Und soll geschehen, wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll errettet werden.
Warum rufe ich nicht seinen Namen an? Warum laufe ich zu diesem und jenem Nachbar, wenn Gott so nahe ist und meinen schwächsten Ruf hören will? Warum sitze ich nieder und mache Entwürfe und erfinde Pläne? Warum werfe ich nicht sogleich mich und meine Last auf den Herrn? Der gerade Weg ist der beste - warum laufe ich nicht sogleich zu dem lebendigen Gott? Vergeblich werde ich anderswo Befreiung suchen, aber bei Gott werde ich sie finden, denn hier habe ich Sein königliches soll, und das gibt mir Gewissheit.
Ich brauche nicht zu fragen, ob ich Ihn anrufen darf oder nicht, denn das Wort „Wer“ ist ein sehr weites und umfassendes. „Wer“ meint mich, denn es meint allen und jeden, der Gott anruft. Ich will deshalb der Führung des Textes folgen und sogleich den glorreichen Herrn anrufen, der eine so weite Verheißung gegeben hat.
Meine Not ist dringend, und ich sehe nicht, wie ich befreit werden soll, aber das ist nicht meine Sache. Er, der die Verheißung gibt, wird Mittel und Wege finden, sie zu halten. An mir ist´s, seinen Geboten zu gehorchen; an mir ist´s nicht, Seine Ratschläge zu leiten. Ich bin sein Diener, nicht sein Sachwalter. Ich rufe Ihn an, und Er wird mich erretten. (Charles Haddon Spurgeon)
Gott reizt, lockt, vermahnt, treibt alle Menschen zum Gebet, sagt Allen gewisse Erhörung zu.
Joel 3,5.: Wer den Namen des Herrn wird anrufen, der soll errettet werden.
Dies soll vor allen Dingen betrachtet werden. Denn wissen, dass Gott alle Dinge zuvor weiß, ist nicht genug; man muss auch wissen, dass Gott das Beten fordert und Erhörung zusagt, Joh. 16, 23.: „So ihr den Vater Etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er's euch geben“. Matth. 7, 8: „Wer da bittet, der empfängt; wer da suchet, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan“. Luc. 18, 1.: „Man muss allezeit beten, und nicht müde werden“. Jac. 1, 5.: „So Jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte von Gott, der da gibt einfältig Jedermann, und rückts Niemand auf; so wird sie ihm gegeben werden“. 1 Joh. 5, 14.: „So wir Etwas bitten nach seinem Willen, so erhört er uns“. Matth. 21, 22.: „Was ihr bitten werdet, so ihr glaubet, so werdet ihr's empfangen“.
2. Da stehet der Befehl und Zusage. Wer hierdurch nicht bewogen wird, muss ein steinern Herz haben. Wer's nicht glaubt, hat ein heilloses Herz, ist nicht wert, dass er ein Mensch heiße.
3. Dies ist nicht unbekannt. Warum glauben wir's aber nicht? Oder warum beten wir nicht? Warum werden wir nicht erhört? Warum erlangen wir den heiligen Geist nicht? Darum, dass wir nicht im rechten Glauben beten, und Gott stille halten und auswarten. Denn der rechte Glaube hält Gott stille in ganzer Gelassenheit.
4. Wer aber zweifelt, ist treulos; macht erst sein Gebet selbst zunichte; denn Gott kann ihm nichts geben. Zum andern hält er Gott für einen Lügner und ohnmächtigen Gott, der entweder nicht wolle oder nicht könne geben, was uns mangelt. Dies sind zwei böse Stücke.
5. Der Glaube aber hält das Herz stille, macht es fähig göttlicher Gnaden. Gott fordert Nichts mehr von dem Menschen, denn den Sabbat, „Ruhe von allen seinen Werken“, 1 B. Mos. 2, 2. von ihm selbst vornehmlich.
6. Unser Geist und Gemüt ist wie ein Wasser, darüber der Geist Gottes ohne Unterlass schwebt, 1 B. Mos. 1, 2. So bald es stille wird, und von keinem Winde der zeitlichen Gedanken hin und her bewegt, bleibt Gott darin, spricht kein kräftiges Wort in solch still Wasser. Dieser Blick ist besser und edler, denn die ganze Welt. Besiehe das 8. Kapitel der Deutschen Theologie und Dr. Taulerus an vielen Orten. Stille Wasser werden leichtlich erwärmt von der Sonne; die schnellen, rauschenden Flüsse selten oder gar nicht.
7. Der Unglaube raubt Gott seine Ehre und Namen der Treue und Wahrheit. Dadurch wird ein Christ gar zum Heiden und Verleugner Gottes. Wo er darin bleibt, ist er gewiss ewiglich verdammt.
O ewiger, treuer und wahrhaftiger Gott, der du nicht lügen kannst! ich erkenne durch deine Gnade, dass du alle Menschen reizt, vermahnst und treibst zum Gebet, zu ihrem großen Nutzen und Frommen, erbietest dich mit deiner Güte Allen gleich. Hilf, lieber Vater! dass ich solches mit Ernst bedenke, und dadurch zum rechten, beständigen, wahren Glauben möge kommen, auf dass ich deine große Güte an mir nicht lasse vergebens sein, sondern durch den Glauben dir stille halte, und in beständiger Geduld auf dein Licht in mir warte. Amen.