Und er kam, und fand sie abermal schlafend, und ihre Augen waren voll Schlafs.
Ein klägliches Abermal! Christus betete abermal, und die drei gefördertsten Jünger schliefen abermal! Nach Allem, was der Herr oft für uns getan hat, findet er uns abermal in demselben alten Zustand! Es ist etwas so Seltenes, dass ein Mensch und auch ein Christ endlich einmal etwas an sich ändert und gründlich von etwas geheilt wird! Die Jünger hingen ihrer Gemächlichkeit nach; der Herr hat manche Weckstimmen, und doch gehen dieselben oft so leer an uns vorüber! Wie hier Christus in seiner Person, so kann er aber auch in seiner Sache, in seiner Kirche, in seinen Gliedern leiden, und wie übel steht es uns an, zu solchen Zeiten zu schlafen und unserer Bequemlichkeit nachzuhängen! Wenn auf Jesu Namen oder auf seinen Bekennern Schmach liegt, wollen wir dann schlafen? Ist des Herrn und der Seinen Sache nicht auch unsre? Wenn ein Glied leidet, leiden nicht alle? Und doch, wie hier die drei Jünger nicht aus ihrem Schlaf zu bringen sind, so gibt es ganze Ges meinden, Städte und Länderstriche, die nicht aus ihrer Schlafsucht herauszubringen sind, wann das Evangelium Not leidet, und der Weinberg des Herrn von wilden Säuen zerwühlt wird. Statt aufzuwachen in dem Geist der ersten Zeugen, hält man sich fern vom Schuss und heißt solche Neutralität dann Toleranz. Die Augen der Jünger waren voll Schlafs. Je mehr man der geistlichen Lässigkeit nachhängt, je mehr Gewalt pflegt sie über die Seele zu gewinnen. Wir sehen aber doch, dass der h. Geist den elenden Zustand der schläfrigen Jünger mit großem Mitleid beschreibt. Ihre Augen was ren beschweret; es lag zugleich auch eine große Last auf ihren Herzen. Dergleichen hohepriesterliche Entschuldigung findet sich auch in Joh. 16, 6: Die Traurigkeit hat euer Herz erfüllet. Da macht also Christus die Traurigkeit zum Thäter, und hat mit seinen Jüngern Mitleid. Es müssen darum in dem Stande der Anfechtung die Wirkungen der Angst und die Wirkungen des natürlichen Verderbens wohl von einander unterschieden werden. (Friedrich Lobstein)