“Wer aber beharret bis ans Ende, der wird errettet werden.“
In brausender Begeisterung sich unter Jesu Fahnen stellen, das kann eine vorübergehende Gefühlsbewegung sein. Unter dem Eindruck der Sündenvergebung sich ihm dankbar anzugeloben, kann tiefer gehen. Jahre in der Arbeit für Jesus können dahingehen, während er an uns arbeitet, und kein Gedanke der Trennung taucht auf. Wie sollen wir uns da denken, dass wir gegen das Ende nicht aushalten und bis zuletzt in ihm bleiben werden? Es gibt eine müde machende Enttäuschung; Erfolglosigkeit unserer Arbeit, langes Siechtum, eine Luft der Lauheit, da die Liebe in vielen erkaltet, eine geheime Untreue, die einem nicht ganz klar war, unvergebene Sünden, die einen lähmenden Bann auf uns legen, ein Ausbiegenwollen, wenn er ein besonders peinliches Kreuz auf uns legen will Alles das kann zusammenwirken, bis die Kraft weicht und das Gebet bloß eine leere, seufzende Form geworden ist. Beispiele zeigen es, das Wort weist darauf hin, und wer steht, soll wohl zusehen, dass er nicht falle!
Herr Jesu, ich kann dir kein Gelübde ablegen, dass das alles bei mir so eintreten werde. Aber ich bitte dich, nimm du mir diese Sorge ab! Du sollst Unterpfand meines Glaubens und Ankergrund meiner Hoffnung sein. Halte mich um deinetwillen fest. Amen. (Samuel Keller)
Nicht Alle, die laufen, erlangen das Kleinod, nicht Alle, die Gnade erlangt haben, bewahren ihren Gnadenstand bis ans Ende. Es gibt Leute, die eine Zeit lang gläubig sind, aber zur Zeit der Anfechtung wieder abfallen. Es gibt Christen, welche dem Unflat der Welt durch die Erkenntnis Jesu Christi entflohen waren, und hernach wieder in denselben eingeflochten werden. Viele sind durch die Wollust gefällt worden, ohne dass ihnen etwas Schreckendes oder Beängstigendes in den Weg gekommen wäre; Viele werden aber unter dem Leiden matt, und weigern sich, auf dem schmalen Weg fortzugehen, wo täglich etwas zu verläugnen ist, und wo man oft auf ein Glück, das die Kinder dieser Welt an sich reißen, Verzicht tun muss; sie wenden sich also lieber mit dem Verlust des Glaubens und der Liebe zu der Welt, um bei ihr gute Tage zu bekommen. Dieses ist der Fall, von dem der Heiland Matth. 24,13. redet. Vorher hatte Er nämlich zu den Aposteln gesagt: sie werden euch überantworten in Trübsal, und werden euch töten. Und ihr müsst gehasst werden um Meines Namens willen von allen Völkern. Dann werden sich, setzte Er hinzu, Viele ärgern; Viele werden nämlich denken: wenn es den Vornehmsten unter den Christen so geht, so ist nicht gut ein Christ zu sein; die christliche Frömmigkeit macht unglückliche Leute. Es wird also Einer den Anderen verraten, oder bei der Obrigkeit angeben, um sich bei ihr in Gunst zu setzen, und der Verratene wird den Glauben verläugnen, und seine Verräter wird er wegen einer andern Sache angeben, und so werden sie sich unter einander hassen. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben, und werden Viele verführen, und weil die Ungerechtigkeit unter der Verfolgung und Verführung wird [überhand nehmen, wird die Liebe, ohne welche Niemand ein Christ sein kann, in Vielen erkalten. Wer aber geduldig ausharrt bis ans Ende, wird errettet werden. Wenn also Vieles zu leiden ist um Christi willen, so soll man geduldig ausharren bis ans Ende. Wenn falsche Lehren, Spaltungen, Trennungen, Abfälle und Rückfälle Anderer vorkommen, soll man in der Liebe Christi und der Brüder geduldig ausharren bis ans Ende. Man soll sich nicht ärgern, sich nicht auf die Seite der Welt schlagen, und die Liebe in sich nicht erkalten lassen. Es wird nicht ewig so fortwähren. Das Ende der schweren Versuchungen ist bestimmt. Bis an dieses Ende soll man ausharren. Man soll das angefangene Wesen bis ans Ende fest behalten. Man soll nicht sein von denen, die da weichen, sondern von denen, die da glauben und ihre Seele retten. Die Seele wird man retten, wenn auch der Leib getötet würde, wiewohl auch über diesen Gottes bewahrende Vorsorge walten kann; da hingegen diejenigen, welche weichen, Unfrieden anstatt des Friedens, Unglück anstatt des Glücks, Schande anstatt der Ehre, den Fluch anstatt des Segens, und das Verderben anstatt der Seligkeit davon tragen. Gott gebe, dass Alle, die ihr Christentum zu bauen anfangen, tief graben und den Grund auf den Felsen legen (denn hier fehlt es bei Vielen), damit ihr Bau unter dem Sturm fest bleibe. Gott bewahre die Seinigen mit Seiner Macht durch den Glauben zur Seligkeit. Er bewahre sie auch alsdann, wenn die Wollust oder die Hoffnung eines weltlichen Glücks sie versucht. (Magnus Friedrich Roos)