christus in dir leben könne. Wie schaurig, an der Himmelspforte zu stehen, dicht am Eingange, und doch nicht eingelassen zu werden! Wie schaurig, etwas getan zu haben, und doch nicht alles; angefangen und doch nicht vollendet zu haben; auf dem Wege gewesen zu sein und das Ziel nicht erreicht zu haben! Indes, wie eng auch die Pforte sei, es ist nicht unmöglich, durchzukommen. Nehmen wir nur nichts Eigenes, Weltliches und Sündhaftes mit, so ist sie weit und bequem genug. Tausende sind ja hindurchgekommen und haben es nie bereut, eine kleine Zeit entbehrt und gekämpft zu haben. Für jeden zeitlichen Verlust haben sie ewigen Gewinn, für jede kleine Entbehrung großen Ersah, für jeden Todeskampf Lebenssieg davongetragen; der Tausch war so herrlich und der Lohn der Treue so groß, dass die Krone des ewigen Lebens, die nun auf ihrem Haupte glänzt, dass die Palme des ewigen Friedens, die nun in ihren Händen blüht, dass die weißen Kleider des Heils, die nun ihre verklärte Seele schmücken in ewigem Himmelsglanz, wohl eines solchen Kampfes wert gewesen sind. Schande über jeden, der im Mute erlahmt, wo solche Wolken von Glaubenszeugen uns umgeben, und durch achtzehn Jahrhunderte der Apostel ruft: „Darum auch wir, dieweil wir einen solchen Haufen Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen die Sünde, so uns immer anklebt und träge macht, und lasst uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist“. (Hebr. 12,1.) (Friedrich Arndt.)