Alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist.
Auf die Berge sollte die Gemeinde fliehen, wenn der Gräuel im Tempel stände. Sie hat es getan und ist gerettet. Welches sind in unserer Zeit die Berge, die der Herr meint? Wer je auf den gewaltigen Höhen gewesen ist, wo die Sonne zuerst und zuletzt scheint: der weiß etwas von wunderbarer Stille. Aber so still und innig es auch da oben ist, so reine Luft auch wehen mag: solche Berge sind doch nur ein Vorbild von andern Bergen. Fliehe auf die Berge. Fliehe nach Golgatha. Fliehe unter das Kreuz. Suche deine Zuflucht in dem Verdienste deines Herrn, in seiner Gerechtigkeit, in seinen Wunden. Fliehe in seinen heiligen Wandel, welcher über die Erde hinausragt, wie ein weißer Gipfel, von dem wohl die Ströme herunterquellen, zu dem aber doch Niemand hinaufkommen kann. Wenn es dir gegeben wird, deine Zuflucht ganz in den Herrn zu nehmen, dann wird in deinem eigenen Herzen eine Höhe des Heils aufgebaut. Hast du es noch nicht erfahren, wie da drinnen ein heiliger Berg stehen kann? Unten der Fels des Heils, Jesus Christus. Drüber die heiligen Wege Gottes, wie sie ihm gefallen mögen. Darauf das stille Leuchten des Friedens. Tief unten das Brausen der Welt, aber so ferne, als ob es dich nicht anginge. Tief unten die Sorgen, welche dich gestern noch geplagt haben, aber so ferne, als ob sie nicht mehr dir gehörten. Tief unten die Sünde. Ja, wie steht sie in diesen heiligen Stunden tief unter uns: Wir staunen, wie wir je ihre Knechte haben sein können.
Herr, heiliger Gott, empor zu dir willst du uns führen. O lenke unseren Weg allezeit empor von der Luft und Sorge der Erde zu dir. Lass uns nicht einwurzeln mit unserm Leben in diese Welt, sondern mache unsre Füße geschickt, emporzueilen zu deinen heiligen Höhen. Auch heute lass bei aller Arbeit des Lebens uns allezeit bedenken, dass droben die Heimat ist, zu welcher du uns rufst, damit nicht die Erde uns festhalte, wenn es gilt, in deine Arme zu fliehen. Amen. (Friedrich Ahlfeld)