Matthäus 3,10

Andachten

Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
Gerade darin, dass alle Gerichte unter unseres Gottes mächtiger Hand stehen, der dem Bösen wiederum seine Grenzen zieht, liegt zugleich unser Trost. Des HErrn Rat wird auch in Zukunft nicht anders sein, als er bisher war, nämlich wunderbar, aber Er führt es herrlich hinaus. Und selbst, wenn es denkbar wäre, was gleichwohl nicht denkbar ist dass das Christentum von der Bildfläche des gebildeten Europa verschwände, so würde das noch keineswegs den Untergang des Reiches Christi auf Erden bedeuten, denn eine Pella, eine Zufluchtsstätte für Seine Getreuen, würde sich dann der HErr selbst versehen. Aber die Artschläge der Gottesgerichte tönen derweilen schon laut und ernst und vernehmbar, indem sie bedrohen, was nicht seinen Ursprung aus Gott hat. O, dass uns die Klänge derselben zu Bußglocken würden, die uns zurückriefen zum Haus des HErrn! O, dass auch wir jetzt für alles das Augen gewännen, was in unserem Christenlaufe der Wandlung bedarf! Ja, dass doch auch wir es bedächten zu dieser unserer Zeit, was zu unserem Frieden dient! Dann würden wir nur Segnungen ernten aus jedem Gericht. (unbekannt)


Zur Umkehr berief der Täufer das Volk und Jesus tat es ebenso. Umkehr, die den boshaften Willen wegstößt und das verwerfliche Verhalten preisgibt, führt in Gottes Reich hinein. Worin gesteht denn unsere Sünde? Der Ruf zur Buße beschrieb sie nicht; denn er gesteht uns nicht zu, dass wir das Sündliche nicht kennen. Jeder kennt seine Not; jeder weiß, was ihn verdirbt. Wir brauchen alle nicht Aufklärung, sondern Entschluss, nicht Beschreibung und Betrachtung unserer Sünde, sondern ihr Ende. Wenn aber das göttliche Urteil uns verkündet wird, das aus unserer Sünde den Ausschluss und aus unserer Buße den Eingang in Gottes Reich macht, dann bedürfen wir die klare Erkenntnis, wie die Sünde von uns geschieht. Darum kam der Täufer dem Gewissen des Volks mit seinem Gleichnis zu Hilfe, das auch Jesus in derselben Weise verwendet hat. Den Fruchtbaum macht er zum Gleichnis des Menschen; wann verfällt er der Axt? Wenn die Frucht ausbleibt. Wie vor der Unfruchtbarkeit die zur Fruchtbarkeit geschaffene Art des Baumes steht, so steht vor unserer Sünde Gottes gnädige Gabe, doch so, dass sie von uns entkräftet wird. Gottes Wort wird empfangen, bleibt aber unwirksam. Gottes Wahrheit spricht zu mir, wird aber von mir verdrängt. Gottes Gnade bewegt meinen Willen; aber meine Eigensucht widersetzt sich ihr. Das ist die Sünde. Da Jesus den Ruf des Täufers zur Buße fortgesetzt hat, zeigt er uns in derselben Weise, wie wir schuldig werden. Unsere Schuld entsteht nicht an dem, was uns fehlt, sondern an dem, was wir empfingen. Welcher Feigenbaum ist in Gefahr, dass er umgehauen werde? Der, der nur Blätter trägt. Was tut ihm der Gärtner? Er beschenkt ihn mit seiner Pflege und reicht ihm seine Hilfe dar, damit er endlich Frucht bringe. Welches Salz wird zertreten? Das, das nicht salzt. Welche Rebe wird entfernt? Die, die nicht Frucht bringt. Welches Talent bringt den, der es hat, ins Gefängnis? Das, welches unnütz blieb. Jesu Urteil fragt mich nach dem, was aus Gottes Gabe durch mich geworden ist. Darum wurde aus der Botschaft des Täufers und Jesu nicht ein doppeltes, zwiespältiges Wort, bald die Verkündigung des göttlichen Reichs und bald die Verkündigung des göttlichen Zorns, sondern ihr Evangelium machte Gottes einträchtigen Willen offenbar. Dass der Feigenbaum in Gottes Garten steht, das ist Gottes Gnade; dass er umgehauen wird, das ist Gottes Gericht. Dieses geschieht, weil jene geschah. Der göttliche Zorn schützt Gottes Gabe gegen ihren Missbrauch und sein Gericht verdirbt den, der die empfangene Gnade verdarb. Im göttlichen Zorn offenbart sich der wahrhaftige Ernst seiner Gnade und darum gibt es auch nur einen Weg, auf dem wir dem göttlichen Zorn entrinnen, den der Täufer mit dem Wort beschrieben hat: Bringt der Buße würdige Frucht.

Ich bleibe, lieber Herr, oft an dem hängen, was ich gern hätte und nicht habe, und plage mich mit dem, was mir fehlt. Allein nicht das macht, dass du wider mich bist. Meine Schwachheit und Not trennt dich nicht von mir, sondern führt dich zu mir. Allein deine heilige und herrliche Gnade muss ich bewahren. Hier werde ich schuldig und daher bist du deshalb mein Heil, weil ich in deinem Namen bitten darf: vergib uns unsere Schulden. Amen. (Adolf Schlatter)

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