Ich liege und schlafe, und erwache, denn der HErr erhält mich.
David schrieb dieses, da er vor seinem Sohn Absalom floh, und noch in keiner befestigten Stadt angekommen war. Indem er nun mit seiner kleinen Mannschaft auf dem Feld sich lagern musste, so hätte er von den vielen Hunderttausenden, die sich umher wider ihn auflehnten, überfallen und umgebracht werden können; ja zuerst wäre ein kleines Heer von zwölftausend Mann genug gewesen, den David bei der Nacht zu überfallen, seinen Anhang zu zerstreuen und ihn zu töten, wie der kluge Ahitophel 2 Sam. 17,1.2.3. davor hielt. David wusste seine Gefahr, und betete; als er aber eine Nacht oder etliche Nächte vor allen feindlichen Überfällen bewahrt geblieben war, so sagte er: ich liege und schlafe, und erwache, denn der HErr erhält mich. Das zeitliche Leben der Knechte und Mägde Gottes steht unter einer besonderen göttlichen Bewahrung. So lange Gott sie zu Seinem Dienst brauchen will, erhält er auch ihr Leben. In einer jeden Nacht, und so auch an einem jeden Tag könnte einem Jeden ein Unfall begegnen, der seinem Leben ein Ende machte: der HErr aber erhält ihn. Paulus sagte: er sei immer als ein Sterbender und lebe doch 2 Kor. 6,9.; und 2 Kor. 4,10.11.: wir tragen um allezeit das Sterben des HErrn Jesu an unserem Leibe, auf dass auch das Leben des HErrn Jesu an unserem Leibe offenbar werde; denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen; auf dass auch das Leben Jesu offenbar werde an unserem sterblichen Fleische. Man hat also nicht nötig, bei dem Dienst, den man dem HErrn Jesu leisten soll, seinen Leib allzu ängstlich zu schonen, oder bei der Empfindung seiner Schwachheit allzu furchtsam zu sein, weil das Leben Jesu an demselben offenbar werden, und ihn erhalten soll, bis die rechte Stunde erscheint, in welcher man diese Hütte ablegen, und in die himmlische Wohnung eingehen soll. Übrigens ist es unsere Schuldigkeit, Gott für die Bewahrung unseres Leibes und Lebens täglich zu danken, und besonders an jedem Morgen Seine Güte zu preisen, die uns und alle die Unsrigen, ja auch unsere Wohnung und Habe, in der vergangenen Nacht, da wir als Schlafende den Toten ähnlich waren, und gar keine Vorsichtigkeit beweisen konnten, bewahrt hat. Sollte uns auch ein Unfall in einer Nacht begegnen, so dürfen wir ihn als eine Bestrafung wegen unserer Trägheit ansehen, bei welcher wir die Bewahrung, die wir in vielen andern Nächten genossen hatten, nicht hoch genug geschätzt, und Gott nicht gehörig dafür gedankt, oder etwa nicht aufs Neue darum gebeten haben. Der HErr Jesus schlief auch. Er schlief einmal in einem Schiff, das nahe am Untersinken war, und wachte doch ohne Furcht auf. Er schlief auch zu andern Zeiten in großen Gefahren, weil man Ihm oft nachstellte, und blieb doch voll Zuversicht. Er schenke uns von Seinem Glauben, und lasse uns die Bewahrung, die Ihm der Vater erzeigt hat, auch widerfahren. Seine heilige Nachtruhe heilige und segne unsern Schlaf, damit wir jeden Morgen zu Ihm sagen können: wenn ich erwache, bin ich noch bei Dir, und alsdann auch für den Schutz Gottes, der uns im Schlaf erhalten hat, fröhlich danken können. (Magnus Friedrich Roos)