Wer auf dem Dache ist, der steige nicht hernieder, etwas aus seinem Hause zu holen; und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht um, seine Kleider zu holen.
Aus dem Gräuel der Welt möchten wir wohl fliehen, aber wir wollen Alle noch viel mitnehmen. Wir meinen, einen gewissen Kreis von Freuden können wir nicht entbehren, gewissen alten Gewohnheiten müssen wir treu bleiben, von gewissen Sünden dürfen wir uns nicht lossagen. Wissenschaft, Kunst, Geld, Gut, Schönheit, Freunde, Alles kann uns zum Ballast werden. Die Taube kann nicht emporfliegen zu ihren Fenstern, wenn ihr eine Last an die Füße gebunden ist. Und du kannst nicht emporfliegen auf den Berg des Heils, wenn dir die Welt ans Herz gebunden ist. Wir rühmen uns in guten Tagen zwar manchmal unseres Glaubens, und meinen, dem Tode als Sieger fest entgegengehen zu können. Aber wenn dieser König der Schrecken eine Wurzel des Lebens nach der andern durchschneidet, wenn tage- und wochenlang gestorben werden muss: dann erst erfahren wir, wie schwer wir uns von solchem Ballast trennen. Dann hält keine Halbheit, kein gemütliches Spielen mit Christo, keine Phantasie und keine bloße Erkenntnis aus. Dann müssen wir ihn ganz haben und uns ihm ganz opfern. Glaubt es, wir können dann auch kein Stücklein von der Welt hindurchbringen. Dann muss Christus Alles in Allem sein.
O treuer Heiland, wir bekennen, dass wir noch viel zu sehr verwachsen sind mit dieser Erde, und zu wenig in dir unser Ein und Alles suchen. Ach, hilf uns selbst auf den rechten Weg. Leite uns auch heute mit deiner Hand. Und in der Not und Sorge des Lebens lehre uns so recht uns sehnen nach dem Jerusalem da droben, in welches du uns führen willst, dass wir dieses Ziel bei allem Ringen und Arbeiten hier unten nie aus den Augen verlieren. Amen. (Friedrich Ahlfeld)