Mache dich auf! mache dich auf, Zion! ziehe deine Stärke an! schmücke dich herrlich, du heilige Stadt Jerusalem. Denn es wird hinfort kein Unreiner und Unbeschnittener in dir regieren. Mache dich aus dem Staube, stehe auf, du gefangene Jerusalem, mache dich los von den Banden deines Halses, du gefangene Tochter Zion. Denn also spricht der Herr: Ihr seid umsonst verkauft, ihr sollt auch ohne Geld erlöst werden.
Ja, mein Jesu! nicht mit Gold oder Silber, sondern mit Deinem heilig teuren Blute, und mit Deinem unschuldigen Leiden und Sterben hast Du uns erlöst, erworben und gewonnen von allen Sünden, vom Lode und von der Gewalt des Teufels, auf dass wir Dein Eigen seien! Mit diesem Bekenntnis treten wir ein in die große, stille Marterwoche unseres Herrn; und auf dieses Bekenntnis sind wir gegründet als Sein Zion und als die heilige Stadt Jerusalem. So ruft uns denn nun das Wort zu: Mache Dich auf! ziehe Deine Stärke an! schmücke Dich herrlich! ei ja, das tut uns Not in dieser heiligen Zeit. Denn wir liegen im Staube des Irdischen, wir sind gefangen und Bande liegen uns auf dem Halse, unser Gefängnis ist die anklebende Sünde und der eitle Wandel nach der Väter Weise; und unsere Bande, das ist die Fremdherrschaft der Unreinen und Unbeschnittenen, welche eingedrungen in den Weinberg des Herrn. Woher sollen wir denn unsere Stärke nehmen und anziehen? - Unser gutes, lauteres, unverfälschtes Bekenntnis, das ist unsere Stärke, damit wollen wir Dir Dein Kreuz nachtragen, lieber Herr, und nicht nach Ehrenkronen verlangen, sondern gern Deine Schmach auf uns nehmen. Woher sollen wir denn den Schmuck nehmen, den wir anlegen sollen? Dein teuer wertes Wort und süßes Evangelium und Dein reines Sakrament, das ist unser Schmuck, so willst Du Deine Kreuz-Gesellen haben, dass wir bei Dir sein dürfen in Deiner heiligen Leidenstiefe in Gethsemane und auf Golgatha. Ach, Herr, mein Gott! damals streuten sie Dir Palmen, breiteten ihre Kleider auf den Weg und brachten Dir das Hosianna! Aber damals hatten sie Zion zur Mördergrube gemacht und Jerusalem war nicht Deine heilige Stadt. Erbarm' Dich unser, o Jesu! dass wir's anders und besser machen! dass ein fester, starker Glaube Dir die Palmen streue, und dass wir Dir das alte Sündenkleid unter Deine Füße breiten, damit Herz, Sinn und Mut in Dir geheiligt werde durch und durch. So wollest Du Deinen Einzug halten, Du großer König in Deine heilige Stadt! (Nikolaus Fries)