Er tröstet sich dieses guten Lebens, und preist’s, wenn Einer nach guten Tagen trachtet.
Erleuchtete Christen sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Sie suchen ein himmlisches Vaterland, sie warten auf eine Stadt, die einen Grund hat, und deren Schöpfer und Baumeister Gott ist. Sie jagen nach einem vorgesteckten Ziel, einem Kleinod nach, welches ihnen die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu vorhält. Hingegen sind die Kinder dieser Welt irdisch gesinnt, machen den Bauch zum Gott, suchen ihre Ehre in ihrer Schande, und sehen ein gutes Leben auf Erden, und gute Tage unter den Menschen (obschon ihr Mund zuweilen anders redet), für das höchste Ziel ihrer Wünsche an. Dieses ist der Sinn der vornehmen und niedrigen, der gelehrten und ungelehrten, der reichen und der armen Welt, insofern sie im Argen liegt, da dann nur dieser Unterschied wahrzunehmen ist, dass Einige die Hochachtung und den Ruhm, worin sie bei Andern zu stehen meinen (wiewohl sich’s oft gar anders verhält, und ihre Meinung ein leerer Traum ist), allen andern Vergnügungen vorziehen, Andere aber sinnliche Vergnügungen, welche sie bei der Unzucht oder bei dem Essen und Trinken empfinden, den Vorzug einräumen. Wenn nun der Weltmensch sich ein solches Ziel vorgesteckt hat, so wendet er auch die Mittel an, dasselbe zu erreichen. Reichtum, Ehrenstellen, Gunst der Mächtigen, Künste, Wissenschaften, ja auch das Wort Gottes, insofern man’s predigt oder schreibt, däucht ihn ein Mittel zu sein, Ehre unter den Menschen, oder fleischliche Vergnügungen, oder beides zugleich zu erjagen. Hat er nun seinen Zweck einiger Maßen erreicht, so tröstet er sich dieses guten Lebens: kommt er aber in vielen Stücken zu kurz, so preist er’s wenigstens, wenn Andere nach guten Tagen trachten, und hält solche Leute für weise, und, wenn sie ihren Zweck erreichen, für glücklich. Was sagt aber der Heilige Geist zu diesem Allem? Er sagt V. 11.: man wird’s sehen, dass solche Weisen doch sterben, sowohl als die Toren und Narren, die nichts zuwege bringen, umkommen, und müssen ihr Gut, das vornehmste Mittel, gute Tage zu erlangen, Andern lassen, V. 13.: Sie können nicht bleiben in ihrer Würde, welche auch ein Hauptstück des guten Leben ist, sondern müssen davon wie ein Vieh, das dem Tod widerstrebt, und ihn doch leiden muss, ohne eine Hoffnung des ewigen Lebens zu haben, V. 15.: Sie liegen in der Hölle wie Schafe, die in dem Pferch eingesperrt sind, und nicht ausbrechen können, ihr Trotz muss vergehen, in der Hölle müssen sie bleiben, V. 18.: Ein reicher und vornehmer Weltmensch wird nicht in seinem Sterben mitnehmen, und seine Herrlichkeit wird ihm nicht nachfahren, V. 20.21.: Solche Leute fahren ihren Vätern in das Behältnis der Toten nach, und sehen das Licht des Lebens nimmermehr. Kurz, wenn ein Mensch in der Würde ist, und hat keinen Verstand zu geistlichen und ewigen Dingen, so fährt er davon, wie ein Vieh. Ist’s also nicht erwiesen, dass dieser Leute Tun lauter Torheit ist? Ach Gott, erleuchte mich und meine Mitmenschen, dass wir durch den Glauben an Deinen Sohn zur Seligkeit weise werden! (Magnus Friedrich Roos)