Und er sprach zu ihm: Freund, wie bist du hereinkommen und hast doch kein hochzeitliches Kleid an? Er aber verstummte.
Unter allen denjenigen, die im Evangelium unter den Berufenen, aber nicht Auserwählten angeführt werden, ist gewiss der Mensch, welcher, weil ihm das hochzeitliche Kleid mangelte, aus dem Hochzeitsaale geworfen wurde, der bedauernswürdigste. Er war dem Ruf der Knechte nicht ungehorsam, er ist gekommen, er hat nicht verachtet, er hat seinen Acker und seine Hantierung gegen den himmlischen Beruf gering geachtet, er hat nicht gegriffen, nicht gehöhnt, nicht getötet, er ist hineingedrungen bis in den Hochzeitsaal, - und doch musste er vor der Frage des Königs verstummen, und gebunden hinaus in die äußerste Finsternis; das ist jämmerlich. Man kann also laufen, man kann kommen bis in den Hochzeitsaal, man kann in Allem aussehen wie ein wahrer Christ, und ist doch ein Mensch, dessen Erbteil ewige Finsternis ist. O lasst uns das wohl bedenken! Dieser Mensch war entweder zu träg dazu, sich der Verwandlung im Vorzimmer, dem Ausziehen des alten und dem Anziehen des neuen Menschen zu unterwerfen, oder er war zu hochmütig dazu, meinte, seine Kleider, seine mitgebrachten, selbsterworbenen Kleider seien schön genug für die königliche Mahlzeit, kurz er verschmähte die königlichen Kleider. Ach dass der HErr in unsere Herzen einen Strahl seines Lichts sendete zur Durchforschung und Durchsuchung unsers Innern! Fragt euch doch, ihr, die ihr einigen Anfang im Christentum gemacht habt, fragt euch doch: ist es uns denn auch ein wahrer Ernst zum Heiland? Sind wir auch willig, uns all dem zu unterwerfen, was zu unserer Reinigung und Vorbereitung auf den Tag der Ewigkeit gehört? Ist es uns auch das höchste Anliegen, nichts an uns zu dulden, was den Augen Jesu missfällig ist? Suchen wir auch in die Gemeinschaft seines Todes und seiner Auferstehung einzubringen, mit ihm zu sterben, das alte Leben der Natur je mehr und mehr in seinen Tod zu ziehen, und mit ihm im neuen Leben des Geistes zu wandeln? Wollen wir aus seinem Evangelium kein Kopfkissen für den alten Menschen machen? Wollen wir allein aus seinem Verdienst gerecht werden, nicht durch unsere Werke, Heiligkeit, Verleugnungen und dergleichen? „Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz, prüfe mich und erfahre, wie ich es meine, siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege!“ (Ludwig Hofacker)
Der Grund, warum ein gottloser Mensch sich nicht zu Gott bekehrt, liegt nicht darin, dass er nicht kann (obgleich er nicht kann), sondern darin, dass er nicht will. Er kann am Gerichtstage nicht sagen: „Herr, Du weißt, dass ich mein Bestes getan habe, um heilig zu sein, aber ich konnte nicht.“ Der Mann, der kein hochzeitliches Kleid anhatte, konnte nicht sagen: „Herr, ich war nicht imstande, mir eines zu beschaffen.“ Sondern „er verstummte.“ W. Fenner.