Der Gottlose borgt und bezahlt nicht; der Gerechte aber ist barmherzig und milde.
Wer mutwillig borgt (das heißt: Etwas von seinem Nächsten entlehnt) und nicht zu bezahlen gedenkt, der begeht eine dreifache Sünde: 1. Sündigt er wider das siebente Gebot und wider Gottes Gerechtigkeit; 2. wider seine eigene Seele, denn er verpfändet die Güter der Seele, seine Ehre und Redlichkeit, welche fürwahr teurer ist, denn alles Geld; 3. versündigt er sich an seinem Nächsten. Darum solche Leute allhier genennt werden gottlose Leute, die weder Gottes Gerechtigkeit, noch ihre eigene Ehre, noch des Nächsten Schaden achten, vergessen Gottes, ihrer eigenen Ehre und der Liebe des Nächsten. Hierher gehört das ganze 29. Kapitel Sirachs. Dagegen ist nun der Gerechte barmherzig und milde. Barmherzigkeit und Mildigkeit ist eine Frucht des Heiligen Geistes. Und werden allhier wohlhabende Leute gelehrt, dass sie mit ihren Schuldigern Geduld haben sollen, ihr Recht nicht allzu hoch und scharf suchen, sondern, wie Gott Sein Recht mit Barmherzigkeit mildert, also soll ein Gottesfürchtiger auch tun, dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Bedenket an den Schalksknecht. Mancher könnte mit seinem Schuldiger wohl Geduld haben, ohne alle seinen Schaden, aber er würget ihn und bringt ihn an den Bettelstab, das gefällt aber Gott dem HErrn übel, der wird zornig, und fordert wieder genaue Bezahlung.(Johann Arnd)