Matthäus 2,9

Andachten

Und siehe der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis dass er kam und stand oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.

Auch uns stellen sich auf dem Wege zu Christo der Hindernisse und Prüfungen genug entgegen. Wie oft stößt die Seele, die, von der Gnade ergriffen, bekennt: Ich habe seinen Stern gesehen, bei den Anderen statt auf Mitfreude und Glaube, nur auf Gleichgültigkeit oder gar auf Spott und Verachtung! Wie oft muss der, der Christum sucht, auch fortan allein und einsam seinen Weg gehen, unverstanden von den Nächsten! Wie oft muss er es erfahren und das ist die schlimmste Prüfung - dass ihm zu Zeiten der Stern erlischt, der ihn zu Christo geführt; dass er selber zu fragen beginnt: Ist der, den ich bisher gesucht und geglaubt, wirklich der Heiland und Erlöser? Wie oft muss er es erfahren, dass ihm zu Zeiten die Gewissheit der Gnade Gottes untergeht, und damit alle Freudigkeit. Es wird ihm bang ums Herz; der Himmel ist dunkel, die Welt öde; und die Seele treibt führerlos über das weite Meer dahin, allein und verlassen, wie jene Männer im fremden Lande. O in solchen Stunden, da lasst auch uns fest und treu bleiben, wie diese hier! Lasst uns unbeirrt bleiben auf dem Weg zum Heiland, auch wenn wir allein hingehen müssen und keiner uns begleitet. Lasst uns bleiben auf dem Weg zum Heiland, auch wenn uns das Gefühl seiner Gnade zu Zeiten verloren geht. Da wo der Stern erlischt, da haben auch wir noch das Wort Gottes, die ewig feste Verheißung seiner Gnade, die nicht von uns weichen soll, ob auch Berge weichen und Hügel hinfallen; die ewig über uns steht, wie die Sonne, ob wir sie auch zu Zeiten vor Wolken nicht sehen. Gottes Verheißung bleibt ewig. Wer sich an sie hält, wird nie getäuscht, der kommt zuletzt zum seligen Frieden, und erfährt es immer aufs Neue: „Den Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen, und Freude den frommen Herzen.“ (Adolf Clemen)


Als die Weisen nun den König (Herodes) gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis dass er kam, und stand oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut, und gingen in das Haus, und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder, und beteten Es an, und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm: Gold, Weihrauch und Myrrhen.

Epiphanien ist das Fest der Heiden; im vollsten Sinne das Missionsfest der ganzen Christenheit auf Erden. Die Erstlinge der bekehrten Heidenwelt sind die Weisen aus dem Morgenlande, welche den neugeborenen König der Juden suchen, welche ihn auch finden, von Gott selbst geleitet nach dem Worte der Weissagung, welche ihre Schätze auftun und angenommen werden von dem zu Bethlehem Geborenen. Zweierlei tritt uns hier mit tiefer Bedeutsamkeit entgegen. Das Erste ist dieses: Wie müssen doch diese Weisen den Himmel durchforscht haben in stillen, klaren Nächten, da die Welt schlief und die Sterne schweigend ihre Bahnen zogen; wie genau müssen sie Bescheid gewusst haben in dieser himmlischen Welt, dass ihnen sofort dieser neue, bisher nicht dagewesene Stern kund ward; aber noch mehr: wie aufgeschlossen müssen sie inwendig gewesen sein im Geiste, zu verstehen die Sternensprache Dessen, der die ganze himmlische Welt regiert, der all' den großen und kleinen Lichtern die Bahnen anweist. Wer hat es sie gelehrt, dass dieser neue Stern solche Bedeutung habe? wer ihnen gesagt von einem König der Juden, den man anbeten müsse? das Alles war ihnen zu Teil geworden durch außerordentliche Offenbarung um ihrer Sehnsucht willen nach Wahrheit und Erlösung. Das Zweite ist dieses: Die Anbetung der Weisen ist von vielen Malern dargestellt; die aber haben's recht verstanden, welche das Kindlein auf Mariens Schoß seine beiden Arme weit geöffnet entgegenstrecken lassen den knieenden Königen. Das mag freilich wohl nicht naturgemäß sein, aber fachgemäß ist es im vollsten Maße, denn dieses Kind ist der Welteiland, ist aller Heiden Trost, ist das Licht Aller, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes. Darum die weit geöffneten Arme. Sehet da! hier haben wir die eindringlichste Missionspredigt, deren erster Teil die Sehnsucht der Heiden, und deren zweiter Teil die offnen Jesus-Arme sind. Dazu soll dann zur Epiphanien-Feier die ganze Gemeinde der Gläubigen, auch Du und ich von ganzem Herzen sprechen: Amen! (Nikolaus Fries)

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