Da nun Jesus merkte ihre Schalkheit, sprach er: Ihr Heuchler, was versucht ihr mich?
„Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“ sagt der Herr. Er gibt uns hier selbst das lauterste Beispiel davon. Zuerst schweigt er eine Weile still und sieht sich die Leute recht an. Er liest in ihren Gesichtern und Herzen. Wenn der Versucher zu dir kommt, antworte ja nicht gleich. Besieh ihn dir erst einige Augenblicke. Wenn er ausgeredet hat, und es wird so still, das kam er nicht ertragen. Gewöhnlich weiß er nicht, wo er unterdessen seine Augen hintun soll. Dann hebt Christus an: „Ihr Heuchler, was versucht ihr mich?“ Sie waren so artig gewesen, und er schlägt gleich zu mit scharfem Schwerte. War das nicht zu hart? Nein, so ist es eben recht. Wenn man mit dem Teufel freundlich redet, dann hat er guten Mut morgen wieder zu kommen. Wenn man ihm aber gleich gründlich absagt, dann fällt ihm die Hoffnung. Außerdem geht der Herr auch hier wieder den Weg in die Tiefe. Er disputiert nicht über Freiheit und Recht. Er wirft ihnen ihr verstocktes Wesen, ihre Lüge und Heuchelei vor. Ihnen und uns sagt er damit: „Ehe ihr euch um große Staatsfragen bekümmert, bekümmert euch doch um eure Sünde und Schuld! Ehe ihr nach Recht und Verfassung fragt, seht doch zu, in welcher Verfassung eure Seele ist; bringt nur die erst in gute Verfassung!“
Herr Jesu, wir bitten dich immer wieder um herzliche Demut. Wir bitten dich um sie für den großen Kampf, der gekämpft werden muss. Lass uns recht fühlen, wie wir deine Kriege nicht führen können, ohne uns von dir auch Harnisch und Panzer und Schwert in Demut zu erbitten. So gib uns denn zuerst Demut und Klarheit, dass wir unsere Schwachheit erkennen. Gib uns dazu das Licht des Heiligen Geistes, um in deiner großen Rüstkammer, deinem lieben Worte, immer nach den rechten Stücken zu greifen. Gib Gnade, dass wir ohne Gebet, ohne dich, unseren Fürsten und Feldherrn, in keinen Kampf gehen. Dann sind wir gewiss, dass wir den Sieg behalten. Amen. (Friedrich Ahlfeld)