Psalm 49,2

Andachten

Hört zu, alle Völker, merkt auf alle, die zu dieser Zeit leben.
In diesem Sprüchlein haben wir eine feine Lehre, wie so hoch von nöten sei, dass wir und alle Menschen unsere Ohren und Herzen zu Gott wenden, und aus Gottes Wort, als aus Gottes Munde lernen uns selbst und Gott erkennen. Denn das ist die rechte geistliche Weisheit und Klugheit, wenn ein Mensch sein eigen Elend und Ende erkennt, davon dieser Psalm redet; und dagegen Gottes lautere Gnade und Barmherzigkeit. Wenn nämlich ein Mensch seine eigene Nichtigkeit und Unwürdigkeit erkennt, dass er von ihm selbst nichts habe, nichts sei und nichts vermöge; dagegen alles, was er habe, sei und vermöge, das sei lauter Gnade Gottes; auch dass er Lebe, das habe er aus Gnaden. Ferner, dass ein Mensch seine Bosheit erkenne, welche eine große und tiefe Verderbung menschlicher Natur sei, die nicht zu ergründen ist, und wie das Herz des Menschen so voller Unreinigkeit sei, dass alle Heiligen darüber geklagt und geseufzet haben; und wie dagegen der Mensch in seinem Herzen müsse erneuert werden zu einer neuen Kreatur durch den Glauben und heiligen Geist; und wie dagegen in Christo unsere Gerechtigkeit und Heiligkeit zu suchen, und unser betrübtes Gewissen damit in Anfechtungen und Todesnot zufrieden zu stellen sei. Wenn man das bedenkt und erkennt, das ist die rechte Furcht Gottes, die der Weisheit Anfang ist; sonderlich dass man seine Hoffnung und Zuversicht auf Gott setzt, nicht aber auf sich selbst und auf den ungewissen Reichtum. (Johann Arnd)

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