“Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.“
Wie viele möchten es anders haben: Gott soll sich um ihr Leben auf Erden nicht kümmern, wie sie sich nicht um ihn kümmern; im Sterben soll er ihnen durch den Pfarrer etwas Trost schicken und in der Ewigkeit soll er sie irgendwie selig machen. Als die Toten wollen sie schließlich irgendwie in seiner Hand sein, weil sie nichts dagegen machen können, aber ihr Leben wollen sie für sich haben. Das geht nicht. Gott lässt sich sein Eigentumsrecht nicht halbieren: wir sind sein, hier im Leben und im Sterben und nach dem Tod. Das verschärft unsere Sünde, dass wir sie taten als Gottes Eigentum, und dieses Leben in der Sünde wirft seine Wirkungen hinüber in jenes Leben. Umgekehrt geht's auch den Gläubigen der Tod kann sie von Gott nicht scheiden. Weil sie auf Erden als sein Eigentum sich wussten, ist es ihr Trost, dass sie es auch nach dem Sterben bleiben. Gott ist ein Gott der Lebendigen. Die Seinen leben ihm dort alle und haben Lebensbeziehungen mit ihm. Denn in des Vaters Hause sind viele Wohnungen. Der Ort der Toten ist nicht verriegelt für Gottes Einfluss. Wir sind sein und bleiben lebendig in Ewigkeit.
Wir danken dir, Herr Jesus, dass wir durch dich den großen Trost gegen das Sterben wissen und haben: dass wir in des Vaters Hand bleiben. Gut wird's auf alle Fälle sein. Mach uns treu und hilf uns zur Ruhe des Volkes Gottes hindurch. Amen. (Samuel Keller)
Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.
Ein Fest feiern über die Toten, das kann nur der gewisseste Glaube. O wie fällt es uns schwer. Festesstimmung will nicht einziehen in die Herzen, die über Entschlafene trauern. Ob der Trauerflor längst vom Arme abgebunden ist, das Herz wird mit ihm umwunden wenn du an Jene denkst. Warum das? Weil wir nur rückwärts blicken; weil unsere Gedanken meistens ein Hinhängen in die Vergangenheit sind. Du stellst dir die Gestalt vor Augen, in welcher der Entschlafene von dir schied. Hast du dir noch nicht Mühe gegeben, dir ein Bild vorzuführen von dem verklärten Angesicht, mit dem du ihn in Christo wiederfinden sollst? Du hast mehr in die Tiefe gesehen, wo der Leib hineingesenkt ist, als nach der Höhe, von welcher der Herr kommen wird, um alle Toten, auch deine Toten aufzuerwecken. In deinen Gesprächen, die du über sie führst, ergehst du dich in ihrem alten Leben. Aber wie selten hast du den Mut, dahinten zu lassen, was dahinten ist, und mit den Deinen zu reden von dem neuen Leben, in dem sie dir der Herr entgegenführen wird. Mit aller übermäßigen Trauer bezeugst du, dass du den rechten Glauben nicht hast an den Gott, der nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen ist.
O treuer Gott, gib uns den Glauben, der von den Grabhügeln hier unten freudig die Augen aufhebt zu den Bergen von welchen uns Hilfe und Leben kommt. Lass den Morgenstern der freudigen Hoffnung scheinen auf die betauten Auen unsres Herzens, und in die Sterbelieder die Auferstehungslieder hineinklingen: Selig sind die Toten die in dem Herrn sterben. Ja, du Gott der Lebendigen führe uns zum Leben im Glauben, dass wir dereinst mit unseren lieben Entschlafenen vereint leben im Schauen deiner Herrlichkeit. Amen. (Friedrich Ahlfeld)