Das zerstoßene Rohr wird Er nicht zerbrechen und das glimmende Tocht wird Er nicht auslöschen.
Das ist ein milder Heiland, ein gütiger Herr, der sich des Armen erbarmt und hilft dem Schwachen. Das ist ein freundlicher Arzt, der eingeht zu den Hütten der Kranken und heilt ihre schweren Gebrechen. Er will ja gerne Alle an sich heranziehen, der gnädige und barmherzige Gott, darum hat Er Seinen lieben Sohn gesandt, der anrichten soll das Recht auf Erden und der umhergeht, Alle, Alle zu Seines Vaters Tische einzuladen. Und wo Er sieht ein zerschlagenes Herz, ein zermartertes Gemüt, das sich nach Erlösung sehnt von seinem Elend und nach Licht auf dem dunklen Wege, siehe da ist Er gleich mit Worten des Lebens, mit heiligender köstlicher Salbe. Er zerbricht nicht das zerstoßene Rohr, Er lässt es nicht vom Sturme zu Boden knicken; Er gibt ihm einen festen Stab, daran es sich lehne und fortwachse und wurzle in sicherem Boden und dann von Neuem aufsprieße in lieblicher Pracht!
Und wo der Heiland in der Seele des Menschen noch ein Fünkchen Glauben sieht, da lässt Er es nicht verlöschen und verkümmern. Hat auch die Weltlust und böse Begierde fast alles Öl verzehrt, hat die Wirkungen der heiligen Taufe fast gänzlich unscheinbar gemacht wenn das Tocht nur noch glimmt, o auch nur ein klein, klein wenig, - da will es der Heiland nicht auslöschen. Nein Er kommt herzu mit dem Öl der Wahrheit, der göttlichen Freiheit und mit dem Wehen Seines heiligen Geistes, so dass aus dem elenden, halb verglimmten Tocht eine leuchtende, duftende Flamme wird, an der sich die Engel im Himmel freuen!
Darum verzweifle Keiner! Bist Du auch zerschlagen und zerstoßen, glaubst Du fast unrettbar verloren zu sein, ist der Glaube fast in Dir wenn Du nur noch die Sehnsucht erloschen hast, Dir von dem Heiland helfen zu lassen, da kommt Er schon, Dich zu erquicken, Dich aufzuheitern mit all Seiner Liebe, Seinem Verzeihen, Seinem Trost und Seiner aufrichtenden Stärke, denn Er hat es gesagt und es ist ewige unumstößliche Wahrheit, das Wort: „Das zerstoßene Rohr wird Er nicht zerbrechen und das glimmende Tocht wird Er nicht auslöschen!“ Preis und Ehre sei Gott, dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste von nun an bis in Ewigkeit! Amen. (Burghard von Cramm)
Das zerstoßene Rohr wird Er nicht zerbrechen, und das glimmende Docht wird Er nicht auslöschen.
Dann kann auch ich auf sanfte Behandlung durch meinen Herrn rechnen. In der Tat, ich fühle mich, wenn ich am besten bin, so schwach, so biegsam, so wertlos wie ein ein Rohr. Jemand sagte: „Ich gebe kein Binsenrohr um dich,“ und das Wort war, obwohl ein unfreundlich, doch nicht unwahr. Ach! ich bin schlimmer als ein Rohr, wenn es am Flusse wächst, denn es kann wenigstens den Kopf aufrecht halten. Ich bin zerstoßen, schwer, traurig zerstoßen. Es ist jetzt kein Klang in mir; es ist eine Spalte da, durch die alle Melodie entweicht. Weh mir! Doch Jesus will mich nicht zerbrechen, und wenn Er es nicht will, so kümmere ich mich wenig darum, was andre zu tun versuchen. O, huldreicher und mitleidiger Herr, ich flüchte mich unter Deinen Schutz und vergesse meiner Wunden.
Wahrlich, ich kann auch sehr wohl „dem glimmenden Docht“ verglichen werden, von dem das Licht geschwunden ist und nur der Rauch geblieben. Ich fürchte, eher lästig als nützlich zu sein. Meine Furcht sagt mir, dass der Teufel mein Licht ausgeblasen und mich als einen schändlichen Rauch zurückgelassen habe, und dass mein Herr mir bald das Löschhorn aufsetzen werde. Doch bemerke ich, dass doch keine Löschhörner da waren, und Jesus will mich nicht auslöschen, deshalb bin ich hoffnungsvoll. Herr, zünde mich aufs Neue an und lass mich leuchten zu Deiner Ehre. (Charles Haddon Spurgeon)