“Stehe auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm her.“
Siehe, ich höre die Stimme meines Freundes! Er spricht mit mir! Ein heiterer Himmel lächelt hernieder auf das Antlitz der Erde, und Er will mich nicht im geistlichen Schlummer liegen lassen, wenn die ganze Natur rings um mich her aufwacht aus ihrem Winterschlaf. Er ruft mir: „Stehe auf,“ und Er hat Recht, denn ich habe nun lange genug bei den Fleischtöpfen der Weltlust geruht. Er ist auferstanden, ich bin auferstanden in Ihm, warum denn sollte ich noch am Staube kleben? Aus irdischer Liebe, Sehnsucht, Erwartung, Hoffnung möchte ich mich empor schwingen zu Ihm. Er nennt mich mit dem lieblichen Namen „Meine Freundin“ und hält mich für schön; das ist ein mächtiger Grund, mich zu erheben. Wenn Er mich so gelobt hat und mich für freundlich hält, wie kann ich noch verziehen in den Hütten Kedars und verwandte Freunde suchen unter den Menschenkindern? Er ruft mir: „Komm her.“ Von jeder selbstsüchtigen, niedrigen, weltlichen, sündlichen Begierde ruft Er mich mehr und mehr hinweg; ja, von der äußerlichen Weltfrömmigkeit, die Ihn nicht kennt und keine Gemeinschaft mit dem Geheimnis des höheren Lebens hat, zieht Er mich ab. Das „Komm her“ hat keinen harten Klang für mein Ohr, denn was fesselt mich noch an diese Wüste der Eitelkeit und Sünde? O, mein Herr, ich wollte, ich könnte wegkommen, aber ich bin umstrickt von den Dornen und kann mich nicht davon los machen, wie ich gern möchte. Wenn‘s möglich wäre, so möchte ich weder Augen, noch Ohren, noch ein Herz für die Sünde haben. Du rufst mich zu Dir und sprichst: „Komm her,“ und das ist wahrlich ein köstlicher Ruf. Zu Dir kommen, heißt heimkommen aus der Verbannung, den Hafen erreichen aus dem tobenden Sturm, zur Ruhe kommen nach schwerer Arbeit, das Ziel meiner Sehnsucht und den Gipfel aller meiner Wünsche erlangen. Aber Herr, wie kann sich ein Stein erheben, wie kann ein Erdenkloß herauskommen aus der schrecklichen Grube? O, ziehe mich empor und erhebe mich. Deine Gnade ist‘s imstande. Sende Deinen Heiligen Geist, dass Er heilige Liebesflammen anzünde in meinem Herzen, so will ich mich fort und fort erheben, bis ich Leben und Zeitlichkeit hinter mir zurücklasse, und zu Dir herkomme.
„Liebe, Dir ergeb‘ ich mich,
Dein zu bleiben ewiglich.“ (Charles Haddon Spurgeon)